Auf halbem Weg zu halber Tat

Die Neue Mittelschule enttäuscht bisher. Weil sie nur ein bemühter Kompromiss ist.

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Inside - Auf halbem Weg zu halber Tat

Im Frühjahr 2011 wurde eines der ehrgeizigsten Reformprojekte der Bundesregierung verkündet: „Die geplante Einführung der Neuen Mittelschule (NMS) als Regelschule ermöglicht den Start der ersten Etappe der Umstellung aller Hauptschulstandorte auf die Neue Mittelschule. Im Herbst 2011 starten 112 neue Standorte. Bis 2015/2016 sollen alle Hauptschulen zu Mittelschulen aufgewertet werden, im Endausbau (2018/2019) sollen 220.830 Schülerinnen und Schüler davon profitieren. Zusätzlich sind alle AHS-Unterstufen eingeladen, sich an diesem Zukunftsprojekt zu beteiligen“

Und nun der ernüchternde Befund des Evaluierungsberichts: Kaum Niveauverbesserungen gegenüber den alten Hauptschulen, keine erhöhtesoziale Durchlässigkeit, immerhin – das sollte man nicht gering schätzen – ein besseres Klima und weniger Gewaltbereitschaft.

Fazit: Eine Enttäuschung

Eine Enttäuschung. Und das trotz guter Einzelkonzepte: differenzierte Förderung statt starrer Leistungsgruppen, mehr Lehrer fürs „Team Teaching“, moderne Lehrmethoden statt Frontalunterrichts. Das hat sich nachweisbar gelohnt – aber nur dort, wo das Konzept komplett umgesetzt wurde, nur in einem Viertel der NMS. In einem weiteren Viertel geschah das teilweise, in der Hälfte überhaupt nicht. Dort wurde nur das Türschild „Hauptschule“ durch „NMS“ ersetzt, daneben strahlt unverändert die AHS-Unterstufe.

Kein Wunder also, dass unter diesen Bedingungen die sozialen Barrieren nicht niedriger werden können: Gstopfte und Gscheiterln schicken ihre Kinder weiter eher aufs Gymnasium, für die (eventuell mindestens ebenso begabten) anderen bleiben die Restschulen, egal unter welchem Namen. „Das ist der Fluch von unserm edeln Haus: Auf halben Wegen und zu halber Tat mit halben Mitteln zauderhaft zu streben. Ja oder nein, hier ist kein Mittelweg“ (Grillparzer, „Bruderzwist in Habsburg“).

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