Franziskus, der
widersprüchliche Papst

In Sachen Homosexualität findet der Pontifex keine klare Linie

von
Menschen - Franziskus, der
widersprüchliche Papst
»Wir glauben, dass wir umfassendere Rechte für eingetragene Partnerschaften vorschlagen müssen als jene, die aktuell existieren, aber keine gleichgeschlechtliche Ehe.«

Besagte Aussage tätigte Papst Franziskus im Jahr 2010, als er noch Kardinal Jorge Mario Bergoglio war. Damals wurde in seiner Heimat Argentinien über die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe debattiert. Der heutige Papst sprach sich damals für eingetragene Partnerschaften als Alternative aus. Argentiniens Bischöfe befürworteten die Idee jedoch nicht.

»Ein destruktiver Anschlag auf Gottes Plan; Die Sünde des Teufels«

Diese harschen Worten fand Jorge Mario Bergoglio im Juni 2010 für die Homo-Ehe. In einem Brief an die Karmeliter-Nonnen von Buenos Aires machte der Kardinal klar, dass gleichgeschlechtliche Ehen für ihn nicht in Frage kämen. Er sprach sich dabei auch dagegen aus, dass homosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen. Dies sei ebenfalls gegen Gottes Plan.

»Wenn jemand schwul ist, nach Gott sucht und einen guten Willen hat - wer bin ich, dass ich richten könnte?«

So tolerant gab sich Franziskus im Juli 2013, wenige Monate nachdem er zum Papst gekürt wurde.

Segen für homosexuelles Paar

Im Juli 2015 beantwortete Papst Franziskus einen Brief von Francesca Pardi, der Autorin des Kinderbuchs "Warum hast du zwei Mütter?". Er habe darin geschrieben, er hoffe auf "eine immer fruchtbarere Tätigkeit im Dienst der jungen Generation und den Austausch von authentischen menschlichen und christlichen Werten". Geschlossen habe er seinen Brief mit "apostolischem Segen" für sie und ihre Partnerin, berichtete die bekennend lesbische Francesca Pardi.

»Ein Segen befürwortet kein unpassendes Verhalten«

Dieses Statement gab der Vatikan im August 2015 bezüglich Papst Franziskus' Brief an Francesca Pardi ab.

Papst Franziskus trifft Kim Davis

Ende September traf Papst Franziskus bei seinem USA-Besuch auf Kim Davis. Die strenggläubige Standesbeamtin aus Kentucky war kurz zuvor im Gefängnis gelandet, weil sie sich geweigert hatte, homosexuellen Paaren eine Heiratserlaubnis auszustellen. Der Pontifex habe ihr die Hand gereicht, ihr für ihren "Mut gedankt" und sie ermutigt, "stark zu bleiben". Der Vatikan bestätigte das Treffen, erklärte aber, dies heiße nicht, dass der Papst ihre Ansichten teile.

»Auch der Mensch, der Fehler begeht, muss immer begriffen und geliebt werden. Die Kirche muss ihn suchen, aufnehmen und begleiten.«

So reagierte Papst Franziskus auf des Coming-out des polnischen Priesters Krysztof Charamsa unmittelbar vor Synodenbeginn und die heftige Kritik des Vatikans an diesem Schritt.

Wir fassen zusammen: Papst Franziskus hält Homosexualität für einen Fehler, verurteilt ihn aber nicht und sucht durchaus das Gespräch mit "Betroffenen". Ein großer Schritt für einen Papst - doch wohl ein zu kleiner, um die Ansichten der katholischen Kirche tatsächlich zu revolutionieren.

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