Vom Tiger-Präparator
bis zum Rennski-Bauer

Das alles kann man bei uns lernen. Österreichs außergewöhnlichste Lehrberufe

Die Auswahl an Lehrberufen geht weit über die Klassiker Automechaniker und Friseurin hinaus. Unter den angebotenen Lehrstellen finden sich auch ungewöhnliche Berufe wie Tierpräparator, Orgelbauer, Imker, Gleisbautechniker und Skierzeuger.

von Aupergewöhnliche Lehrberufe © Bild: Marcus Deak

Zwischen Tigern, Affen und Wölfen verbringt Martin Vitek seine Arbeitszeit. Er ist einer von vier Tierpräparator-Lehrlingen in Österreich. Der junge Wiener hat seinen Ausbildungsplatz im Naturhistorischen Museum. Er steht bereits im dritten Lehrjahr und bereitet sich auf die Gesellenprüfung vor.

Aupergewöhnliche Lehrberufe
© Marcus Deak

Neben dem Präparieren neuer Exponate ist das Restaurieren der bereits vorhandenen Sammlungsstücke Teil seiner Arbeit. Spezialisiert ist Vitek auf Vögel und Säugetiere. "Meine Tätigkeit im Museum finde ich besonders spannend. Die Arbeit ist wissenschaftlich und wir beschäftigen uns mit exotischen Tieren. Wer hat schon die Möglichkeit einen Tiger zu restaurieren?", so der junge Präparator. Was er in seiner Lehrzeit im Museum gelernt hat, stellte er bei der letzten Berufs-Weltmeisterschaft unter Beweis. Eine Skelettpräparation brachte ihm glatt die Silbermedaille ein.

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Dass er wegen seiner Berufswahl manchmal schief angeschaut wird, stört den jungen Mann nicht, denn viele haben völlig falsche Vorstellungen von seiner Tätigkeit. Wurden die Tiere früher "ausgestopft", so werden die Häute nun über Formen aus PU-Schaum gezogen, um die originale Körperform wiederherzustellen. Es wird modelliert, gefärbt, geklebt und geschraubt.

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Vitek möchte nach seinem Lehrabschluss dem Museum treu bleiben. Sein abwechslungsreicher Job macht ihm Spaß, und Arbeit gibt es genug. Neben frischen Exponaten im Kühlhaus, die noch präpariert werden müssen, kommen auch Spenden aus Schulen in den Fundus. Aber: "Wenn keine Funddaten vorhanden sind, kommen die Tiere nicht in die Sammlung. Diese Exponate stehen bei uns auf Abruf, etwa wenn sie bei Filmdrehs gebraucht werden."

Hobby zum Beruf: Skierzeuger

Seine Leidenschaft für das Skifahren machte der Salzburger Patrick Kirchgraber zu seinem Beruf. Er absolvierte eine dreijährige Lehre zum Skierzeuger, die er vor kurzem mit Auszeichnung abschloss.

Beim Skihersteller Atomic sind zur Zeit sechs Lehrlinge in Ausbildung. Jedes Jahr werden zwei neue Jugendliche aufgenommen. Bewerber gibt es viele. "Wir lernen Planen und Bauen von Alpin- und Langlaufski. Wir können unsere eigenen Ideen und Erfahrungen als Skiläufer einbringen und mithelfen, Prototypen zu entwickeln", so Kirchgraber über seine Ausbildungszeit zum Facharbeiter. Er hat alle Teilbereiche der Produktion durchlaufen und so vom Aufbau des Skikörpers bis zur Wartung der hydraulischen pressen alle Abteilungen im Unternehmen kennengelernt.

Es genügt jedoch nicht ein perfekter Skiläufer zu sein. Technisches Verständnis und handwerkliches Geschick gehören zu den Voraussetzungen für diesen Beruf. Gearbeitet wird mit den verschiedensten Materialien wie Holz, Kunststoff, Metall oder Karbon. Am Ende der Ausbildung können die Lehrlinge ihre eigenen Ski bauen. Im Zuge der Lehre ist sogar ein Abschluss mit Matura möglich.

Nach seiner Lehrabschlussprüfung spezialisiert sich Kirchgraber auf Forschung und Entwicklung.

Ein Beruf mit Pfiff

Für eine Lehre als Orgelbauerin hat sich die siebzehnjährige Verena Faffer entschieden. Ihre Lehrstelle in Pressbaum fand sie über das AMS. In ihrem eigentlichen Wunschberuf als Instrumentenbauerin für Holzblasinstrument gab es keine Lehrstellen, also wich sie zum Orgelbau aus.

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Mittlerweile ist die Niederösterreicherin bereits im dritten Lehrjahr. "Ich mag die Vielseitigkeit meiner Arbeit. Man lernt jeden Tag etwas Neues dazu“, erklärt Faffer. Neue Orgeln werden eher selten gebaut, das Entwerfen und Konstruieren der Instrumente gehört jedoch zur Ausbildung. Hauptsächlich werden Restaurierungen und Reparaturen durchgeführt. "Es gibt mehr als 6.000 Orgeln in Österreich, da wird man nie arbeitslos", so Faffer. Die Restaurierung einer Pfeifenorgel kann schon ein Jahr dauern, denn das Instrument muss komplett zerlegt werden. Kaputte Teile werden maßgetreu nachgebaut.

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Orgelbauer arbeiten neben der Werkstatt meist in Kirchen und Klöstern. Aber auch in Musikschulen und Theatern finden sich Instrumente, die repariert oder restauriert werden müssen. Die Lehre zum Orgelbauer schließt nach drei ein halb Jahren mit der Gesellenprüfung ab. Die meisten Lehrlinge werden in Kleinbetrieben ausgebildet.

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© Marcus Deak

Lehrberuf Bienenwirtschaft

Nur sehr wenige Lehrstellen finden sich für die Ausbildung zum Imker. Im Vorjahr gab es vier Imkerlehrlinge in heimischen Betrieben, heuer sind es gar nur zwei. Einer von ihnen ist der 22-jährige Florian Zeller. Der Lehrling im dritten und letzten Lehrjahr hat einen der begehrten Plätze im Familienbetrieb Hagelkruys in Stockerau ergattert.

Gelernt wird die Haltung und Betreuung von Bienenvölkern sowie die Gewinnung von Honig und Wachs. Da im Freien gearbeitet wird und die Bienestöcke oft transportiert werden müssen, ist eine gute körperliche Kondition Voraussetzung. Auch handwerkliches Geschick ist erforderlich, um die Bienenstöcke anzufertigen und zu reparieren. Meisterin Verena Hagelkruys betont die große Verantwortung beim Umgang mit Bienenvölkern.

Eine Frau auf Schiene

Alles andere als alltäglich ist auch der Job von Sabrina Bramböck. Sie lernt Gleisbautechnikerin bei den ÖBB. "Am besten gefällt mir die abwechslungsreiche Ausbildung und die Arbeit im Freien. Zu meinen üblichen Tätigkeiten zählen Vermessungsarbeiten, das Verlegen der Gleise und Weichen, das Herstellen von Eisenbahnübergängen und die Wartung von Gleisanlagen. Dafür ist natürlich handwerkliches Geschick und eine gute körperliche Verfassung erforderlich", erklärt Bramböck.

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© Marcus Deak

Die junge Gleisbautechnikerin ist im zweiten Lehrjahr und hat ihren Traumberuf gefunden. "Die Arbeit war zwar am Anfang ziemlich anstrengend, es macht mir aber enorm viel Spaß. Ich glaube, dass diesen Beruf fast jedes Mädchen ausüben kann. Man muss es sich nur zutrauen und halbwegs fit sein. Es muss ja nicht immer eine Friseurlehre sein", rät Bramböck aus eigener Erfahrung. Nach der abgeschlossenen Lehre wartet die Meisterprüfung auf sie.

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