"Mamma Mia!"-Premiere in Wien

Knallbuntes Partymusical mit Schlag(hosen). Spaßgarantie auch auf Deutsch.

von Mamma Mia © Bild: APA/Armin Bardel

Knapp 55 Millionen Zuschauer weltweit seit der Londoner Premiere 1999 können sich dann offensichtlich doch nicht irren. Und immerhin ist die Wiener "Mamma Mia!"-Fassung die österreichische Erstaufführung der deutschen Version des Stücks. Alle 22 ABBA-Hits des Abends werden also mit deutschen Texten gesungen. Klingt gruselig? Ist es aber überraschenderweise überhaupt nicht. Einerseits haben auch ABBA selbst in den 1970ern einen Teil ihrer Lieder wie "Ring Ring" oder "Waterloo" mit herzerwärmendem schwedischen Akzent auf Deutsch eingespielt. Und andererseits zeichnet für die deutschen Texte diesmal Michael Kunze verantwortlich, der österreichischen Musicalfreunden als Autor von Erfolgen wie "Elisabeth" oder "Rebecca" bekannt ist. Die Titelworte Money oder Honey bleiben, der Rest wird adaptiert und geht erstaunlich gut auf, auch wenn "Gimme a man after midnight" zu "Gib mir 'nen brauchbaren Lover" mutiert.

Schlichte Bühne, schlichte Story

Die Produktion selbst ist dabei vom Aufwand her äußerst schlicht gehalten - zwei drehbare Bühnenelemente stellen mal die Taverne der alleinerziehenden Mutter Donna auf ihrer griechischen Insel dar, mal das Innere des Hauses. Die Story ist ähnlich komplex: Als Donnas Töchterlein Sophie heiraten möchte, lädt sie kurzerhand hinter dem Rücken ihrer einst lockeren Mutter jene drei Männer ein, die als möglicher Vater für sie infrage kommen. Chaos ist vorprogrammiert.

Show zum Mitklatschen

Die Gute-Laune-Oldies der beiden ABBA-Männer Björn Ulvaeus und Benny Andersson wurden dabei von Catherine Johnson nahtlos in die Handlung integriert. So treiben "Super Trouper", "Chiquitita", "Dancing Queen" und Co tatsächlich die Geschichte voran - und reizen das Publikum schon während der Show zum Mitklatschen. Das liegt nicht zuletzt an einem über weite Strecken großartigen Cast.

Stimmig besetzt

Die Hauptrolle der Donna, die in der Hollywood-Verfilmung des Stücks von Meryl Streep gespielt wurde, füllt die Wienern schon bestens aus "Sister Act" oder "Natürlich blond" bekannte Ana Milva Gomes mit ihrer warmen Soulstimme aus. Der Knaller des Abends war allerdings Volkstheater-Mitglied Susa Meyer als Jet-Set-Diva Tanja, die im Duo mit Jacqueline Braun als Rosie die schrägen Freundinnen von Donna in einer Mischung aus Spaß am Quatsch, ironischer Spielfreude und perfekter Choreografie mimte.

Alte übertreffen Junge

Damit übertrafen die "Alten" die Jungen des Casts. Vielleicht liegt der Generation-40-Plus ABBA einfach doch näher. Jedenfalls spielt die junge Hamburgerin Madeleine Lauw die Rolle der Braut Sophie zwar äußerst charmant und liebreizend, erinnert stimmlich streckenweise leider jedoch an einen Schlumpf, dem man zu fest auf den Bauch drückt. Und auch die Stimme ihres Partners Andreas Wanasek als Sky steht an Volumen seinem trainierten Oberkörper nach. Aber egal: Wer auf Schlaghosen, die 70er Jahre oder einfach Spaß steht, für den führt derzeit eigentlich kein Weg vorbei am Wiener Raimund Theater.

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