ÖSV-Doppelsieg in Superkombi: Benni Raich gewinnt in Chamonix vor Rainer Schönfelder

Bode Miller auf Rang drei vor Michael Walchhofer Kjetil-Andre Aamodt verspielte klare Halbzeit-Führung

Die Weltcup-Super-Kombination bleibt bei den Herren weiter fest in ÖSV-Hand: Benjamin Raich triumphierte am Freitag überlegen in Chamonix und machte mit seinem bereits fünften Saisonsieg den nächsten Riesenschritt Richtung Weltcup-Gesamtsieg. Der Kärntner Rainer Schönfelder landete mit 83/100 Sekunden Rückstand auf Platz zwei und komplettierte damit einen ÖSV-Doppelerfolg in Frankreich.

Mit dem Salzburger Michael Walchhofer (+1,12), Gewinner der Super-Kombi von Val d'Isere im Olympia-Winter, als Viertem hinter dem US-Amerikaner Bode Miller (+0,99) landete noch ein dritter Österreicher eine Woche vor der Eröffnungsfeier der Winterspiele in Turin im absoluten Spitzenfeld. Im Weltcup hat Walchhofer nun nach 29 Bewerben bereits 245 Punkte Rückstand, Miller als Dritter sogar 317 Zähler.

"So gut wie der Benni im Moment drauf ist, kann den in der Gesamtwertung keiner mehr einholen - weder ich noch ein anderer", stellte sich Walchhofer als erster Gratulant beim 27-jährigen Tiroler ein. Raich wehrte die Glückwünsche aber ab. "Es schaut gut aus, ich habe alles in meiner Hand, aber noch ist nichts vorbei", meinte der Pitztaler.

"Doch das Positivste an diesem Sieg war, dass ich im Slalom wieder so gut drauf bin. Das taugt mir, denn bisher war ich mit dem Saisonverlauf im Slalom nicht zufrieden", betonte Raich, der eigentlich auch Abfahrtssieger Kjetil-Andre Aamodt auf seiner Rechnung hatte.

Der Norweger landete aber nach einem schwachen Slalom nur auf Platz acht der Endwertung. "Er hatte schlechtere Sicht als ich und war damit chancenlos, denn sonst wäre es viel enger geworden", erklärte Raich zur Leistung des Routiniers, der nun schon seit mehr als drei Jahren - Kombination Wengen 2003 - auf einen Sieg im Weltcup wartet.

Das Einzige, das Raich an seinem Erfolgstag ärgerte, war die Tatsache, dass er für seinen Sieg in der Kombinations-Wertung keine Kristallkugel erhält. "Man sollte den Sieger in diesem Bewerb schon mit einer Kugel belohnen", sagte Raich, der erst am Donnerstag erfahren hatte, dass die Kombi-Wertung von der FIS nur inoffiziell geführt wird. In der Saison 2006/07 soll sich das aber ändern, dann wird es laut FIS auch in der Kombination so wie in Abfahrt, Super G, Riesentorlauf und Slalom eine Disziplinen-Kugel geben.

Doch der Tiroler wird schon beim Weltcup-Finale für seinen Kombi-Gesamttriumph - vor Chamonix hatte er bereits den Super-Bewerb in Wengen sowie die klassische Hahnenkamm-Kombination in Kitzbühel für sich entschieden - geehrt werden. "Wir werden in Aare eine Kugel für ihn basteln und ihm diese überreichen", verriet sein WC4-ÖSV-Trainer Andreas Evers.

Walchhofer hätte mit einer besseren Abfahrtsleistung in Chamonix für einen ÖSV-Triple-Erfolg sorgen können, wie er auch selber wusste. "Nach dem 13. Platz in der Abfahrt war ich wahnsinnig enttäuscht", gestand der Olympia-Topfavorit und Ex-Weltmeister in der Königsdisziplin und klagte über "Motivationsprobleme". "Meine Gedanken waren am Abfahrtsstart schon eine Woche weiter", erklärte Walchhofer, dass bereits der Tag X (12.2.) bei den Winterspielen in Sestriere seine Schatten vorausgeworfen hatte. "Dazu kommt noch, dass die Abfahrt hier alles andere als anspruchsvoll ist."

Sein Freund Hermann Maier, der als bester ÖSV-Mann in der Abfahrt Dritter wurde, aber auf den Slalom verzichtete, setzte sogar noch einen drauf. "Da ist ja der Dolomitenlauf attraktiver", konstatierte der "Herminator", der seinen Startverzicht im Torlauf damit erklärte, dass die Abfahrer in der Super-Kombi - laut dem Flachauer "ein Bewerb, den keiner braucht" - gegenüber den Slalom-Spezialisten klar benachteiligt würden. Auch sein Ex-Kollege Hans Knauß ärgerte sich über die alles andere als schwierige Kandahar-Strecke in Chamonix: "Eine Abfahrt, auf der es teilweise sogar bergauf geht, hat im Weltcup nix verloren."

Schönfelder sah es "nach der besten Abfahrt meines Lebens" natürlich anders und freute sich riesig über Platz zwei. "Diese sensationelle Fahrt ist das Resultat beinharter Arbeit gewesen. Der Weg passt, den werde ich jetzt konsequent weitergehen. Ich will ja auch einmal in Spezialabfahrten starten, doch jetzt gilt meine volle Konzentration einmal Olympia. Da es in Sestriere zwei Slalom-Durchgänge gibt, habe ich dort noch bessere Chancen", kündigte der Kärntner an.

Auch Schönfelder war von Raichs toller Vorstellung schwer beeindruckt: "Benni ist ein Paradebeispiel für einen Kombinierer, aber ich bin ihm auf den Fersen." Mit Raich (3) und Walchhofer (1) gewannen nur Österreicher die bisher vier Super-Kombis im Weltcup.

Endstand der Super-Kombination in Chamonix:
1. Benjamin Raich AUT 2:36,48 Min.
2. Rainer Schönfelder AUT 2:37,31 +0,83
3. Bode Miller USA 2:37,47 +0,99
4. Didier Defago SUI 2:37,60 +1,12
. Michael Walchhofer AUT 2:37,60 +1,12
6. Andrej Sporn SLO 2:37,64 +1,16
7. Pierrick Bourgeat FRA 2:37,78 +1,30
8. Kjetil-Andre Aamodt NOR 2:37,82 +1,34
9. Silvan Zurbriggen SUI 2:37,98 +1,50
10. Ted Ligety USA 2:38,11 +1,63
11. Andrej Jerman SLO 2:38,41 +1,93
12. Markus Larsson SWE 2:38,52 +2,04
13. Lasse Kjus NOR 2:38,61 +2,13
14. Jonathan Brauer AUS 2:38,78 +2,30
15. John Kucera CAN 2:38,82 +2,34
16. Aksel Lund Svindal NOR 2:38,83 +2,35
17. Hans Olsson SWE 2:38,92 +2,44
18. Werner Heel ITA 2:39,08 +2,60
19. Ondrej Bank CZE 2:39,67 +3,19
20. Patrick Staudacher ITA 2:39,96 +3,48
21. Manuel Osborne-Paradis CAN 2:39,98 +3,50
22. Ivica Kostelic CRO 2:39,99 +3,51
. Lars Myhre NOR 2:39,99 +3,51
24. Bjarne Solbakken NOR 2:40,35 +3,87
25. Ryan Semple CAN 2:40,48 +4,00
26. Kjetil Jansrud NOR 2:40,50 +4,02
27. Pierre Paquin FRA 2:40,54 +4,06
28. Marc Bottolier-Lasquin FRA 2:40,78 +4,30
29. Rok Perko SLO 2:41,06 +4,58
30. Daniel Albrecht SUI 2:41,25 +4,77

Ausgeschieden, im Slalom, u.a.: Josef Strobl (SLO), Francois Bourque (CAN), Stefan Johann Thanei (ITA)

Disqualifiziert nach dem Slalom: Peter Fill (ITA)

Im Slalom nicht am Start, u.a.: Hermann Maier, Christoph Gruber (beide AUT), Bruno Kernen, Ambrosi Hoffmann, Didier Cuche (alle SUI), Antoine Deneriaz (FRA), Daron Rahlves (USA), Kurt Sulzenbacher, Roland Fischnaller (beide ITA), Finlay Mickel (GBR)

(apa/red)