Jetzt kommt das Anti-Tinder

Neue App für wirklich Bindungswillige startet in Österreich

Wisch und weg oder wisch und Sex - so lässt sich die Funktionsweise von Tinder kurz und knapp zusammenfassen. Für die einen sehr praktisch, für die anderen eine unangenehme Fleischbeschau. Dates und/oder Sex findet man dank Tinder auf jeden Fall schnell und unkompliziert - mit ernsthaften Beziehungen sieht es da schon schlechter aus. Genau hier kommt die neue Datingapp Once ins Spiel, denn bei der geht es um mehr als nur ein Gspusi.

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Nix für Gspusis - Jetzt kommt das Anti-Tinder

Das Grundprinzip von Tinder war und ist sowohl simpel als auch praktisch. Man registriert sich, bekommt Männer oder Frauen im selbst definierten Umkreis von einigen Kilometern vorgeschlagen und kann mit einem Wisch oder sogenannten "Swipe" (nach links oder rechts) entscheiden, ob man die Person gut findet - oder eben auch nicht. Entscheidungshilfen sind lediglich ein paar heraufgeladene Bilder und (manchmal) ein kleiner Ergänzungstext. Gemeinsame Likes und Freunde auf Facebook werden ebenfalls angezeigt.

So einfach Tinder ist, so sehr polarisiert es auch. Man "wischt" sich durch Berge von Menschen und kommt sich dabei vor wie in einem Single-Supermarkt. Das kann unterhaltsam sein, muss es aber nicht. Die Gratis-App ist eine Geschmacksfrage. Für die einen praktisch, für die anderen oberflächlich. Dass ernsthafte Beziehungen durch Tinder entstehen, zählt aber so oder so eher zur Ausnahme.

Affären ja, Beziehungen naja

Der Franzose Jean Meyer ist zwar selbst seit 16 Jahren in einer Beziehung mit seinem Highschool Sweetheart, findet Tinder als App aber durchaus interessant. "Tinder hat das Dating revolutioniert", erzählt Meyer bei seinem Wien-Besuch. "Es ist genial, um Freunde zu gewinnen, unkompliziert Dates aufzustellen oder um Affären zu haben." Wer gezielt nach etwas Langfristigem sucht, ist bei Tinder aber nicht optimal aufgehoben, findet auch er. Deshalb hat Meyer mit zwei Partnern ein "Anti-Tinder" entwickelt. Once heißt die App, die Bindungswilligen Hoffnung gibt und bereits eine ziemliche Erfolgsgeschichte ist.

Once
© Stefan Joham v.l.n.r.: Vanessa Ulrich, Country Manager von Once, Jean Meyer (CEO und Mitbegründer) und Angela, Österreichs erste Matchmakerin

In Frankreich startete Once 2015 und wurde binnen kurzer Zeit zum Riesenerfolg. Zwei Millionen Menschen nutzen die App bereits - sie ist die am schnellsten wachsende Dating-App seit Tinder. Auch in der Schweiz oder in Deutschland kann man bereits "oncen", in Österreich ist die Erfolgsapp jetzt ebenfalls verfügbar.

Was unterscheidet Once von Tinder?

Beide Apps sind gratis und finanzieren sich dadurch, dass man für Extra-Features zahlen kann. Während bei Tinder jedoch wahllos zwischen unzähligen Menschen geswiped werden kann und es rein um die Bilder des anderen geht, bekommt man bei Once nur maximal drei Personen vorgeschlagen, die von einem sogenannten "Matchmaker" (ja, das ist ein Beruf!) ausgewählt werden. Durch diesen Modus ist Once keine App, die für Affärensuchende praktisch wäre, wodurch sich die Chancen, jemanden zu finden, der auch eine Beziehung sucht, erhöhen. Dadurch, dass man 24 Stunden lang im Durchschnitt nur eine Person sehen kann, erhöht sich auch der Spannungsfaktor. Zusätzlich zu den hochgeladenen Bildern bekommt man auch Informationen über die andere Person. Um Once zu nutzen, muss man zudem nicht auf Facebook registriert sein. Interessantes Detail: Die App hat einen wesentlich höheren Frauenanteil als Tinder.

Wie läuft Once-Dating ab?

In der Praxis funktioniert das Once-Dating folgendermaßen: Man lädt die Gratis-App herunter, stellt bis zu sieben Bilder online und füllt ein paar Infos über sich und den gesuchten Partner aus. (Leider kann man gerade bei den Angaben zum gesuchten Partner nur wenige Faktoren wie Alter oder Religion anführen. Dieses Feature soll in Bälde erweitert werden, so Meyer.) Ein Algorithmus filtert dann aus den in der Nähe registrierten Once-Usern Menschen heraus, die zu einem passen könnten. Ein professioneller "Matchmaker" sichtet diese technisch ermittelten Vorschläge und gibt pro Tag ein bis drei Vorschläge frei. Zwei bis drei Wochen brauchen App und Matchmaker, um aus den abgelehnten und angenommenen Vorschlägen etwas über den Geschmack der jeweiligen Person zu lernen und exaktere Vorschläge zu machen. Stets zu Mittag erhält man dann potenzielle Datingpartner und kann sich deren Bilder und persönliche Profilangaben ansehen. Ob man einen oder drei Vorschläge erhält, hängt davon ab, wie viele Frauen bzw. Männer in der Heimatstadt registriert sind. "Wenn etwa gleich viele Frauen und Männer Once nützen, erhält man einen Vorschlag pro Tag. Wenn es in einer Stadt ein Ungleichgewicht gibt, erhöht sich die Anzahl auf maximal drei Personen pro Tag", erklärt Meyer.

Once
© Once So sieht es aus, wenn beide interessiert sind!

Nun kann man sich entscheiden. Finden sich beide interessant, kann man anfangen zu schreiben - und mehr über den anderen erfahren. Eine mehr als 35-prozentige Erfolgsrate kann die App vorweisen - im Klartext bedeutet das, dass bei rund einem Drittel der Fälle beide Singles miteinander in Kontakt treten. Die Erfolgsrate ist somit wesentlich höher als bei Tinder.

»In Frankreich nutzen bereits viele Prominente Once - weil die App so diskret funktioniert.«

"Wir sind durch diese persönlich ausgewählten Vorschläge näher an unseren Usern dran und können auch eine viel höhere Privatsphäre vorweisen, als dass bei anderen Datingapps der Fall ist", erklärt Meyer. Ein Grund, warum auch zahlreiche Prominente den Service nutzen. Namen will Meyer allerdings nicht nennen, auch wenn wir bei unserem Gespräch mit Monsieur Once noch so interessiert (und neugierig) nachgefragt haben. "Ich weiß, das wäre spannend, aber im Namen der Diskretion muss ich da einfach dichthalten."

Was meinen Sie?

Fragen und Antworten rund um Once

1. Was ist ein Vorschlag?
Einmal alle 24 Stunden erhalten Once-User einen bis maximal drei Profil-Vorschläge anderer User, die sie liken (Herz-Button) oder ablehnen (Kreuz-Button) können. Aus unzähligen Profilen trifft ein Algorithmus eine Vorauswahl, aus der die Matchmaker konkrete Vorschläge auswählen. Egal, ob man einen Vorschlag liked oder nicht, erhält man nach 24 Stunden neue Vorschläge.

2. Wann gilt ein Vorschlag als erfolgreich?
Ein erfolgreicher Vorschlag entsteht dadurch, dass beide User auf „Gefällt mir” geklickt haben und mindestens fünf Nachrichten austauschen. Durchschnittlich sind mehr als 35% aller Vorschläge – also rund jeder Dritte – erfolgreich.

3. Was ist ein "Matchmaker"?
So praktisch ein Algorithmus ist - Intuition, Bauchgefühl und Menschenkenntnis sind nicht durch Maschinen ersetzbar. Deshalb gibt es "Matchmaker", also geschulte Personen, die Amor spielen und Partnervorschläge zusammenstellen. Zurzeit beschäftigt Once rund 200 Matchmaker.

4. Auf Basis welcher Kriterien werden Vorschläge erstellt?
Der Prozess läuft in zwei Schritten ab. Zuerst trifft ein Algorithmus basierend auf etwa 40 Kriterien – wie beispielsweise Alter, Standort oder sexuelle Orientierung – pro User eine Vorauswahl an potentiellen Partnern. Dieser stellt eine Selektion aus ca. 15-20 Usern zusammen. Hier kommen bereits die Matchmaker ins Spiel. Basierend auf den Fotos, die die User hochgeladen haben, suchen die Matchmaker nach dem perfekten Vorschlag. Sie achten dabei auf die kleinen Details in einem Foto, wie etwa Gesichtszüge, Gesichtsausdruck, Kleidungsstil, Umgebung, oder Aktivität (ist der User beispielsweise gerade beim Sport, auf Reisen oder mit Freunden zu sehen), um die Persönlichkeit und Interessen der User zu verstehen und den perfekten Partner zu finden. Aus Datenschutzgründen haben die Matchmaker lediglich Zugriff auf die Fotos, d.h. sie können keinerlei Userdaten einsehen.

5. Was sind Kronen? Was kann man damit machen?
Kronen sind die virtuelle Währung von Once, mit der User die Funktionen der Gratis-App erweitern können:
- Selbst auswählen, wer am nächsten Tag vorgeschlagen wird, ohne dass er oder sie es weiß: User können ihr eigener Matchmaker sein und sich aus einer Vorauswahl aus bis zu 20 Profilen ihren Vorschlag für den nächsten Tag selbst auswählen.
- Eine Nachricht an Personen schicken, mit denen man noch nicht verbunden ist, d.h. bevor das Gegenüber auf „Gefällt mir” geklickt hat: Der User erhält auch eine Benachrichtigung, wenn die Nachricht gelesen wurde.
- Sofort einen neuen Vorschlag erhalten: Once schlägt einen anderen User vor, der auch gerade online ist (dieser Vorschlag ist durch einen Algorithmus generiert).
Jede dieser Funktionen ist eine Krone wert. Kronen können im App Store oder Google Play Store in Packungen zu je 5, 15 oder 30 Stück erworben werden. Die Pakete starten bei € 5,99.

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