Vor der Linse des Profis

Starfotograf Paul Harris über das Internet als Challenge für Fotografen

Paul Harris © Bild: vonsociety.com

Paul Harris liebt seine Arbeit. Das merkt man bei jedem Wort, wenn der gebürtige Engländer über die Welt der Fotografie und der Mode erzählt. Dabei sind die Bedingungen für Fotografen in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Schließlich kann dank iPhone und Bearbeitungsprogrammen mittlerweile jeder gelungene Bilder machen. "Ich sehe das aber nicht als Fluch", sagt Harris. "Es ist eine Herausforderung! Ja, jeder kann jetzt im Prinzip tolle Fotos schießen. Aber eigentlich ist nur die Konkurrenz gewachsen. Man sollte sich davon als Fotograf nicht bedroht fühlen. Man wird einfach gezwungen, selbst noch besser zu werden und zu wachsen."

Dass das auch wirklichmöglich ist, hat Paul Harris in den vergangenen Jahren mehrfach bewiesen. "Geht nicht" gibt es nicht im Leben des Künstlers. In den 70er Jahren kam er nach Paris. Er versuchte als Modefotograf Fuß zu fassen. Ohne die richtigen Kontakte eigentlich eine zum Scheitern verurteilte Mission. Doch wenn Harris sich etwas in den Kopf setzt, dann zieht er es durch. "Ich habe mich nicht unterkriegen lassen. Ich habe alles versucht und schließlich einen Weg gefunden!" Was ihn von anderen Fotografen unterschied? "Ich habe Möglichkeiten entdeckt, faltenfreie Portraits entstehen zu lassen - ganz ohne Retusche!" Damit machte er sich schnell einen Namen und fotografierte Kampagnen internationaler Kosmetikmarken wie Lancôme, Helena Rubinstein oder Clarins.

Paul Harris
© Paul Harris

Ende der 70er Jahre zog es ihn nach Wien, wo er, ohne ein Wort Deutsch zu können, seinen Weg fortsetzte. Nächstes Vorhaben: ein eigenes Modemagazin gründen. Sahnehäubchen: eine Modelagentur. Beides setzte Harris mit dem "Von Magazin" und der Agentur "Tausendsassa" in den 80er Jahren um. Er entdeckte etwa Österreichs erstes, internationales Topmodel Cordula Reyer und hatte auch VIPs wie Barbara Wussow oder Claudia Stöckl unter Vertrag.

Paul Harris
© Paul Harris Larissa Marolt am Cover des "Von Magazins"

Was sich leicht anhört, wenn Harris im Nachhinein davon erzählt, war natürlich alles andere als einfach. Die Modebranche ist nicht umsonst als Haifischbecken bekannt. Am besten orientiert man sich darin jedoch, wenn man klar und geradlinig seine Ziege verfolgt und vor Trends und Veränderungen nicht die Augen verschließt. "Man muss stets die Bereitschaft haben, neue Wege zu suchen. Als Fotograf muss man mit dem, was man tut, Aufmerksamkeit schaffen. Den Betrachter mit seinen Motiven einfangen und halten."

Paul Harris
© Paul Harris Elisabeth Gürtler, fotografiert von Paul Harris

Dank dieser Einstellung hat Harris auch das Internet und die digitalen Welten nie als Bedrohung empfunden. "Computer haben Vor- und Nachteile. Einerseits leiden viele Künstler unter der einfachen Vervielfältigung der Bilder. Und die Betrachter werden ungeduldiger, weil sie solch einer Flut von Bildern ausgeliefert sind." Es gibt aber auch viele positive Seiten und - wie könnte es anders sein - genau an diesen orientiert sich Harris. "Man kann nun viel mehr Menschen erreichen! Und damit mehr Aufmerksamkeit schaffen." Es ist im Grunde vergleichbar mit seinen Anfängen in Paris. Auch damals gab es unendlich viel Konkurrenz. Der Trick liegt damals wie heute darin, besser und anders als die Konkurrenz zu sein. "Fotografie ist Kommunikation. Du musst mit den Betrachtern kommunizieren und sie immer wieder überraschen. Ich überrasche mich selbst immer wieder!"

Dass Paul Harris keine Angst vor dem Internet hat, sondern dieses ganz im Gegenteil als riesige Chance empfindet, zeigt auch sein neuestes Projekt. "Seit Jahren wollte ich ein ebenso hochwertiges Produkt wie das "Von Magazin" online anbieten. “Ich nannte mein Magazin VON, denn ich war fasziniert vom imperialen Flair Wiens, dem Traditionsbewusstsein der „vons und zus“ hierzulande." Seit dem Frühjahr ist “vonsociety.com" online. Eine Premium- und Luxus-Plattform, die das Neueste aus Mode, Beauty, Kulinarik, Reise, Kultur und Events thematisiert. Man darf gespannt sein, was Paul Harris wohl als nächstes einfällt.

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