Märchenhafter Rossini-Sound

Speranza Scappucci debütierte mit Rossinis „Aschenputtel“ an der Wiener Staatsoper

Die Wiener Staatsoper gastiert derzeit in Japan. Davon ist jedoch im Graben nichts zu bemerken. Die verbleibenden Wiener Philharmoniker brillierten bei der Repertoire-Vorstellung von Gioachino Rossinis Märchenoper „La Cenerentola“ unter dem Dirigat Speranza Scappuccis mit vorzüglichem Orchesterklang.

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La Cenerentola © Bild: Michael Poehn / Wiener Staatsoper

Rossinis Opern klingen leicht und ansprechend, zählen jedoch zu den größten Herausforderungen im Opernrepertoire. In feinziselierten Phrasen und Passagen schafft Rossini Atmosphäre, und lässt Geschichten erzählen. Speranza Scappucci nimmt den Begriff „Musikdramatiker“ wörtlich. Mit sparsamen, aber deutlichen Gesten führte sie das Orchester der Wiener Staatsoper durch die Partitur. Bereits in der Ouvertüre wurde deutlich, hier geht es nicht um Effekte, sondern um authentisches Musizieren. Präzise und dennoch geschmeidig gehen Phrasen ineinander über und erzeugen die richtige Spannung, bevor sich der Vorhang hebt. Ein Höhepunkt – und das ist bei Rossini – meist der Prüfstein für jeden Dirigenten – ist die Unwetterszene im zweiten Akt. Scappucci setzt dabei auf Dramatik, sie lässt den Donner nicht tuschen, sondern bedrohlich anschwellen. Mit ihrem ausgewogenen Dirigat lässt sie die herausragenden Solisten der Wiener Philharmoniker, wie Daniel Ottensamer an der Oboe, ebenso brillieren, wie die Sänge.

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© ©Silvia Lelli

Und gesungen wird fabelhaft. Elena Maximova erfüllte die Titelpartie mit ihrem dunklen Mezzosopran bravourös. Maxim Mironov ist eine stimmliche Idealbesetzung für Don Ramiro. Die Arien bewältigt er mit seinem flexiblen Tenor mit Leichtigkeit.Catherine Trottmann zeigt die böse Schwester Tisbe mit Noblesse. Eri Nakamura entspricht als Clorinda dem Begriff „Schreckschraube“. Michele Pertusi rückt durch seine stimmliche und gestalterische Ausstrahlung die nicht so große Partie des Alidoro in Zentrum. Alessio Arduini überzeugt durch seine natürliche Italianitá in Spiel und Gesang. Renato Girolami ergänzt optimal als Vater Don Magnifico.
Ob es am Gewöhnungseffekt liegt, dass Sven-Eric Bechtolfs witzige Inszenierung in der 30. Aufführung weniger schrill erscheint als bei der Premiere, an der Sängerbesetzung oder am ausdrucksstarken Dirigat, lässt sich nicht verifizieren.

Weitere Vorstellungen am: 6. Und 10. November

Die Vorstellung am 10. November wird via Wiener Staatsoper „live at home“ weltweit live in HD übertragen: www.staatsoperlive.com.

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