Österreichs Lehrer sind
überdurchschnittlich alt

45 Prozent der Sekundarlehrer sind 50 und älter - OECD empfiehlt Anreize für Junge

von Studie - Österreichs Lehrer sind
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Insgesamt waren 2012 in Österreich 45 Prozent der Sekundarlehrer 50 Jahre und älter, im Volksschulbereich waren es 36 Prozent. Zum Vergleich: Im OECD-Schnitt waren bei den Sekundarlehrern 36 Prozent über 50, im Primarbereich 30 Prozent.

Die OECD hält in ihrer Studie auch gleich Empfehlungen bereit, wie die Politik auf die Überalterung der Lehrerschaft und den dadurch drohenden Verlust erfahrener Pädagogen reagieren sollte: Es brauche "deutlich stärkere Anreize für junge Menschen", sich für den Lehrerberuf zu entscheiden, eine Erweiterung der Ausbildungsgänge für Lehrkräfte und erforderlichenfalls alternative Qualifizierungswege für Quereinsteiger.

Das hohe Alter einer steigenden Zahl der Pädagogen bringt dabei nicht nur Bedarf an mehr jungen Lehrern, die Abgänge ersetzen sollen, sondern hat auch Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte: So bestehe in den meisten Schulsystemen (so auch in Österreich) ein Zusammenhang zwischen den Gehältern der Lehrkräfte und der Anzahl der Berufsjahre. "Ein höherer Anteil älterer Lehrkräfte in der Lehrerschaft erhöht die Kosten der Schulbildung, was zu einer Beschränkung der Mittel führt, die für die Umsetzung anderer Initiativen auf Schulebene zur Verfügung stehen."

Ausnahmeerscheinung bei Kindergartenpädagogen

Österreich ist auch mit der Ausbildung von Kindergartenpädagogen an den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (Bakip) eine Ausnahmeerscheinung in der OECD, wie die am Dienstag veröffentlichte Studie zeigt. Nur in der Slowakei werden Kindergartenpädagogen ebenfalls nicht auf tertiärem Niveau ausgebildet.

Im Zuge der neuen Pädagogenausbildung war zwar eine Akademisierung der Kindergartenpädagogen geplant, mangels Angeboten an den Hochschulen wird die Ausbildung dort allerdings vorerst weiter kaum stattfinden. Außerdem wehren sich die Gemeinden als Kindergartenerhalter aus Angst vor höheren Kosten gegen die Akademisierung.

Freier Zugang zu Lehramtsstudien ungewöhnlich

Ebenfalls international ungewöhnlich ist das derzeit in Österreich noch gültige Modell, dass an den Unis jeder ohne Zugangsverfahren ein Lehramtsstudium beginnen darf. Heuer haben bereits erste Unis Aufnahmekriterien eingeführt, verpflichtend wird die Selektion aber erst mit dem Studienjahr 2016/17. In zwei Drittel der 32 OECD-Länder mit verfügbaren Daten werden schon jetzt zusätzliche Auswahlkriterien neben der Hochschulreife angewandt, wobei auch eine Kombination mehrerer Verfahren möglich ist: 19 Länder setzen auf einen Numerus Clausus als Zugangskriterium, in neun Ländern müssen Interessenten ein Interview und in fünf Ländern einen Standardtest absolvieren.

Mit der neuen Lehrerausbildung (ab 2015/16 für Volksschullehrer, ab 2016/17 für die Sekundarstufe) wird auch die Dauer der Ausbildung angepasst: Mit drei Jahren ist die Ausbildung für Lehrer der Volks-, Haupt- und Neuen Mittelschule (NMS) derzeit um ein bis zwei Jahre kürzer als im OECD-Raum üblich, mit der neuen Lehrerausbildung soll sie allerdings künftig wie jene der Bundeslehrer (ABSH, BMHS) sechs Jahre - davon ein Jahr Induktionsphase mit einem Mentor - dauern.

Hochschul-Abschlussquoten steigen

Bei den Abschlussquoten im Hochschulbereich holt Österreich indes auf. Demnach werden hierzulande 39 Prozent eines Altersjahrgangs im Lauf ihres Lebens ein Studium abschließen - das liegt etwa im OECD-Schnitt. 1995 waren es in Österreich erst zehn Prozent (OECD: 20 Prozent). Die Akademikerquote bleibt indes vorerst weiter gering.

Grund für die unterschiedliche Entwicklung der beiden Indikatoren: Die Akademikerquote betrifft die 25- bis 64-Jährigen und zeigt den Anteil der Akademiker in dieser großen Altersgruppe. Bis die aktuellen Abschlussquoten auf die Akademikerrate durchschlagen, dauert es Jahre bzw. Jahrzehnte.

Der Anstieg der Abschlussquote im sogenannten Tertiärbereich A (Unis, Fachhochschulen, Pädagogische Hochschulen) in Österreich (Daten aus 2012) dürfte auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein - etwa auf die Einführung der Fachhochschulen Mitte der 1990er Jahre sowie schnellere Studienabschlüsse (Bachelor) ab dem Beginn der 2000er Jahre. In allen anderen Staaten haben die Abschlussraten zwar ebenfalls zugenommen, allerdings (auch aufgrund des niedrigen Ausgangswertes in Österreich) meist nicht in gleichem Ausmaß.

Island voran

Die höchsten Abschlussquoten werden in Island verzeichnet, wo 60 Prozent eines Altersjahrgangs ein Hochschulstudium abschließen (1995: 20 Prozent), gefolgt von Neuseeland (57 Prozent; 1995: 33 Prozent) und Polen (53 Prozent; keine Angabe für 1995). Der OECD-und der EU-Schnitt liegen bei je 38 Prozent. Zieht man nur jene OECD-Länder heran, für die auch 1995 schon Zahlen vorlagen, beträgt der OECD-Schnitt 42 Prozent.

Darüber hinaus schließen weitere zwölf Prozent eines Altersjahrgangs in Österreich einen Studiengang des sogenannten Tertiärbereichs B (etwa Kollegs, Meister- oder Werkmeisterschulen; berufs- oder lehrerbildende Akademien) ab - das liegt ebenfalls in etwa im OECD-Schnitt (zehn Prozent). Rechnet man beide Tertiärbereiche zusammen, kommt man für Österreich auf eine aktuelle Abschlussquote von 51 Prozent (OECD: 48 Prozent).

Akademikerquote sehr niedrig

Die Akademikerquote in Österreich bleibt indes im OECD-Vergleich sehr niedrig: Der Anteil der 25- bis 64-Jährigen mit Hochschulabschluss (Tertiärbereich A und B) liegt erst bei 20 Prozent (OECD: 32 Prozent). An der Spitze befinden sich Kanada (53 Prozent), Japan (47 Prozent) und Israel (46 Prozent). Auch hier verzeichnete Österreich Zuwächse (2000: 14 Prozent), diese sind aber geringer als in fast allen anderen OECD-Ländern.

Die Vorteile einer Hochschulbildung sind in Österreich am Arbeitsmarkt übrigens besonders hoch: Die Beschäftigungsquote der 25- bis 64-Jährigen liegt bei Akademikern bei 87 Prozent (OECD: 83 Prozent) und damit auch höher als bei Absolventen aller anderen Ausbildungsstufen. Außerdem erzielen Akademiker (Tertiärbereich A und B) gegenüber Absolventen des sogenannten Sekundarbereichs II (z.B. AHS-Maturanten, Lehrabsolventen, Absolventen von berufsbildenden mittleren Schulen) in Österreich ein um 71 Prozent höheres Einkommen (OECD: 59 Prozent).

Kommentare

alt ist nich das problem. sie sind inkompetent, faul und überbezahlt.

christian95 melden

Unsere Lehrer sind "alt" und hochbezahlt (5.000 bis 7.000), haben fürstliche Privilegien wie sonst keine andere Berufsgruppe. (3 Monate Urlaub, von 8h bis 12h, manchmal bis 13h in der Schule, haben das richtige Parteibuch (ÖVP und manchmal auch SPÖ).....

Wergznase melden

Welch fundierter Beitrag.

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