Rapid-Prozes: Polizei in der Kritik

Vorgehen der Exekutive hätte Tumulte mitausgelöst, kritisiert Zeuge

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Nürnberg-Randale - Rapid-Prozes: Polizei in der Kritik

Bekanntlich sitzen zwei Dutzend Rapid-Fans wegen Landfriedensbruchs auf der Anklagebank, weil sie sich im Hanappi-Stadion an einer Zusammenrottung einer größeren Menschenmenge beteiligt haben sollen, die darauf abzielte, Polizisten und Sicherheitskräfte am Körper zu verletzen bzw. Sachbeschädigungen zu begehen. In drei Phasen, die sich über mehrere Stunden erstreckten, wurden laut Anklage Beamte und Ordner unter anderem mit Heurigenbänken und -tischen sowie Glasflaschen beworfen. Mindestens zehn Personen erlitten dabei Verletzungen, zudem wurden mehrere Polizeiautos beschädigt.

Der Ältere der Angeklagten bekam zusätzlich zur bedingten Haftstrafe eine unbedingte Geldstrafe von 4.800 Euro aufgebrummt. Der 43-Jährige weist zwei einschlägige Vorstrafen auf. Über beide Rapid-Anhänger wurde außerdem für die Dauer von sechs Monaten ein österreichweites Stadionverbot verhängt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Folge unverständlich

Der seit 23 Jahren bei Rapid tätige Marek wies in seiner Befragung darauf hin, das Match gegen Nürnberg sei als "Fußballfest" zweier eng befreundeter Mannschaften und ihrer dazu gehörigen Fangruppen geplant gewesen. Für ihn sei es in Folge dessen unverständlich gewesen, weshalb schon vor dem Anpfiff ein Großaufgebot der Exekutive präsent war. Bei einer vorangegangenen Sicherheitsbesprechung sei seitens der Polizei noch das Gegenteil signalisiert worden: "Das Stadion war ja nur zu einem Viertel gefüllt. Und das nur mit Fans, die sich verbrüdern wollten."

Schon am Hütteldorfer Bahnhof, wo ein Sonderzug mit Nürnberg-Fans eintraf, habe eine "Armee" gewartet, sagte Marek: "Ich hab' nicht gewusst, ob ich im richtigen Film bin. Wenn es um Verbrüderung geht, brauch' ich kein Blaulicht, keinen Schlagstock." Nach dem Ende des Spiels habe die Polizei erste Festnahmen ausgesprochen und die Betroffenen "vor vielen hundert Leuten abgeführt", ohne sich dabei der anwesenden szenekundigen Beamten zu bedienen. Das habe Unmut erzeugt. Dann sei per Funkspruch eine "Stadion-Sperre" veranlasst worden, "obwohl der Veranstalter ja Rapid und nicht die Polizei war". Dabei sei es üblich, dass das Tor zum Kammerl der "Ultras"-Fans noch Stunden nach dem Match offen sei.

"Verhältnismäßigkeit war null"

Obwohl das Stadion laut Marek binnen zwei Minuten leer war, sei die Polizei im Aula-Bereich aufmarschiert. Schließlich rückte die WEGA an und nahm mit einem sogenannten Greiftrupp einen Mann fest, dem angelastet wurde, das Kennzeichen eines Polizeiautos gestohlen zu haben und Fahrzeuge beschädigt zu haben. "Die Verhältnismäßigkeit war da null. Wenn ich zu ihm hingegangen wäre, hätte ich das Taferl bekommen", befand Marek.

Auch Selbstkritik

Der Rapid-Angestellte übte allerdings auch Selbstkritik. Im österreichischen Fußball gebe es "das schlechteste Ordner-System überhaupt. Es ist immer die Chance da, dass etwas passiert. Viele Leute, die da arbeiten, haben keine Ahnung, wie man mit Leuten umgeht."

Möglicherweise hat das auch mit Sprachbarrieren zu tun. Wie der laufende Prozess zeigt, dürfte die Firma, die beim gegenständlichen Match für Rapid den Ordner-Dienst abwickelte, etliche kaum Deutsch sprechende Mitarbeiter beschäftigen. Die Ordner, die heute, Montag, als Zeugen vernommen wurden, kamen teilweise aus Ungarn und bedurften eines Dolmetschers. Ein anderer Zeuge stammte aus Albanien. Die Befragung dieses Ordners musste zur Beiziehung eines Übersetzers abgebrochen werden, weil er die Fragen der Verteidiger nicht verstand.

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