Hoeneß-Erpresser gesteht

"Ich befand mich in verzweifelter Situation" - Erpresser entschuldigte sich bei Familie

von
Prozess - Hoeneß-Erpresser gesteht

"Die Schulden häuften sich, es kam zu Pfändungen bei meiner Lebensgefährtin." Der an Diabetes erkrankte Mann habe sich die Krankenversicherung nicht mehr leisten können. Der 51-Jährige hatte nach eigenen Angaben im Mai dieses Jahres einen mit "Mister X" unterzeichneten Drohbrief an den Ex-Präsidenten des FC Bayern München geschrieben.

So drohte "Mister X"

"Es fällt Ihnen mit Sicherheit nicht schwer, sich von einem Betrag von 215.000 Euro zu trennen", hieß es in dem Brief, den das Gericht am Montag verlas. "Sollte es nicht dazu kommen, können Sie versichert sein, dass ihre Haftzeit kein Zuckerschlecken wird." Das Schreiben schließt mit den Worten: "Ich wünsche Ihnen und uns alles Gute. Möge dieses Scheißgeschäft so ruhig wie möglich über die Bühne gehen." Hoeneß' Frau Susanne brachte das Schreiben sofort zur Polizei.

Täter vorbestraft

Der vorbestrafte Angeklagte saß seit 1984 wiederholt wegen diverser Delikte in Haft. Einst war er nach eigenen Angaben wegen Betrugs in Höhe von 220.000 D-Mark zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Als er von dem Urteil gegen Hoeneß erfuhr, erschienen ihm die drei Jahre und sechs Monate wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe im Vergleich zu seiner eigenen Haftstrafe "ungeheuer", wie er sagte.

"Die Idee kam spontan, ausgelöst durch meine völlig desolate Lage", hieß es in der Erklärung. Er habe gar nicht ernsthaft damit gerechnet, die Summe auch wirklich zu bekommen. "Es war wie die Abgabe eines Lottoscheins", sagte der Angeklagte auf Nachfrage des vorsitzenden Richters.

Entschuldigung nicht akzeptiert

Bei der fingierten Geldübergabe wurde er von der Polizei festgenommen. Hoeneß, der in Landsberg am Lech im Gefängnis sitzt, war nach Gerichtsangaben zwar als Zeuge geladen. Der Richter gab aber am Montag bekannt, dass er nicht erscheinen müsse, weil die Aussagen des 62-Jährigen und seiner Frau Susanne vor Gericht verlesen werden.

Der mutmaßliche Erpresser hat Hoeneß und seine Familie inzwischen in einem Brief um Verzeihung gebeten. "Ich hab mich bei der Familie und dem Herrn Hoeneß entschuldigt", sagte er. Allerdings habe er auf seinen Brief keine Reaktion bekommen.

Hoeneß feiert Weihnachten zu Hause

Hoeneß kann nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" die Festtage mit seiner Familie verbringen. Demnach darf er zum ersten Mal seit seinem Haftantritt im Juni sogar zu Hause übernachten. Bei seinen bisherigen Ausgängen musste er abends wieder im Gefängnis antreten.

Das Münchner Landgericht hatte Hoeneß am 13. März wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Am 2. Juni rückte er ins Gefängnis ein. Am 20. September bekam der 62-Jährige seinen ersten Ausgang.

Kommentare