Olaf Auers Kampf um Schloss Cobenzl

Die Stadt Wien hat eine Räumungsklage eingereicht, doch der Betreiber will bleiben

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© Video: News.at

Der Schlossherr erscheint standesgemäß in Anzug und Krawatte, um uns zu begrüßen. Olaf Auer wartet vor dem Café-Restaurant Cobenzl und bittet uns herein - ganz wie ein Schlossherr. Doch so sieht sich der 73-Jährige selbst gar nicht: "Ich bin kein Schlossherr, ich bin Hausmeister", lächelt der gebürtige Salzburger.

»Wann hat man die Gelegenheit, ein Schloss selber zu bauen?«

Ein Lächeln, das ihm in letzter Zeit schwer fällt. Denn man will ihm das Schloss wegnehmen. Nach einem Brand im Jahr 1980 lag alles in Schutt und Asche. Schrittweise hat es der ehemalige AUA-Pilot mit Liebe und in Eigenregie in sechs Jahren aufgebaut und immer wieder verbessert. "Der normale Parkett wurde zu Sternenparkett, für den Marmorsaal habe ich einen wunderschönen zweifärbigen Marmor aus Jugoslawien und Albanien importiert, aus Griechenland den Marmorsand, eine Balustrade selber gegossen. Wann hat man die Gelegenheit, ein Schloss selber zu bauen? Und diese Kraft habe ich aufgebracht." Kraft, die ihm langsam auszugehen scheint, aber die er nun dringend braucht.

Schloss Cobenzl: Brand
© Kustos Heinrich Krenn/Wiener Feuerwehrmuseum

Jahrelanger Streit

Denn hinter den Türen des schönen Schlosses tobt ein bitterer Kampf. "Der Streit geht schon seit zweieinhalb Jahren. Wir waren immer bemüht, ein gutes Ausstiegsszenario zu finden. Wir wollen es modernisieren und haben uns dazu entschieden, es nicht mehr mit Auer machen zu wollen", sagt Andreas Januskovecz, seit 2001 Forstdirektor der Stadt Wien und Leiter der Abteilung Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien (MA 49), den News.at vor dem Besuch am Cobenzl telefonisch erreicht hat.

"Der Forstdirektor meint, das Kaffeehaus ist nicht zeitgemäß. Ich bin kurzzeitig Obmann der Wiener Kaffeehäuser gewesen vom Club der Kaffeehäuser, da gehört ein Marmortisch und ein Plüsch hin. Es ist eben im Stil der 50er-Jahre", kontert Auer.

Schloss Cobenzl
© News.at Olaf Auer im Café-Restaurant

Aber von vorne: Als Pilot war Olaf Auer immer wieder über den Berg geflogen und hatte das kaputte Schloss von oben gesehen. Er war überzeugt davon, dass es ein schöner Platz sei. "Da wusste ich nicht, wie geschichtsträchtig es war." Mittlerweile weiß er alles über sein 1983 erworbenes Schloss und hat sogar ein Buch darüber geschrieben. "In Euro habe ich ungefähr 2,5 Millionen Euro Eigenleistung in vier Gebäude investiert, die in Schutt und Asche gelegen sind. Es ist sehr viel Herzblut dabei, weil ich überall selber dabei war und mitgeholfen habe. Jede Ecke, jede Baulichkeit hat seine eigene Geschichte."

So viel kostet die Instandhaltung

Seitdem investiert der Gastronom monatlich "100.000 Schilling" - rund 7.300 Euro - in die Instandhaltung. Drei Leute sind angestellt, um täglich Reparaturarbeiten zu leisten. Vom Parkett über die Sessel bis hin zur Einrichtung wird alles selbst gemacht, es gibt sogar eine eigene Tischlerei. "Es läuft gut, wir haben keinen Kredit und keine Schulden und mit den Einnahmen kann mal alles erhalten", sagt der Pächter, der erst kürzlich zwei Einbrecher auf frischer Tat ertappt hat.

»Jetzt muss unser ganzes Leben umgeplant werden«

Und er hat für die Zukunft vorgesorgt. Damit er es später an seine Familie übergeben kann, hat der 73-Jährige, der selbst darin wohnt, sich durch eine Ges.m.b.H abgesichert. Einer seiner Söhne hätte es gerne weitergeführt, hat extra eine Konzessionsprüfung abgelegt. "Jetzt muss unser ganzes Leben umgeplant werden". Wenn er verliert.

"Man hat getrickst"

"Ich habe einen unbefristeten Vertrag und habe 640 Erlagscheine Hauptmietzins. Und vor zwei Jahren hat man getrickst, indem man das Ganze auf Pacht umgedreht hat." Als Beweis zeigt Olaf Auer Belege. Wo früher "Hauptmietzins" stand, steht von einem aufs andere Mal "Miete/Pacht". Darüber informiert wurde Auer nicht: "Man hat mir drei Mieten kommentarlos zurückgeschickt, um vielleicht Fehler zu machen. Ich habe mich in Kontakt gesetzt und gebeten, Erlagscheine zu schicken. Nach einiger Zeit habe ich blanko die selbe Summe wie früher überwiesen - und seitdem werden sie als Pacht gewertet. Ich habe keinen Anlass gegeben irgendeiner Art. Ich habe nie eine Mahnung bekommen, ich habe das beste Einvernehmen gehabt und für diese Leistung das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien bekommen. Im selben Jahr kam die Kündigung. Insgesamt gibt es nun 18 Verfahren gegen mich."

Pachtvertrag Schloss Cobenzl
© News.at Auers Pachtvertrag

Während sich Andreas Januskovecz zu der angebotenen Abfertigungssumme nicht äußern will, weil die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen sind und die Stadt Wien weiter bemüht ist um ein "gütliches Ausstiegsszenario", wird Olaf Auer konkret: "Mir wurden 480.000 Euro als Entschädigung geboten, da würde aber nichts übrig bleiben wenn ich es räumen lassen würde, Plus die Abfertigung alt für alle Angestellten." Er hätte 4,8 Millionen gefordert für das 19.000 m² große Grundstück. Die Stadt Wien will das Gebiet am Cobenzl attraktiver machen - sowohl für die Wiener, als auch für Touristen. Mit dem Weingut, dem Kinderbauernhof und den Wanderwegen hat das Forstamt (MA 49) begonnen. Nun sind das Café und das Schloss dran. Doch Olaf Auer gibt nicht kampflos auf.

  • Schloss Cobenzl
    Bild 1 von 16 © Bild: News.at

    Der Garten vor dem Schloss Cobenzl

  • Schloss Cobenzl
    Bild 2 von 16 © Bild: News.at

    Olaf Auer im Café-Restaurant

»Wenn ich kämpfe, kämpfe ich nicht für mich«

Während man früher mit Schwertern um ein Schloss gekämpft hat, werden diese heutzutage vor Gericht gekreuzt: "Ich habe ein gutes Gefühl. Derzeit sind wir in der zweiten Instanz und ich werde den Instanzenzug ausschöpfen." Ende des Jahres wird man wissen, wie es ausgegangen ist. Warum er sich das alles antut? "Wenn ich kämpfe, kämpfe ich nicht für mich, sondern für meine Gäste und die Touristen. "

Zur Person

Kommerzienrat Olaf Auer wurde vor 73 Jahren in Salzburg geboren und stammt aus einer Gastronomen-Familie. Seine Großmutter führte den "Österreichischen Hof", das heutige "Hotel Sacher". Beruflich war er zunächst AUA-Pilot und Fluglehrer, bis er das Schloss Cobenzl von oben erblickte und es zu neuem Leben erweckte. 1983 hat er das am 21. Juli 1980 abgebrannte Gelände übernommen und wieder aufgebaut. Die Stadt Wien versucht seit zweieinhalb Jahren aus dem unbefristeten Pachtvertrag zu kommen.

Weitere Infos


Cafe-Restaurant Cobenzl
Am Cobenzl 94
1190 Wien
www.cobenzl.at
Tel: 01 3205120


Prominente Gäste

Queen Elizabeth II, Elton John, Kofi Anan und sogar die Backstreet Boys waren bereits berühmte Gäste des Hauses. Die Liste der Promis ist nicht enden wollend. Bürgermeister Michael Häupl hat hier sogar geheiratet und in der Nacht "auf sein Wien" hinuntergeblickt, wie Olaf Auer erzählt.

Kommentare

das ist rot / grün wie es leibt und lebt
korrupt bis zum abwinken
mehr gibt es da nicht zu sagen

Wahrscheinlich hat sein Parteibuch die falsche Farbe falls er überhaupt eines hat.In Wien zählt einzig und allein die rote Freunderlwirtschaft.Alle anderen werden eben NICHT sozial und gerecht behandelt.......

strizzi1949

Wieder einmal typisch für die Rote Stadtregierung! Alle wichtigen Ämter sind von den Parteifritzen durchwachsen! Warum sind die Wiener so blöd gewesen und haben diese Bagage letztens wieder gewählt? Die gehören einmal weg von den Futtertrögen, danit sie weider lernen, für die Bürger da zu sein und nicht gegen sie!

wieder einmal typisch.. wenn man jemanden loswerden will, dann dreht man halt alles so wie man es braucht. pfui auf "die roten"... schämen sollen sie sich-tun sie aber nicht.WIR MÜSSEN alle regeln befolgen, DIE nicht, die machen sich ihre eigenen.pfui noch einmal pfui

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