Bahn frei für Nordostumfahrung

Umweltprüfer geben grünes Licht - Asfinag will 2016 mit dem Bau beginnen

von
Österreich - Bahn frei für Nordostumfahrung

"Wir brauchen die Umfahrung Wien, damit wir das übrige Netz erschließen können ", sagte Asfinag-Vorstand Alois Schedl bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Mit veranschlagten Kosten von 1,8 Milliarden Euro sei das 19 Kilometer lange Straßenstück "nicht billig, aber wirtschaftlich". Das teuerste Stück ist mit 1,4 Milliarden Euro der neun Kilometer lange Tunnel, der die Donau quert. Mit dessen Bau soll 2018 begonnen werden, die Verkehrsfreigabe ist für 2025 geplant. Der Abschnitt Groß-Enzersdorf bis Süßenbrunn soll schon 2018 befahren werden können.

"Der Tunnel unter der Lobau ist wichtig, um den Nationalpark Donau-Auen zu schützen", betonte Schedl. Der Asfinag-Chef sieht nun sämtliche Bedenken ausgeräumt, was das Grundwasser sowie die Sicherheit des Tunnels betrifft: "Wir können garantieren, dass der Nationalpark keine Beeinträchtigung erfährt." Die beiden Tunnelröhren tauchen bis zu 60 Meter in den Untergrund, die S1 verläuft mehr als acht Kilometer unter der Erde, erklärte Asfinag-Baumanager Alexander Walcher. Puncto Lärmschutz wolle man "unzählige Maßnahmen" zum Schutz der Anrainer ergreifen.

Für den Bezirksvorsteher der Wiener Donaustadt, Ernst Nevrivy (SPÖ), ist der positive UVP-Bescheid für den letzten noch fehlenden Abschnitt der Umfahrung Bundeshauptstadt ein Muss - "sauteuer, aber es wirkt." In seinem Bezirk komme fast auf jede Wohnung ein Auto - 73.000 Kfz seien in der Donaustadt gemeldet. Aber auch für jene Autofahrer, die gar nicht in die Donaustadt wollen, sei das Projekt wichtig. Asfinag-Baumanager Walcher: "Die neue S1 verlagert den Verkehr auf die Schnellstraße, er wird um Wien herum geführt statt mittendurch." Die Straßenbauer rechnen damit, dass 2025, wenn der Tunnel fertig ist, täglich 60.000 Fahrzeuge den neuen S1-Abschnitt befahren. Im Freilandbereich sollen es 40.000 Vehikel sein.

Umweltschützer geben sich nicht geschlagen

Für Umweltschützer indes ist noch nicht aller Tage Abend - sie haben am Freitag umgehend Berufung gegen den UVP-Bescheid angekündigt. Nach Meinung von "Alliance-For-Nature"-Generalsekretär Christian Schuhböck ist man im UVP-Verfahren fälschlicherweise davon ausgegangen, dass sich der Nationalpark Donau-Auen nur an der Erdoberfläche befinde. Tatsächlich sei der Nationalpark aber ein Lebensraum, der sich tief in den Untergrund, also bis in die mehrfach übereinander liegenden Grundwasserhorizonte erstrecke, argumentierte er in einer Aussendung.

Der Sprecher der Umweltschutzorganisation Virus, Wolfgang Rehm, sieht den Baubeginn noch in weiter Ferne: "Zum einen sind weitere Genehmigungen erforderlich und zum anderen geht das UVP-Verfahren nun in die nächste Instanz." Er stößt sich vor allem daran, dass es für die UVP keine unabhängige Behörde gebe, sondern sich Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) Autobahnvorhaben selbst genehmigen könne. Somit "war im Wahljahr 2015 abzusehen, was die hausinterne Wunscherfüllungsmaschine für Betonpolitiker ausspucken würde". Rehm legt seine Hoffnung nun auf das Bundesverwaltungsgericht (BVwG).

Bei der Asfinag ist man dennoch zuversichtlich, bereits kommendes Jahr mit den Baumaßnahmen beginnen zu können. In den nächsten Monaten will die Gesellschaft mit der Einlöse der benötigten Grundstücksflächen beginnen.

Weitere Detailgenehmigungen ausständig

Allerdings sind noch weitere Detailgenehmigungen der Länder Wien und Niederösterreich zu den Themen Naturschutz und Wasserrecht ausständig. Walcher erwartet diese für Mitte 2016, mit größeren Problemen rechnet er nicht. Bereits im UVP-Verfahren seien über 500 Einsprüche geprüft worden, er könne sich kaum vorstellen, dass nun noch neue Aspekte auftauchen.

Bei der Asfinag blickt man auch weiter nordöstlich nach Niederösterreich, zur geplanten, bei Umweltschützern ebenso umstrittenen, aber von Bürgermeistern befürworteten Marchfeld-Schnellstraße S8. "Mit dem ersten S1-Teilstück können wir die S8 und die S1-Spange nach Aspern an das Autobahn- und Schnellstraßennetz anbinden", sagte Walcher. Für den ersten, 14 Kilometer langen Teil der S8 vom S1-Knoten Süßenbrunn bis nach Gänserndorf läuft das UVP-Verfahren seit 2011.

"Noch heuer soll es eine mündliche Verhandlung zum Umweltverträglichkeitsverfahren geben. Auf deren Basis wird dann der UVP-Bescheid ausgestellt", sagte Walcher zur APA. Die Asfinag strebt eine Fertigstellung bis 2017 an, später einmal soll ein zweiter, 20 Kilometer langer Abschnitt von Gänserndorf bis zur Staatsgrenze Richtung Bratislava kommen. Für Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) ist die S8 "von enormer Bedeutung" für den Wirtschaftsstandort Marchfeld, die Anbindung an die Slowakei sowie die Verkehrsentlastung für die Anrainer, sagte er laut einer Aussendung. Laut Asfinag-Expertem Walcher macht die S1 aber auch ohne S8 Sinn, wie er auf Nachfrage sagte.

Kommentare

christian95 melden

Rot-Grün wählen und sich für FUZO, MAHÜ und den täglichen Staus auf den Wiener Straßen zu bedanken.

christian95 melden

Die Verkehrsplanung gehört ENDLICH zum Bund und weg von den Ländern!
Das tiefschwarze NÖ baut immer mehr Transitstrecken Richtung Wien. Die täglichen Staus, besonders auf der Tangente, sind auch das Ergebnis der Schwarzen Verkehrspolitik von NÖ.
Statt im eigenen Bundesland Arbeitsplätze zu schaffen werden Schnellstraßen für die Pendler gebaut, die auch vom Transit angenommen werden.

Tavington melden

na und?

christian95 melden

Sehe ich auch so. Wien hat doch FUZO und MAHÜ, da kann doch der Transit weiterhin durch die Stadtautobahn fahren.

Seite 1 von 1