Österreichisch-Deutsch kämpft mit Image-Problemen: Wird oft für Dialekt gehalten

"Gemütlich" und "symphatisch" aber altmodisch Untersuchung mit 130 Lehrenden und 800 Studenten

Das österreichische Deutsch kämpft im Ausland mit Image-Problemen. Es wird zwar für gemütlich und sympathisch, aber von den Lehrenden für zweitklassig, altmodisch bzw. fehlerhaft gehalten und daher an den meisten ausländischen Universitäten auch nicht unterrichtet. Das ergab eine im Peter Lang Verlag erschienene Untersuchung der österreichischen Sprachforscherin Jutta Ransmayr, für die unter anderem 130 Deutsch-Lehrende und 800 Studenten an 23 Unis in Großbritannien, Frankreich, Tschechien und Ungarn befragt wurden.

Germanistik-Studenten mit österreichischem Akzent und korrekter österreichischer Grammatik haben es vor allem in Frankreich schwer. Wer beispielsweise "ich bin - statt bundesdeutsch: habe - am Fenster gestanden" bei einer Prüfung verwendet, muss unter Umständen mit einer schlechteren Benotung rechnen. Besonders deutsche Germanistik-Lehrende im Ausland befanden das Österreichische als plump und dialektal, während es die ungarischen Lehrenden durchaus als korrekt einstuften. Die Sympathie, die dem österreichischen Deutsch von allen Seiten bekundet wurde, hat offenbar unmittelbar damit zu tun, dass es nicht als Hochsprache wahrgenommen wird. "Man muss ja über jeden Dialekt ein bisschen lächeln", wird eine französische Professorin zitiert.

Östliche Nachbarn weniger skeptisch
Die östlichen Nachbarländer erwiesen sich dem Österreichischen gegenüber als weniger skeptisch. Während in Frankreich fast 60 Prozent für die bundesdeutsche Sprachvarietät im Unterricht plädierten, waren es in Ungarn nur etwa ein Viertel. Die Begründungen reichten von "Bundesdeutsch ist wichtiger" über "Ich glaube es ist besser, wenn die Studenten Hochdeutsch lernen" bis zu "Die Deutschkenntnisse sind beim Studienanfang schlecht genug." Unmittelbare Auswirkungen hat das auch auf die Lehrenden. So werden österreichische Lektoren in Großbritannien selten für Grammatik-, sondern eher für Landeskunde-Kurse eingesetzt.

Österreichisch oft als falsch wahrgenommen
Dass das österreichische Deutsch als falsch wahrgenommen wird, zeigen auch häufig korrigierte Austriazismen. So werden österreichische Wendungen wie "auf etwas vergessen" von über der Hälfte der Auslands-Lehrenden ausgebessert, auch bei Begriffen wie "Tuchent" (35 Prozent), oder "Sackerl" (30 Prozent) zücken viele den Rotstift, obwohl der von allen Befragten verwendete Duden diese Wörter als varietätenspezifisch richtig ausweist. "Deutschlandismen" werden dagegen weitgehend für Standard gehalten. Auf die Frage, ob sie Begriffe nennen könnten, die nur in Deutschland verwendet würden, gab fast ein Drittel an, die Frage nicht zu verstehen oder beantwortete sie nicht.

"Marille", "Paradeiser" und "Schlagobers"
Am meisten bundesdeutsche, aber auch österreichische Begriffe konnten die tschechischen Befragten nennen. Bei den "Deutschlandismen" kannten sie am häufigsten "Abitur" "Blumenkohl" und "Brötchen", bei den Austriazismen regierten ebenfalls kulinarische Begriffe wie die "Marille", die "Paradeiser" und das "Schlagobers" - wahrscheinlich Überbleibsel aus der Monarchie-Küche.

Umfangreiches Wörterbuch gefragt
Dass österreichischer Sprachexport also offenbar zuletzt in der Kaiserzeit passiert ist, stellt für Ransmayr einen wichtigen Grund für das Imageproblem dar. Österreich selbst müsse mehr Sprach-Marketing betreiben, forderte die Sprachwissenschafterin im APA-Gespräch. Die wichtigste Maßnahme wäre ein umfangreicheres Wörterbuch. "Für eine gehobene Sprachbenützung, aber auch für die Aussprache gibt es keine Standardwerke. Da bekommt man als Österreicher im Ausland oft Schwierigkeiten mit der Argumentation." Handlungsbedarf ortet Ransmayr auch an den heimischen Universitäten. Im Germanistik-Studium kommen die künftigen Deutschlehrer mit der Thematik überhaupt nicht in Berührung. Viele seien sich deshalb gar nicht sicher, ob sie wirklich richtig sprechen, wenn sie Österreichisch sprechen.

(apa/red)