Inside Nordkorea: Fakten zum
Alltag eines verbotenen Landes

Wie das Leben der Menschen in dem abgeschotteten Land aussieht

von
Fakten - Inside Nordkorea: Fakten zum
Alltag eines verbotenen Landes

Mehr als 24 Millionen Menschen leben derzeit unter der Diktatur von Machthaber Kim Jong-un. Im Februar 2014 hat eine Kommission der Vereinten Nationen (UN) einen 400-seitigen Bericht über zahlreiche Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea veröffentlicht. Opfer und Augenzeugen sprechen von Hunger, Folter, Hinrichtungen und Mord. Demokratische Werte wie Redefreiheit und Pressefreiheit existieren nicht. Aber wie kann man sich den Alltag in so einem Land vorstellen? Viel weiß man nicht, über das Leben in dem abgeschirmten Land, einige Enthüllungen gibt es jedoch. Immer wieder berichten Flüchtlinge, Redakteure oder Reisende über ihre Eindrücke.

1. Das Enthüllungsbuch

Unter anderem haben die beiden Journalisten Daniel Tudor, Reporter beim "Economist", und James Pearson, Reuters-Journalist, in ihrem Buch "North Korea Confidential" einen Einblick in das abgeschottete Land gegeben. Beide haben längere Zeit in Seoul, Südkorea, gelebt. In ihrem Buch räumen die Journalisten auch mit Stereotypen auf, die häufig durch die Nachrichten gegeistert sind, wie die Zeitung "New York Times" berichtet. Die Menschen dort seien keine Roboter, die nur dafür leben, um ihrem "geliebten Führer" zu dienen, schreiben die Autoren. Sie zeichnen ein sehr reales Bild von den Menschen und ihrem Alltag:

  • Genauso wie in Europa können die Menschen in Nordkorea Produkte bekannter Marken wie Adidas oder Coca-Cola kaufen.
  • Wer nahe der Grenze zu Südkorea lebt, kann ohne weiteres ein Telefonat nach Südkorea führen.
  • Es wird immer alltäglicher, dass man junge Menschen in Pjöngjang in einem Café sitzen sieht, wie sie mit ihrem Handy spielen und einen Caffè Latte schlürfen.
  • Viele Nordkoreaner geben USB-Sticks mit Videos, ausländischen Filme und TV-Shows untereinander weiter, darunter ist auch so manches pornografisches Material.
  • Die Droge Meth (Methamphetamin) hat in Nordkorea Einzug gehalten, Süchtige finden sich in allen sozialen Schichten.
  • Selbst regimekritische Bewohner können langsam ein relativ normales Leben in Nordkorea führen. Das strenge Klassensystem setzt allerdings Grenzen in Bezug auf den sozialen Status.

2. Folter, Mord und andere Verbrechen

Politische Gegner und anders Denkende haben es in Nordkorea allerdings nicht leicht: Die UN hat in einem 2014 veröffentlichten Bericht klar schwere Verstöße gegen die Menschenrechte festgestellt. Erst im März 2015 hat der UN-Menschenrechtsrat Nordkorea wegen der regelmäßigen Entführungen von Ausländern scharf kritisiert. Rund 200.000 Menschen sollen verschleppt worden sein, wobei es sich in den meisten Fällen um Südkoreaner handelt, die nach dem Koreakrieg (1950-1953) nicht rechtzeitig den Norden verlassen konnten. Aber auch Reisende anderer Nationalitäten sollen in Nordkorea spurlos verschwunden sein.

Wer nicht mit dem Strom schwimmt, der bekommt die ganze Härte des Systems zu spüren. Politische Gefangene, Menschen, die aus dem Land zu fliehen versuchen, Christen und Personen, die subversiven Einfluss ausüben könnten, werden laut UN-Bericht als Bedrohung für das politische System und den Machthaber eingestuft. Der Report geht weiters von Menschenrechtsverletzungen wie Vergewaltigung, sexueller Gewalt, Folter, Mord und Versklavung aus.

Festgestellt wurde auch, dass teilweise der Zugang zu Essen beschränkt wird, um politische Loyalität zu erzwingen.

3. Autobahnen, auf denen so gut wie niemand fährt

Die bis zu vierspurigen Autobahnen in Nordkorea sind kaum befahren. Bilder und Videos zeigen, dass dort kaum Autos unterwegs sind. Der Durchschnittsbürger kann sich ein eigenes Auto auch nicht leisten. Der Verkehr in Nordkorea ist durch wirtschaftliche Probleme und Restriktionen des Machthabers Kim Jong-un stark eingeschränkt. Benzin ist nur in gewissen Mengen erhältlich. Wer nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, fährt mit öffentlichen Transportmitteln, zumeist Busse.

Ein Tourist hat 2011 ein Video auf YouTube veröffentlicht, das zeigt, wie wenig auf den Straßen los ist. "Kilometerlange und breite Autobahnen, aber kaum Verkehr", schreibt der User unter sein Video. Das hat sich bis heute nicht geändert.

4. Leben in der Hauptstadt

Über Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang sickern noch am meisten Informationen durch. Viele Reisende haben die Stadt bereits besucht und über ihre Ausflüge berichtet. Auf den ersten Blick, wirkt das Leben in der relativ modernen Großstadt wie in jeder anderen. Sieht man genauer hin, fallen durchaus einige feine Unterschiede auf. Die Zeitung "The Guardian hat einen Arbeitstag in Pjöngjang näher beleuchtet und folgendes festgestellt:

  • Fast täglich kommt es zu Stromausfällen. Menschen, die in den oberen Stockwerken von Hochhäusern wohnen, müssen daher früher zur Schule oder zur Arbeit gehen, um rechtzeitig anzukommen. Denn die Lifte funktionieren nur zeitweise, wenn überhaupt.
  • Geschminkte Frauen sind zwar ein alltäglicher Anblick in der Hauptstadt, aber vor dem Hochschulabschluss verzichten die Frauen in der Regel auf Make-up. Lange Haare sind erlaubt, aber das Haar offen zu tragen ist verpönt.
  • Strenge Kleidungsvorschriften sind passé: Bunte Farben und ausländische Marken stellen kein Problem dar.
  • Viele Bewohner tragen einen Button von Staatsgründer Kim Il-sung auf ihrer Kleidung.
  • Der Verkehr in Pjöngjang wird diszipliniert von der Polizei kontrolliert und geregelt. Staus sind angesichts der geringen Anzahl an Autos auf den Straßen allerdings unwahrscheinlich.
  • Die meisten Arbeiter in der Hauptstadt haben eine Stunde Mittagspause. Ein Großteil der in der Stadt lebenden Frauen ist berufstätig.
  • In Nordkorea gibt es zwar genügend Geschäfte, aber begehrte Waren wie Kleiderschränke oder Bücherregale sowie gewisse Hygiene-Artikel oder bestimmte Lebensmittel wie Sojasauce sind schnell ausverkauft.

Ein beeindruckendes Zeitraffer-Video zeigt den Alltag in Pjöngjang. Das Video wurde 2014 veröffentlicht:

5. Licht aus, Feuer an

Auch die Bilder der NASA haben von Zeit zu Zeit interessante Fakten über den Alltag in Nordkorea enthüllt. So haben die Satelliten im April 2015 riesige Brände im Osten des Landes ausgemacht. Die NASA vermutet, dass es sich um Feuer handelt, die bewusst von Bauern gelegt worden sind, um die Reste der Ernte zu verbrennen. Allerdings sind einige der Feuer dann offenbar außer Kontrolle geraten, wie die Satellitenbilder zeigen. Auf den Fotos sind immense Rauchwolken zu sehen, die in Richtung Japan ziehen. Dieses Phänomen ist nicht einzigartig, die NASA beobachtet schon seit einigen Jahren, dass im Frühjahr immer wieder Feuer außer Kontrolle geraten.

Nordkorea von oben: NASA-Bilder zeigen außer Kontrolle geratene Brände.
© NASA Das Satellitenbild zeigt Rauchwolken, die in Richtung Japan ziehen.

Die Nachtaufnahmen der NASA von Nordkorea beweisen schon seit längerem, dass der Strom in Nordkorea nachts nur spärlich fließt. Während die Nachbarländer China (am Bild links von Nordkorea) und Südkorea (am Bild rechts von Nordkorea) erstrahlen, bleibt es in der Mitte dunkel. Lediglich in der Hauptstadt Pjöngjang brennen die Lichter.

Nordkorea von oben bei Nacht
© NASA Diese Aufnahme vom Jänner 2014 zeigt Nordkorea bei Nacht, nur Pjöngjang ist beleuchtet.

6. Zugtour durch Nordkorea

Ein Reiseveranstalter hat das Leben in Nordkorea jetzt sogar als Geschäftsidee für sich entdeckt: Die in Peking ansässige Firma "Koryo Tours" bietet neuerdings eine Zugtour an, auf der Reisende die unbekannten Ecken Nordkoreas entdecken können, wie der Sender "CNN" berichtet. An folgenden Orten soll der Zug anhalten: in der Hauptstadt Pjöngjang, am Fuß des Gebirges Myohyang-san, in den Hafenstädten Hamhŭng und Ch’ŏngjin und in der Küstenstadt Wŏnsan. Es ist auch für den Reiseveranstalter das erste Mal, dass er mit dem Zug in diese Regionen vordringt. Man darf gespannt sein, welche Eindrücke aus dem alltäglichen Leben in Nordkorea diese Reiseroute noch enthüllen wird.

Kommentare