Fährenbrand ein "schlimmer Albtraum"

Österreicher berichtet von Todesängsten und Menschen, die in Panik ins Meer sprangen

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Norman Atlantic - Fährenbrand ein "schlimmer Albtraum"

Erschöpft, erkältet, aber strahlend vor Glück und Erleichterung: Der Vorarlberger türkischer Abstammung, der zu den letzten Passagieren zählte, die von der "Norman Atlantic" evakuiert wurden, ist am Dienstagabend in Brindisi eingetroffen. "Gott sei Dank ist alles zu Ende. Es war ein schlimmer Albtraum, ich wünsche niemandem, dass er so etwas erleben muss", sagte Cengiz Hazir, im APA-Gespräch.

In Panik ins Meer gesprungen

"Feuer, Geschrei, Blut, Prügeleien: Ich habe Menschen gesehen, die in Panik vor den Flammen ins Meer gesprungen sind. Das werde ich niemals vergessen. Wir haben alle unter Todesangst gelitten", berichtet Hazir, der mit seiner Mutter Nuriye am Ende eines Besuches bei Verwandten in Istanbul am Sonntag in die Fähre in Griechenland eingestiegen war, um die Heimreise anzutreten. Die beiden hatten keine Kabine und schliefen im Auto im Bauch der Fähre, als das Feuer ausbrach. "Eine Rauchwolke hat uns geweckt, wir sind sofort aufs Deck rausgelaufen. Das Schiff war überladen. Ich vermute, dass ein Kabel gebrannt und das Feuer ausgelöst hat. Wir haben furchtbar viel Rauch eingeatmet", sagt Hazir.

Sorge um kranke Mutter

Die größte Sorge habe er um seine herzkranke Mutter gehabt. Sie zählte zu den ersten Passagieren, die per Helikopter die brennende Fähre verlassen konnten. Danach begann für Hazir das lange Warten auf Hilfe. Dabei beteiligte er sich an der Koordinierung der Rettungsaktion an Bord. "Ich habe bis zu 50 Kindern geholfen, in den Hubschrauber einzusteigen. Dabei habe ich schreckliche Szenen erlebt, unter anderem Raufereien unter Leuten, die sich vordrängen wollten, um in den Helikopter einzusteigen", erzählt der Vater von zwei kleinen Kindern, die in Dornbirn auf ihn warten.

"Ich habe erst dann geglaubt, ich bin in Sicherheit, als ich in den Hubschrauber eingestiegen bin und zum italienischen Marineschiff 'San Giorgio' geflogen wurde. Das italienische Personal hat uns wirklich vorbildhaft betreut. Ich habe keine Dokumente mehr, sie sind im Auto verbrannt", so Hazir. An Bord der "San Giorgio" traf er auch kurz den Salzburger Erwin Schrümpf, der ebenfalls als einer der Letzten evakuiert wurde.

Hazir hat schon öfter die Fähre zwischen Griechenland und Italien genommen. "Jetzt wird es eine Weile dauern, bis ich wieder in ein Schiff einsteige", sagte der Vorarlberger bei seiner Ankunft im Hafen der süditalienischen Stadt Brindisi. Hier wartete seine Mutter Nuriye auf ihn, die wegen Unterkühlung in ein Krankenhaus eingeliefert worden war, mittlerweile aber wieder wohlauf ist, sowie Hazirs 41-jähriger Bruder Mustafa, der aus Dornbirn in die süditalienische Stadt gereist ist.

"Es war eine Riesenfreude, Mutter und Bruder zu umarmen. Jetzt denke ich nur daran, nach Hause zurückzukehren, um meine Frau und meine Kinder wiederzusehen. Ich werde heuer zwei Mal Silvester feiern", sagt Hazir strahlend.

Rückkehr

Alle drei Österreicher konnten die süditalienische Hafenstadt mittlerweile verlassen. Sie stiegen am Mittwoch in ein Flugzeug nach Rom, von hier werden sie dann nach Österreich weiterreisen, berichtete Personal der österreichischen Botschaft in Rom der APA.

Noch mehr Tote befürchtet

An Bord des Marineschiffes befanden sich auch fünf Leichen, darunter jene von drei italienischen Lkw-Fahrern. Bisher wurden elf Menschen tot geborgen, die an Bord des Schiffes waren. Zudem kamen zwei albanische Einsatzkräfte beim Abschleppversuch der Fähre ums Leben, als ein Tau riss. Die Behörden befürchteten unterdessen, dass weit mehr Menschen ums Leben gekommen sein könnten.

Kommentare

da stinkt einiges sozusagen, war mit sicherheit überladen... übrigens IST ein albtraum nicht schlimm. das wort albtraum sagt ja bereits, dass es nicht schön ist. und schlimm sind kinder, aber keine träume, die sind grauenhaft oder heftig...

Wieso durften Passagiere IM AUTO schlafen? Die Garagendecks sind doch normalerweise außer bei Camping an Bord abgesperrt? Auch dann darf man wirklich nur in gebuchten Wohnwagenanhängern oder Wohnmobilen schlafen oder eine (sauteure) Kabine nehmen. Was war das für ein Schiff, wieso hatte die ANEK-Line es gechartert?

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