So wirkt die Reallohn-Senkung

Wie wirken sich die niedrigeren Reallöhne auf die österreichische Wirtschaft aus?

Österreichs Geldlöhne sind im Vergleich zum Vorjahr zwar gestiegen, die Reallöhne sind jedoch gefallen. Was bedeutet das für Österreichs Wirtschaft?

von Geld, Münzen © Bild: shutterstock.com/Marian Weyo

Heimtückisch: Die Löhne steigen zwar, trotzdem kann man sich weniger leisten. In Wirklichkeit sinken still und leise unsere Reallöhne. Das bedeutet: Die Inflation steigt schneller, als die Löhne sich anpassen.

Geldlohn vs. Reallohn

Der Geldlohn oder auch Nominallohn beschreibt den Eurobetrag, den wir monatlich aufs Konto überwiesen bekommen. Doch Euro ist nicht gleich Euro. Je nachdem, wie viel ich mir mit diesem Geld kaufen kann, kann der gleiche Betrag mehr oder weniger Wert sein. Daher müssen die Geldlöhne regelmäßig an die Teuerung der Preise angepasst werden. Diese Teuerungsrate oder Inflationsrate beträgt in Österreich im Jahr 2016 bisher durchschnittlich 0,83 Prozent. Berücksichtigt man die Inflation, daher inflationsbereinigt, spricht man vom Reallohn.

Die Reallöhne sinken in vielen Branchen bereits seit einigen Jahren. Wieso scheint die Bevölkerung das so einfach hinzunehmen?

Reallöhne und Arbeitslosigkeit

Bereits dem berühmten Ökonomen John Maynard Keynes ist nicht entgangen, dass eine Senkung des Reallohnes viel weniger Aufruhr in der Bevölkerung erzeugt, als wenn man die Geldlöhne kürzen würde. Niedrige Löhne sind laut Ökonomen aber wichtig, um die Arbeitslosigkeit gering zu halten. Bei niedrigeren Löhnen fragen Arbeitgeber eher Arbeitskräfte nach.

Lohnkürzungen als Gefahr für die Wirtschaft

Auf der anderen Seite sind zu niedrige Löhne aber sehr gefährlich, denn sie verringern die Konsumnachfrage. Diese aber ist der Treibstoff des Wirtschaftsmotors. Verdienen die Leute weniger, konsumieren sie weniger und die Firmen verkaufen weniger Waren, weshalb sie ihre Arbeitskräfte wieder nicht gut bezahlen können. Das ist eine Teufelsspirale, aus der ein Entkommen fast unmöglich ist.

Wundermittel Reallohnsenkung

Um das zu verhindern, schlug Keynes eine Senkung des Reallohnes bei gleich bleibenden oder leicht steigenden Geldlöhnen vor, so wie es momentan in Österreich der Fall ist. Es ist ein psychologisches Phänomen: Die Leute bemerken die Reallohnsenkung kaum, weil der Betrag am Konto ja gleich geblieben ist, und verändern ihr Konsumverhalten daher nicht.

In diesem Sinne bleibt die Konsumnachfrage trotzdem weiterhin erhalten und die Firmen können ihre Waren verkaufen. Auf Grund der Inflation steigen die Preise der Waren. Die Produktionskosten, darunter die Löhne, bleiben konstant oder passen sich nur langsam an. Das verschafft den Firmen größere Profite, die sie beispielsweise für Investitionen verwenden. Im Endeffekt könnte die Wirtschaft sogar noch davon profitieren, dass wir uns weniger leisten können.

Kommentare

higgs70

Also wenn man sich das Auseinanderdriften von Löhnen und Gewinnen in den letzten 2 Jahrzehnten anschaut, kann man den letzten Satz da oben nicht ernst nehmen. Das mag für kleine und mittlere Betriebe gelten, aber wo's über Aktien läuft und das kurzfristige Denken von Bilanz zu Bilanz auf dem Plan steht, wirds den Arbeitnehmer nicht trösten, wenn sich für seinen Reallohnverlust ein Shareholder erfreut auf die Schenkel klopft.
Gleichzeitg geschieht auch noch ein Verdrängungswettbewerb von oben nach unten, zuerst gabs beispielsweise Banklehrlinge,dann nahm man nur noch Maturanten, dann nur noch HAK-Absolventen und jetzt muss einer für denselben Job - bei ähnlicher Bezahlung versteht sich - ein BWL-Studium haben. Und den letzten und das sind die ganz unten beißen die Hunde und man kriegt ein wachsendes Prekariat Chancenloser und gleichzeitig überqualifizierte Lohnsklaven weiter oben. Und es gibt auch hier kritische Massen und dann kippt das ganze System. Da regelt sich nichts von selbst und wenns der Wirtschaft gut geht fällt man auch manchmal aufs Maul.

Vor allem sind die Steuern und Abgaben massiv gestiegen damit die Milliardenkosten im Asylbereich bezahlt werden können.

BigBadWolf melden

Dieses Wundermittel wird in die Hosen gehen, weil die Menschen weniger kaufen können. Fakt ist: RotSchwarz hat die Konjunktur zum Erliegen gebracht. Auch die vielgepriesene Steuerreform war KEINE STEUERSENKUNG. Happige Gegenfinanzierungen verhindern, dass den Leuten mehr Geld zum Ausgeben bleibt. Eine Reallohnsenkung verlängert unseren Verbleib im Jammertal und wird letztlich zur Abwahl der Koalition der Verlierer (SPÖVP) führen.

Henry Knuddi
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bis etwa 1990 konnte die politik die wirtschaft steuern, danach steuerte die wirtschaft die politik
also jede andere partei kann nichts machen, auch der bürgeranwalt nichts, weil er von wirtschaft finanziert wird

Dieter Draxler
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naja das problem ist aber auch dass die leute mehr geld ausgeben als vor 20/30 jahren, heute leisten sich viele junge einen schnellen internetanschluss, kabelfernsehen, ev sky, ein iphone und schon sind 100-120 euro weg, dazu kommt bei vielen die kreditraten weil ja wohnung und auto abbezahlt werden müssen, früher haben's auch alte möbel und das 20 jahre alte auto vom vater gemacht

Dieter Draxler
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den leuten würde ein wenig bescheidenheit gut tun, man muss nicht alles haben, dann bleibt auch mehr geld für die schönen dinge über ohne sich in schulden zu stürzen

Henry Knuddi
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es kommt immer darauf an, was man braucht ...
ich habe kabelanschluss - kein tv(geht auch per antene) kostenpunkt 25,00 anstatt 100 und mehr

Sprecht euch mal mit dem Standard ab. Der will uns nämlich gerade verkaufen, dass wir so viel Geld wie noch nie haben:
http://derstandard.at/2000042442834/Junge-verdienen-heute-deutlich-besser-als-ihre-Eltern-frueher

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