Austro-Seilbahn in Kims Skigebiet

Gebrauchte Gondelbahn aus Ischgl trotz Sanktionen in Nordkorea wiederaufgebaut

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Fakten - Austro-Seilbahn in Kims Skigebiet

Nordkorea hat mit dem Rest der Welt eigentlich wenig zu tun. Das stalinistische Regime, das als die repressivste Diktatur der Welt gilt, wurde aufgrund seiner Menschenrechtsverletzungen und militärischen Drohgebärden von den Vereinten Nationen mit zahlreichen Sanktionen belegt. Es ist damit im Prinzip von der Weltwirtschaft abgeschnitten. So darf kein UNO-Staat "Luxusgüter" nach Nordkorea liefern, in der EU gelten noch wesentlich strengere Vorschriften.

Anlage stand bis 2014 in Ischgl

Dass die Realität anders aussieht, zeigt nun der Fall der früheren Ischgler Pardatschgratbahn. Sie steht heute in Masikryong, dem einzigen Skigebiet Nordkoreas. Dieses ist ein Prestigeprojekt von Diktator Kim Jong-un. Denn während sich der Feind Südkorea derzeit auf die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2018 vorbereitet, will auch der Norden ein Resort nach "internationalen Standards" schaffen. Beim Bau half das Militär mit, Kim spricht von einem "gigantischen patriotischen Werk".

Die Anlage samt Hotel soll Nordkoreanern wie auch ausländischen Touristen offenstehen und so Devisen ins Land bringen. Doch wie kam die Ischgler Gondelbahn dorthin? Seilbahnhersteller Doppelmayr aus Vorarlberg, der bereits vor Jahren einen Auftrag in Nordkorea abgelehnt hatte, betonte, auch jetzt keine geliefert zu haben.

Es handelt sich dennoch um eine Doppelmayr-Anlage. Denn die Pardatschgratbahn wurde 2014 stillgelegt. Danach wurde sie von der Vorarlberger Firma Pro-Alpin gekauft, demontiert, verpackt und an ein chinesisches Unternehmen weiterverkauft, wie die "Presse" von einer Sprecherin erfuhr. Diese holte sie in Ischgl ab.

Chinesische Händler als "Schlupfloch"

Wer genau sie bis nach Nordkorea gebracht hat, ist unbekannt. Für chinesische Händler gelten die Sanktionen aber schon lange als "gutes Geschäft". Denn die Regierung in Peking ist Nordkoreas engster Verbündeter, eine klare Liste der "Luxusgüter", die laut UNO nicht exportiert werden dürfen, fehlt dort bis heute. Zwischen 2012 und 2014 besorgte sich Kims Regime Güter um 2,09 Milliarden Dollar aus China.

Aufgegriffen wurde der Fall der Tiroler Seilbahn unter anderem von der "New York Times", für die die Causa beweist, dass die Sanktionen "zahnlos" seien. Besonders groß ist die Aufregung in Südkorea. Die dortigen Medien waren es auch, die nachwiesen, woher die Anlage genau stammte.

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