ÖVP: Nur wenige Schwarze unterstützen offen FPÖ-Kandidat Hofer

Zahlreiche ÖVP-Granden warben bisher für Van der Bellen

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Die ÖVP, die im ersten Wahlkampf mit ihrem Kandidaten Andreas Khol mit Platz fünf noch klar gescheitert war, gab offiziell keine Wahlempfehlung für die Bundespräsidentschaftswahl ab. Mit Fortdauer des Wahlkampfes mehrten sich aber die schwarzen Unterstützer - und zwar mit deutlichem Überhang für den ehemaligen Grünen-Chef Van der Bellen.

Auch Parteichef Mitterlehner, der sich lange zierte, sich zu deklarieren, stellte schließlich Mitte November im ORF-Radio klar: "Ich werde mit einiger Wahrscheinlichkeit den Herrn Van der Bellen wählen" - eine offizielle Wahlempfehlung sollte aber auch das keine darstellen.

Der Parteichef reihte sich damit in eine Reihe prominenter aktiver und ehemaliger ÖVP-Politiker ein, die sich - teils schon lange - klar zu Van der Bellen bekennen oder ihn auch aktiv unterstützen. Eine Gruppe prominenter Schwarzer unterzeichnete einen von den ÖVP-Querdenker Michael Ikrath und Ferry Maier initiierten Wahl-Aufruf für Van der Bellen. In dem "Manifest" wird von einer "Richtungsentscheidung für unser Österreich" gesprochen. Unter den Unterstützern sind Ex-EU-Kommissar Franz Fischler, die früheren ÖVP-Minister Erhard Busek, Maria Rauch-Kallat, Wilhelm Molterer und Josef Riegler, die ehemalige Salzburger ÖVP-Landesrätin Doraja Eberle, der ehemalige Kärntner ÖVP-Landeshauptmann Christof Zernatto, Nationalbank-Präsident Claus Raidl, Ex-Erste Bank Österreich-Chef Thomas Uher sowie dem ÖVP-Delegationsleiter im Europaparlament, Othmar Karas.

Karas fungierte auch als Redner beim Wahlkampfauftakt von Van der Bellen am 15. November: Er wolle sich am 5. Dezember, dem Tag nach der Wahl, "ohne schlechtes Gewissen in den Spiegel schauen", sagte er.

Ebenfalls für Van der Bellen traten ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm, indirekt, und der frühere ÖVP-Staatssekretär Hans Winkler ein. Letzterer initiierte gemeinsam mit den ehemaligen Botschaftern Albert Rohan, Eva Nowotny und Wolfgang Petritsch einen Wahlaufruf für den Ex-Grünen-Chef.

Ebenfalls schwarze Vertreter sind bei der vom früheren Strabag-Chef und NEOS-Förderer Hans-Peter Haselsteiner finanzierten "Nein zum Öxit"-Kampagne dabei, die sich indirekt für die Wahl Van der Bellens ausspricht: Neben Ex-SP-Ministerin Brigitte Ederer konnte der Industrielle dafür die ÖVP-Granden Christian Konrad und Franz Fischler gewinnen. Und in Vorarlberg bildete sich Ende November eine ÖVP-dominierte Bürgermeister-Initiative mit 136 Mitgliedern, die vor allem Nicht- und Weißwähler für Van der Bellen gewinnen will.

Aus der schwarzen Ministerriege deklarierte sich neben Mitterlehner allerdings bisher nur Familienministerin Sophie Karmasin: Sie habe Van der Bellen schon gewählt (per Briefwahl), tat sie unlängst kund.

Für FPÖ-Kandidat Hofer haben sich hingegen neben Lopatka nur wenige ÖVP-Politiker ausgesprochen. Nachdem der Klubchef Ende letzter Woche erklärte, Hofer sei für ihn der "bessere Kandidat", weil dieser "als Dritter Nationalratspräsident gezeigt hat, dass er für ein hohes Amt geeignet ist", gab es auch von zwei weiteren ÖVP-Politikern ein Bekenntnis zum blauen Kandidaten.

Ex-Bauernbundpräsident Fritz Grillitsch erklärte am Freitag, er werde Hofer wählen, und zwar wegen der "Dämonisierung von Mitte und Mitte-Rechts". Und ÖVP-Nationalratsabgeordneter Johannes Schmuckenschlager begründete sein Eintreten für Hofer damit, dass Van der Bellen nicht unabhängig sei, weil dessen Frau im Grünen Klub arbeitet. Außerdem sei der frühere Grünen-Chef für die Sanktionen gegen Schwarz-Blau gewesen, dieses Demokratie-Verständnis könne er "nicht teilen."

Viel Sympathie für Hofer ließ auch der frühere Tiroler Landeshauptmann und jetzige Landtagspräsident Herwig van Staa erkennen - seine Wahl hielt er aber geheim.

Die meisten der ÖVP-Spitzenpolitikern im Bund ziehen es freilich vor, zu schweigen - darunter auch der als nächster Parteichef gehandelte Außenminister Sebastian Kurz.

Hofer seinerseits bemüht sich um die Bürgerlichen. So trumpfte der FPÖ-Kandidat in einem TV-Duell mit der Ansage auf, im Fall des Wahlsieges den ÖVP-nahen Diplomaten Johannes Peterlik - früher Karmasins Kabinettschef - zum Kabinettsdirektor zu machen.

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