ÖBB-Aufsichtsräte: BM Forstinger gab "Empfehlung" ab

Neue Methoden? FPÖ-Ministerin Monika Forstinger nennt in einem Schreiben an den Personalberater Catro vier Namen für die Neubesetzung des ÖBB-Aufsichtsrats. Mit Bitte um „Berücksichtigung“.

ÖBB-Aufsichtsräte: BM Forstinger gab "Empfehlung" ab

Schiefer könnte die Optik kaum sein: Da schickt die Ministerin einer Regierung, die gegen Postenschacher und Parteienproporz angetreten ist, dem von ihr beauftragten Headhunter ganz unverblümt eine Namensliste mit. Darauf finden sich Manager, die der FPÖ zu Gesicht stehen. Sie mögen, bittet die Ministerin, „berücksichtigt werden“.
Es ging um die Suche nach Aufsichtsräten für die ÖBB – gefordert wurden offiziell natürlich unabhängige Fachleute – , und der Brief stammt von Verkehrsministerin Monika Forstinger. Das Schreiben ging am 15. Dezember 2000 an die Wiener Personalberatungsagentur Catro, die für die Neubesetzung des ÖBB-Kontrollgremiums eine Vorauswahl treffen soll.

Dunkelblaue Namen

Ganz besonders herausgestrichen hat Forstinger jene vier Kandidaten, die schon ihrem Amtsvorgänger Michael Schmid den Ruf eintrugen, den schwarz-blauen Proporzexpreß in Fahrt bringen zu wollen. Zum Beispiel Siegfried Dillersberger, der unter anderem als Abgeordneter, dritter Nationalratspräsident und Präsident der Schutzgemeinschaft freiheitlicher Wähler eine lupenreine Parteikarriere hinter sich hat.

Die Liste

Ebenfalls auf Forstingers Empfehlungsliste findet sich der Vorarlberger Spediteur Rodolpho Schöttel, dessen Frau seit 1999 für die FPÖ im Nationalrat sitzt. Er müßte bei seiner Wahl auch noch das Kunststück schaffen, die Geschäfte seines eigenen Unternehmens strikt von jenen der ÖBB zu trennen. Dazu kommen noch der Ex-Banker Michael Lielacher sowie der politisch wenig punzierte TU-Professor Klaus Rießberger.

750.000 Schilling Honorar

Bei Catro – das Unternehmen kassiert für den Auftrag 750.000 Schilling plus weitere rund 150.000 Schilling an Spesen – gibt man sich bedeckt. Headhunter Detlef Koch, an den Forstingers Schreiben adressiert ist: „Wir bitten um Verständnis, daß wir zu den Vorgangsweisen unserer Auftraggeber keine Stellungnahmen abgeben können.“ Politische Intervention? Koch: „Auch dazu: kein Kommentar.“
Klarer agiert man da schon bei der FPÖ selbst: Das Schreiben gleich als Postenschacher zu interpretieren sei schlicht und einfach dumm, heißt es im Büro Forstinger. Es sei völlig normal und auch in Privatunternehmen gängige Praxis, den Personalagenturen Namen zu nennen, die schon vor der Beauftragung im Gespräch waren.

Im übrigen würden die genannten Kandidaten ohnehin nicht zum Zug kommen: „Sie werden sehen, wenn die Entscheidung gefallen ist, steht keiner von ihnen auf der Liste.“

Wieso das jetzt schon angekündigt wird, bleibt ebenso unklar wie die Zukunft von ÖBB-General Helmut Draxler. Denn auch sein Sessel ist ausgeschrieben. Draxler will sich zwar neuerlich bewerben, doch gleichzeitig gehen seine Ambitionen derzeit „eigentlich in ganz andere Richtungen“. Daß der wahre Grund für Draxlers neuerliches Antreten die Sicherung seines Pensionsanspruchs ist, wie es gerüchteweise heißt, dementiert der Bahnchef vehement. Draxler: „Absoluter Humbug.“

Letzter Höhepunkt der Peinlichkeiten rund um die ÖBB-Aufsichtsratsbestellungen: Eine Catro-Mitarbeiterin kontaktierte Bawag-Chef Helmut Elsner mit der Frage, ob er sich nicht für die Funktion bewerben wolle. Der reagierte verständlicherweise indigniert – für einen Mann seines Kalibers schien schon der Vorschlag einer Bewerbung fehl am Platz. Außerdem war Catro nur mit der Erstellung einer Liste, keineswegs aber mit dem Kontaktieren der Kandidaten beauftragt. Ein Insider des Verkehrsministeriums verwundert: „Die hat anscheinend wirklich geglaubt, daß Catro selbst die Leute aussuchen muß.“