Die Millionengagen
der Casinos-Manager

Die Vorstandsaffäre um FPÖ-Mann Peter Sidlo bei den Casinos Austria zeigt nicht nur auf, wie verbreitet Postenschacher in Österreich noch ist, sondern auch, wie leichtfertig mit dem Geld der Steuerzahler umgegangen wird. Die Ablösemodalitäten für die Ex-Chefs sind nämlich so gestaltet, dass Untreueverdacht im Raum steht -die Vorstandsverträge selbst sind ebenfalls ausgesprochen attraktiv.

von Postenschacher - Die Millionengagen
der Casinos-Manager © Bild: iStockPhoto.com

Der Durchschnittsösterreicher bezieht im Schnitt laut Rechnungshof ein Bruttojahreseinkommen von 27.545 Euro - de facto zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Managern geht es da schon besser: In der zweiten Ebene erhalten sie, so das Wirtschaftsforum der Führungskräfte, durchschnittlich 142.200 Euro und in der ersten Führungsebene 225.700 Euro im Jahr. Nicht schlecht, würde man meinen, doch das ist nichts im Vergleich zu den Gagen, welche die Topmanager bei den Casinos Austria beziehen. Denn bei dem teilstaatlichen Glückspielkonzern wird die Millionengrenze bei den Gehältern schon öfter überschritten.

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Absolute Topverdiener

Die Casinos-Austria-Vorstände gehören damit zu den absoluten Topverdienern im Lande, auch wenn in einer Reihe vor allem börsenotierter heimischer Unternehmen noch mehr gezahlt wird. Bei den Casinos- Austria-Managern ist das jedoch insofern bemerkenswert, als bei der Besetzung von Spitzenjobs die Politik heftig mitmischt - und aus parteitaktischen Motiven sogar offensichtlich nicht geeignete Kandidaten in den Chefsessel gehievt werden, wie die Affäre um den FPÖ-Mann Peter Sidlo zeigt.

Für den neuen, seit 1. Mai 2019 tätigen Casinos-Vorstand wurden im von Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner geleiteten Aufsichtsrat laut News vorliegenden Unterlagen folgende Gagen beschlossen: Vorstandschefin Bettina Glatz-Kremsner, die der ÖVP zuzurechnen ist, bekommt demnach ein Fixum von 700.000 Euro sowie bei Zielerreichung einen Bonus von bis zu 100 Prozent -in Summe also 1,4 Millionen Euro. Vorstandsdirektor Martin Škopek, der vom tschechischen Großaktionär Sazka nominiert wurde, erhält 550.000 Euro Fixum und dieselbe Summe als Bonus, also 1,1 Millionen Euro. Und der umstrittene, mit Unterstützung von Casinos-Miteigentümer Novomatic und der FPÖ bestellte Finanzvorstand Sidlo immerhin noch 350.000 Euro plus bis zu 100 Prozent Bonus. Samt einer zugleich versprochenen Gehalterhöhung: Denn ab 1. Jänner 2020 soll sein Fixum auf 400.000 Euro angehoben werden, was inklusive Bonus bis zu 800.000 Euro ausmachen würde. Ob der seit September beurlaubte Sidlo diese Erhöhung in Anspruch nehmen wird können, ist freilich fraglich. Will ihn doch die Sazka-Gruppe am 10. Dezember bei einer außerordentlichen Hauptversammlung abberufen lassen.

In der Vergangenheit wurden freilich noch höhere Gagen an die Casinos-Manager ausbezahlt, wie aus den Unterlagen ebenfalls hervorgeht. So erhielt der vormalige Vorstandsvorsitzende Karl Stoss, der 2017 den Platz für Sazka-Mann Alexander Labak räumen musste, in dem Jahr satte 4.243.894 Euro. Eine stolze Summe, in der allerdings rund 2,083 Millionen Euro Abfindung und Urlaubsersatzleistung enthalten waren. Und auch die jetzige Vorstandschefin Bettina Glatz-Kremsner sowie ihr heuer abgelöster Vorstandskollege Dietmar Hoscher erhielten für 2017 auf Grund von Boni jenseits einer Million Euro 1,809 Millionen bzw. 1,659 Millionen Euro.

Großzügige Benefits

Zusätzlich können sich die Casinos-Granden aber noch über großzügige Zuckerln freuen, die ihr Gehalt noch süßer machen: etwa Unfallversicherung, Beiträge zur Mitarbeitervorsorgekasse oder individuell spezielle Details. Im Fall von Neo-Vorstand Martin Škopek wurde zum Beispiel vor der Vertragsunterzeichnung noch über Details zur Übersiedlung nach Wien (Prag-Flüge, Steuerberatung und befristete Unterstützung wegen zweier Haushalte) verhandelt.

Ein standesgemäßer Dienstwagen inklusive Chauffeur ist natürlich auch ein Muss. In der Regel handelt es sich bei den Casinos dabei um Modelle wie Audi A8, 7er-BMW oder Mercedes M-Klasse mit Topausstattung. In den entsprechenden Vertragspassagen heißt es dazu: "Das Vorstandsmitglied hat zur dienstlichen und privaten Nutzung Anspruch auf Beistellung eines Dienstwagens der Oberklasse sowie zur dienstlichen und gegebenenfalls privaten Nutzung Anspruch auf Beistellung eines Chauffeurs." Zwar müssen die für die Privatnutzung anzusetzenden Sachbezugswertsteuern und Beiträge zur Sozialversicherung vom jeweiligen Manager selbst getragen werden; die Treibstoffkosten und Kosten für sonstige Betriebsmittel für Privatfahrten werden jedoch von der Firma bezahlt.

Zudem ist vertraglich vorgesehen, dass die Casinos-Chefs "bei Dienstreisen freie Wahl des Verkehrsmittels und Anspruch auf Benützung der ersten Klasse bei Bahnreisen und Business Class bei innereuropäischen und First Class bei außereuropäischen Flugreisen" haben. Wobei gerade die Benutzung der First Class, die nur noch wenige Airlines anbieten, wie ein sündhaft teurer Anachronismus anmutet. Und angenehm für die Casinos-Manager ist auch folgender Punkt: "Bei Reisen aus dienstlichem Anlass werden dem Vorstandsmitglied die Barauslagen gegen Rechnungslegung (Reiserechnung) vergütet."

Teure Ablösen

Wenig verwunderlich, dass die vorzeitige und mutmaßlich politisch motivierte Ablöse von Labak und Hoscher mit Ende April 2019 die Casinos-Eigentümer ziemlich teuer kam. Und indirekt damit auch die Steuerzahler, denn immerhin hält die Republik Österreich über ihre Beteiligungsgesellschaft Öbag 33,24 Prozent am Casinos-Austria-Konzern.

© Casinos Alexander Labak

Da Labak und Hoscher laufende Verträge hatten und kein wirklicher Abberufungsgrund vorlag, fiel eine Abfertigung an. Labak erhielt für entgangene Gehälter 571.428,60 Euro, eine "restliche Bonuszahlung" für 2018 von 324.659,10 Euro, einen Bonus von 682.740,28 Euro für 2019 sowie eine Abfertigung für die Einhaltung einer Konkurrenzklausel in Höhe von drei Monatsbezügen von 403.168,79 Euro. Macht in Summe gut 1,98 Millionen Euro brutto. Zudem zahlen die Casinos Labak bis Jahresende die Unfallversicherung und den Beitrag zur Mitarbeitervorsorgekasse weiter, und auch den Dienstwagen darf er noch bis Jahresende nutzen - wenn auch ohne Chauffeur.

6.000 Euro pro Urlaubstag

Der Beendigungsvertrag von Dietmar Hoscher, der früher SPÖ-Abgeordneter und ORF-Stiftungsrat war, mutet überhaupt wie ein Jackpot an. Er erhielt 575.113,98 Euro als restliche Bonuszahlung für 2018 sowie eine Urlaubsersatzleistung für 108 nicht verbrauchte Tage in der Höhe von sage und schreibe 651.207,00 Euro brutto. Das entspricht fast 6.000 Euro pro Urlaubstag - weit mehr als das Gros der Österreicher monatlich verdient. Zudem wird Hoscher noch einen Bonus "für das gesamte Jahr 2019" erhalten, dessen Höhe erst nach Erstellung des Jahresabschlusses feststehen wird. Ebenso bleiben sämtliche Regelungen zu seinen Pensionsrechten bestehen. Der Clou ist aber, dass Hoscher trotz allem weiter beschäftigt wird: Für den Zeitraum 1.1.2020 bis 5.6.2022 -bis zu Hoschers 60. Geburtstag - wurde ein neues, befristetes Dienstverhältnis abgeschlossen. Als Jahresbezug erhält er dafür 538.296,36 Euro sowie ein Entgelt von einmalig 50.000 Euro in seiner Funktion als Generalbevollmächtigter -gesamt also 588.296,36 Euro brutto. In der Zeit darf er auch ihm zur Verfügung gestellte iPads, Mobiltelefone und Laptop weiter für private Zwecke nutzen. Selbiges gilt für seinen Dienstwagen -sogar mit Chauffeur, sofern im Chauffeurpool einer verfügbar ist.

Freistellung bei vollen Bezügen

Damit nicht genug: Obwohl in der offiziellen Presseaussendung zum neuen Casinos-Vorstand im Mai davon die Rede war, dass Hoscher künftig "als Berater in Fragen ,European &Regulatory Affairs' zur Verfügung stehen" werde, sieht die Realität anders aus. Hoscher ist nämlich laut Beendigungsvertrag ab 1.1.2020 unter Fortzahlung der ihm zustehenden Bezüge vom Dienst freigestellt. Und es steht ihm obendrein "jegliche Erwerbstätigkeit, ob selbständig oder unselbständig, frei" - außer bei einem Casinounternehmen.

Angesichts dieser Umstände, möglicherweise in Verbindung mit etwaigen Absprachen zwischen FPÖ und Novomatic zu Glückspiellizenzen, ermittelt die Wirtschafts-und Korruptionsstaatsanwaltschaft nun gegen Casinos-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner und seine Stellvertreter, Novomatic-Vorstand Harald Neumann sowie Raiffeisen-Topmanager und Ex-ÖVP-Chef Josef Pröll wegen des Verdachts der Untreue. Die weisen die Vorwürfe zurück; es gilt die Unschuldsvermutung.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der Printausgabe von News (Nr. 49/2019) erschienen!