Prozess gegen Michael Jackson: Das Opfer nennt erstmals die grausamen Details

Popstar soll zwei Mal an Buben Hand angelegt haben DURCHKLICKEN: BILDER vom King of Pop vor Gericht

Der King of Pop soll sein angebliches Missbrauchsopfer zwei Mal unsittlich berührt haben. Beide Vorfälle hätten in 2003 in Jacksons Schlafzimmer auf der Neverland Ranch stattgefunden, sagte der jetzt 15 Jahre alte Jugendliche am Donnerstag vor Gericht in Santa Maria aus. Seine Aussagen widersprachen denen seines Bruders zum Teil, wodurch Jacksons Verteidiger die Glaubwürdigkeit in Zweifel zogen.

Der Bursche sagte, er habe mit Jackson unter der Bettdecke in dessen Schlafzimmer gelegen. Zuvor hätten sie Alkohol getrunken. Jackson habe dann mit ihm über Selbstbefriedigung gesprochen. Wenn ein Mann nicht onaniere, gerate er aus dem Gleichgewicht, so dass er möglicherweise ein Mädchen vergewaltige, soll der Popstar ihm gesagt haben. "Ich sagte ihm, dass ich nicht onaniere. Er sagte, wenn ich nicht wüsste, wie man es macht, würde er es für mich tun." Daraufhin habe Jackson Hand an ihn gelegt. Während der ganzen Zeit seien sie unter dem Betttuch gewesen und er habe den Schlafanzug von Jackson angehabt.

Am nächsten Tag trug sich angeblich ein ähnlicher Vorfall zu. Dabei habe Jackson versucht, die Hand des Buben auf den eigenen Penis zu legen. Dagegen wehrte sich der Zeuge nach eigener Aussage. In beiden Fällen habe er ejakuliert, und es sei ihm peinlich gewesen. Der Popstar habe ihn jeweils getröstet.

"Jesus-Saft"
Der Kläger berichtete, er und sein jüngerer Bruder hätten "jede Nacht" mit dem Popstar Wodka und Wein auf der Neverland Ranch getrunken. Einmal habe ihm Jackson während eines Fluges in einem Privatjet eine Cola-Dose gegeben, die offenbar mit Wein gefüllt gewesen sei. Jackson habe den Wein "Jesus-Saft" genannt. Der Kläger sagte, er habe keinen Alkohol trinken wollen.

Immer noch Unklarheiten
Sollte die Jury den Angaben des Klägers glauben, müsste Jackson bis zu zwanzig Jahre ins Gefängnis. Die Verteidigung des Popstars sprach jedoch von Ungereimtheiten. Zunächst seien im Schlafzimmer Jacksons keine DNA-Spuren des Jugendlichen gefunden worden. Außerdem nannte dessen Bruder vor drei Tagen andere Details. Demnach trugen Jackson und sein mutmaßliches Opfer in der Nacht im Jahr 2003 Unterhosen und keine Schlafanzüge. Sein Bruder habe bei der Tat auch geschlafen, und zwar auf dem Betttuch. Es war allerdings unklar, ob die beiden Brüder über denselben Vorgang sprachen.

Jacksons Verteidiger Thomas Mesereau warf dem Zeugen vor, die Geschichte nach einem Treffen mit dem Anwalt Larry Feldman erfunden zu haben, der vor zehn Jahren schon einen Buben wegen Missbrauchsvorwürfen gegen Jackson vertreten hatte. "Erst danach hast du erzählt, Jackson habe dich masturbiert", sagte er im Kreuzverhör. Der Zeuge erwiderte: "Nein, ich habe Larry Feldman nichts gesagt."

Jacko ist Verhaftung knapp entgangen
Zu Beginn des Prozesstages entging Jackson nur knapp einer Verhaftung: Richter Rodney Melville hatte wegen Unpünktlichkeit des Popstars bereits Haftbefehl angeordnet, weil dieser eine Stunde zu spät kam. Außerdem drohte der Richter, die Kaution von drei Millionen Dollar (1,53 Mio. Euro) verfallen zu lassen. Mesereau erklärte die Verspätung mit einem ernsten Rückenproblem, dessentwegen Jackson sich in der Früh in ein Spital habe begeben müssen. Der mit einem Pyjama bekleidete Jackson stieg mit offenbar schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Auto und ging mit vorsichtigen Schritten zum Gericht, seinen Fans zuwinkend.

Jackson und der Kläger waren einander schon am Mittwoch erstmals im Gerichtssaal begegnet. Dabei sagte der 15-Jährige, Jackson habe ihm und seinem Bruder Porno-Seiten im Internet zeigen lassen. Der "King of Pop" habe seine Zuneigung ausgenützt. "Für mich war er der coolste Typ der Welt. Er war mein allerbester Freund", sagte er.

Staatsanwalt sieht Jackson "kurz vor dem Bankrott"
Jackson steht nach Meinung der Anklage kurz vor dem finanziellen Bankrott. Der selbst ernannte "King of Pop" habe trotz 100 Millionen verkaufter Platten möglicherweise bis zu 300 Millionen Dollar (223 Mio Euro) Schulden, sagte der stellvertretende Staatsanwalt Gordon Auchincloss vor Gericht.

Auchincloss beantragte bei Richter Rodney Melville, den Geschworenen ein Bild von den Finanzen des Popsängers zu bieten. Nach ihrer Meinung war die angeschlagene Finanzlage das Motiv für die "Entführung" des angeblichen Missbrauchopfers und dessen Familie durch Jackson. Dieser habe das Ende seiner Karriere und damit seiner Einkünfte gefürchtet und die Familie festgehalten, damit sie seinen Ruf mit dem angeblich gestellten Video wieder herstellen könnten.

Richter Melville schlug den Antrag jedoch aus und wies Anklage sowie Verteidigung an, sich zu Beratungen zusammenzusetzen und am kommenden Donnerstag (17. März) einen gemeinsamen Vorschlag vorzulegen. Darüber hinaus lehnte Melville eine Besichtigung von Jacksons Neverland Ranch durch die Jury ab und weigerte sich, Kopien des auf Video festgehaltenen Belastungsmaterials gegen Jackson fertigen und verteilen zu lassen. (apa/red)