What else? Qbo von Tchibo

Die Edelmarke will Nespresso trotzen: Mit quadratischen Kapseln und Kaffee per Handy

Wenn das Wort "Kapselkaffee" fällt, denkt man automatisch an - richtig - Nespresso. Das wird sich so bald auch nicht ändern, aber - es muss nicht immer eine Brühkiste von Nestlé sein. Seit dem Sommer bietet Tchibo unter der Marke Qbo ein neues Kapselsystem an, das sich wie der Branchenprimus im höherpreisigen Segment etablieren möchte. Wir haben das System mit der Kaffeemaschine "You-Rista" getestet, ob es attraktiv genug ist.

von Abgebrüht - What else? Qbo von Tchibo © Bild: Tchibo

Einfaches Kaffeekochen reicht nicht mehr aus. Längst vorbei die Zeiten der klassischen Filtermonster - zumindest auf Knopfdruck soll die Komposition aus Milch und Kaffee nach kurzer Zeit und schön portioniert im Häferl landen. Tchibo geht mit Qbo einen Schritt weiter. Zur Bequemlichkeit des Zubereitens gesellt sich auch noch die volle Individualisierbarkeit des Kaffees hinzu. Mit dem Handy lässt sich nämlich das Verhältnis zwischen Kaffee und Milch regulieren.

Qbo: Die Basics in 40 Sekunden

Besonderen Wert legt Tchibo auch auf die Umweltverträglichkeit der Kapseln. Die 10 unterschiedlichen Kaffeesorten sind in quadratische Kapseln abgepackt, die im Gegensatz zu Nespresso aus recyclebarem Kunststoff und nicht aus Aluminium gefertigt sind. Preislich schenken sich beide Kapselhersteller kaum etwas, der Kaffee von Tchibo ist mit rund 50 Euro pro Kilo einen Hauch "billiger" als Nespresso (knapp 60 Euro pro Kilo). Bequemlichkeit hat eben seinen Preis. Die Maschine selbst ist auch nicht ganz billig: 299 Euro muss man für das Modell You-Rista hinblättern.

Der Gelegenheitswürfel

You-Rista braucht sich hinsichtlich Fertigungsqualität nicht vor hochwertiger Konkurrenz zu verstecken. Die tendenziell auch würfelförmig gehaltene Maschine ist sauber verarbeitet, in drei dezenten Farbtönen erhältlich und sucht bevorzugt das Zuhause des gelegentlichen Kaffeetrinkers mit Vorliebe für minimalistisches Design.

© Tchibo Schick und hochwertig verarbeitet: Die You-Rista

"Gelegentlich" deshalb, weil die You-Rista mit einem Wassertankvolumen von unter einem Liter und kleinem Kapsel-Auffangbehälter sicherlich nicht für den Dauerbetrieb konzipiert ist. Nach wenigen Kaffees fordert die Maschine nicht nur zum Auffüllen, sondern auch immer wieder zum Warten der Maschine auf. Das kann mitunter schon ein wenig nerven.

Sehr gut gefallen hat hingegen der Umstand, via großem Display bestens über die Kaffeemaschine informiert zu sein. Es zeigt nicht nur Zubereitungsarten und Wartungshinweise an, die Maschine erkennt auch automatisch die Kaffeesorte der Kapsel. Schade nur, dass sich das Display nicht schräg herausklappen lässt: Je höher die Maschine steht, desto schlechter sind die Infos zu lesen.

Etwas mehr App, bitte

Zwei weitere Besonderheiten zeichnen die You-Rista aus: Zum einen soll das "PressBrew"-Verfahren dem Kaffee das volle Aroma entlocken, indem die Kapsel während des Vorgangs zusammengedrückt wird. Das ist spätestens dann glaubwürdig, wenn man erkennt, dass hin und wieder eine geringe Menge an Kaffeesatz in der Tasse landet. Kein Malheur, aber bestimmt nicht jedermanns Geschmack.

© Tchibo Markenzeichen: Barista-App und quadratische Kapseln

Zum anderen kann man mit einer Handy-App seine eigenen Kaffeekreationen mixen. Neben den vorgefertigten Zubereitungsarten kann man seinen persönlichen Favoriten aus Kaffee und Milch an die Maschine schicken. Mit 10 unterschiedlichen Sorten und heißer wie kalter Zubereitung ergibt das viele Experimentiermöglichkeiten. Leider lässt sich der Lieblingskaffee nicht fix abspeichern und benötigt immer wieder das Zuspiel vom Handy.

Die App kommuniziert per WLAN mit der Kaffeemaschine, bietet aber über die "Barista"-Funktionen hinaus keinen Mehrwert. Schade eigentlich, denn zumindest das Vorprogrammieren der Kaffeezubereitung (Stichwort: pünktlicher Morgenkaffee) oder das Aufbereiten der Nutzerstatistik wäre keine große Hexerei gewesen. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass Tchibo mit einem Software-Update nachbessert, die notwendige Technik ist ja grundsätzlich verbaut.

Nicht ganz treffsicher, aber gut

Im Redaktionsalltag konnte sich die You-Rista großteils behaupten. Geschmacklich reichte die Beurteilung zu Qbo von "sehr gut" bis "durchschnittlich". Eine Kollegin gab an, dass sie es praktisch fand, zwischen so vielen Sorten auswählen zu können. Eine andere wiederum, dass die Beschreibung der Kaffees zwar recht treffend und verständlich wäre, die Sorten für ihren Geschmack allerdings alle recht nahe beieinander stünden. Unterm Strich waren sich aber bis auf eine Testperson alle einig, dass der Kaffee gut schmeckt.

© Tchibo Ob mit oder ohne Milch: Den meisten Testpersonen schmeckt Qbo

Viel Kritik gab es bei Reinlichkeit und Wartung der Maschine: Zum einen wurde bemängelt, dass ständig Milch- und Kaffeespritzer außerhalb der Tasse landen, was besonders peniblen Gemütern eine Reinigung pro Kaffee beschert. Zum anderen wurden auch die ständigen Wartungshinweise als nervig empfunden. Wasser nachfüllen, Kapselbehälter leeren und Milchbehälter reinigen sind jedenfalls Beschäftigungen, mit denen man konfrontiert ist, wenn es ein Display gibt, das einen öfters darauf hinweist. Diese "Bevormundung" dürfte nicht jedem bekommen.

Angenehmer Nebeneffekt: Die ständige Kommunikation per Display auf der Kaffeemaschine und die Bedienung mittels Drehrad hat bei keiner der Testpersonen zu Fragen geführt, wie die Maschine zu bedienen sei. Die You-Rista funktioniert sehr intuitiv und lässt eben keine Zweifel aufkommen, wenn ihr was "fehlt".

Fazit

Tchibo zeigt mit seiner Edelmarke Qbo und der Kaffeemaschine You-Rista, dass die Basis prinzipiell passen würde, eine starke Konkurrenz zu Nespresso zu etablieren. Der Erstwurf leidet aber noch an unterschiedlichen Kinderkrankheiten, die das Konzept nicht uneingeschränkt empfehlenswert machen. Hinzu kommt letztlich, dass Anschaffung und Betriebskosten nicht günstiger als bei der Konkurrenz sind. Wer aber jetzt schon unbedingt seine eigenen Kaffees kreieren möchte, kann Qbo freilich in Erwägung ziehen. Wie bei jedem Kapselsystem sollte man den Kaffee vor dem Kauf idealerweise selbst verkosten.

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