Ikone James Dean

Starfotograf und Filmregisseur Anton Corbijn über seinen neuen Film „Life“

von
Menschen - Ikone James Dean

Warum wollten Sie gerade diese Geschichte verfilmen?

Die meisten Leute denken wahrscheinlich, weil ich ein Biopic über James Dean machen wollte. Aber mir ging es viel mehr um die Beziehung eines Fotografen zu einer Person, die im Licht der Öffentlichkeit gestanden ist. Für mich als Fotografen ist das ein spannendes Thema. Es ist ja das, was ich den Großteil meines Lebens gemacht habe.

Haben Sie selber ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ja. Ich habe zu Beginn meiner Karriere, in den 70er Jahren, den holländischen Musiker Hermann Brood portraitiert und wir sind Freunde geworden. Schließlich wurde er der größte Rockstar, den Holland jemals hervorgebracht hat. Mein Ziel war immer zu zeigen, wer Musiker wirklich sind. Deshalb mag ich es auch, Künstler über einen langen Zeitraum zu begleiten. Man wird dadurch zu einer Familie, es sind viel intimere Aufnahmen möglich. Wenn ich das Gefühl habe, dass die Aufnahmen zu privat sind, frage ich vorher, ob ich sie veröffentlichen darf. Denn das Letzte was ich will ist, das Leben eines Menschen mit einem Foto zu zerstören.

Robert Pattinson kämpft in „Life“ als Fotograf Dennis Stock damit, seine Fotos Magazinen zu verkaufen.

Ja, denn in den 50er Jahren war es ganz anders als heute. Aber auch ich hatte es anfangs nicht leicht, meine Aufnahmen anzubringen. Fotografie wurde damals noch nicht als wirklich wichtige Kunstform erachtet. Aber als Dennis Stock dann das legendäre Foto von James Dean gemacht hat auf dem er am Times Square rauchend im Regen steht, wurde er schlagartig bekannt – und das Foto zu einem der wichtigsten Bilder des vergangenen Jahrhunderts.

Was macht ein Foto zu einer Ikone?

Ich würde sagen, wenn es die Erwartungen übertrifft, die man von einer Person hat. Im Fall von James Dean hat sicherlich auch eine Rolle gespielt, dass er früh verstorben ist. Wenn er heute noch leben würde, wer weiß, ob das Foto solch einen Kultstatus bekommen hätte. Denn, wenn man heute seine Fotos anschaut, verbindet man damit, dass er früh verstorben ist. Man verbindet eine Geschichte damit.

Hatten Sie nicht Besorgnis, dass Robert Pattinson noch zu sehr mit „Twilight“ in Verbindung gebracht wird, als Sie ihn für „Life“ gecastet haben?

Ich habe „Twilight“ zwar nicht gesehen, aber natürlich wusste ich, dass er damit berühmt wurde. Ich habe Rob aber aus anderen Gründen engagiert: Zum einen fand ich den Aspekt interessant, dass er, der sonst immer von Paparazzi gejagt wird, jetzt die Seiten wechselt und einen Fotografen darstellt. Außerdem habe ich eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden entdeckt: Rob macht jetzt viele kleine Produktionen, möchte sich als Schauspieler beweisen – und auch Dennis Stock wollte sich damals in den 50er Jahren als Fotograf beweisen.

Können Fotos, mit der ganzen digitalen Bearbeitung, überhaupt noch solch einen Kultstatus erlangen wie zu James Deans Zeiten?

Ich glaube schon, wenn man sich die Bilder aus Kriegsgebieten der Erde ansieht. Sie haben einen Wert, zwar einen schockierenden, aber dennoch einen bedeutenden. Es ist heute aber definitiv schwerer Personen und Dingen etwas Mystisches zu verleihen. Denn das Internet ist voll von Bildern, jeder kann alles fotografieren, Bilder werden digital bearbeitet und sehen dann ganz anders aus, als die Realität. Das nimmt ihnen oftmals ihren Zauber. Ich fotografiere deshalb immer noch ausschließlich analog. Denn Teil der Faszination meiner Arbeit ist gerade ihre Unvollkommenheit. Erst sie macht Fotos wirklich menschlich.

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