Die Rechnung, bitte!

Wir Steuerhinterzieher verdienen (und brauchen) kein Bankgeheimnis

von Eva Weissenberger (Editorial) © Bild: NEWS/Ian Ehm

Die Bösen, das sind immer die anderen. Der superreiche Steuerflüchtling, der seine Schwiegermutter mit dem Geldkoffer nach Liechtenstein schickt; der Industrielle, der mit Verbündeten im Ausland Finanz-Ringelspiel fährt; dieser eine Händler oder Wirt – weil warum wehrt er sich sonst so gegen eine Registrierkasse? Gegen diese Steuerhinterzieher muss etwas unternommen werden, da sind sich alle einig. Denn Finanzminister Hans Jörg Schelling hat recht: Wenn alle Steuern zahlen, zahlen alle weniger Steuern. Schröpft die Reichen! Vor allem in der bösen Baubranche ist viel zu holen!

Wir hingegen sind die Guten. Wir braven Angestellten, denen Versicherung und Steuer gleich vom Lohn abgezogen werden; wir Omas, die ein Sparbüchl fürs Enkerl anlegen; wir kleinen Händler und Wirte, denen es eh schon so schwer gemacht wird – und dann auch noch die Wirtschaftskrise.

In Wahrheit sind wir alle Steuerhinterzieher. Wer hat noch nie eine „Bekannte“ fürs Haareschneiden bezahlt? Wer hat noch nie einen „Nachbarn“ für Handwerksarbeiten engagiert? Oder in einem Geschäft gefragt, ob eine Rechnung unbedingt nötig sei? Wer ohne Steuersünde ist, der werfe den ersten Cent.

Würde kein Haushalt in Österreich seinen Dreck schwarz wegputzen lassen, wäre der Dienstleistungsscheck kein Ladenhüter. (Nie von dieser Form der legalen Abrechnung der Haushaltshilfe gehört? Eben.) Genauso bedenkt kaum jemand, dass die Lehrerin, die den Kindern Nachhilfe gibt, diese Zusatzeinkünfte versteuern müsste. Aber wer sagt schon nach der Englischstunde: Excuse me, the bill please! Die Rechnung, bitte! Steuerhinterziehung ist in Österreich ein Kavaliersdelikt. Für diese Einstellung bekommen wir von der Bundesregierung endlich die Rechnung präsentiert: Das Bankgeheimnis soll gelüftet werden, in heimischen Banken internationale Standards herrschen. Die Sorge, dass Finanzbeamte dann zur Überprüfung jeder Steuererklärung in jedem Konto herumstierln werden, ist überzogen. Hier geht es tatsächlich darum, große Steuerflüchtlinge zu fassen – die ihr Geld aus dem Ausland in das gemütliche Österreich schaffen.

Dass sich zwei ÖVP-Minister nun von ihrem entsprechenden Beschluss im Ministerrat und damit von ihrem Parteikollegen Schelling distanzieren, beschädigt die Glaubwürdigkeit der Volkspartei. Dass sie dabei aber ausgerechnet die Großmutter samt Enkerl und Sparbüchl strapazieren und wie sich der Koalitionspartner SPÖ darüber aufregt, das amüsiert einen. Wachelte Kanzler Werner Faymann doch selbst vor zwei Jahren noch mit Omas Sparbuch herum und versicherte, das Bankgeheimnis werde niemals nie fallen.

Wachsam bleiben muss man trotzdem: In den USA, aber auch in Europa gibt es Bestrebungen, das Bargeld abzuschaffen. Karte, Code, Payment-System – ist doch viel praktischer. Das wichtigste Argument für die Abschaffung lautet, dass man damit Betrug besser bekämpfen könnte. Nur dass die wirklichen Finanzverbrecher längst nicht mehr auf Geldkoffer angewiesen sind. Von der EU-Ebene und von Österreich ist dieses Szenario noch weit entfernt. Also, liebe Omas, keine Panik: Wir alle können unser Geld weiter unter der Matratze horten.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte:
weissenberger.eva@news.at

Kommentare

Arbeiten welche als Nachbarschaftshilfe gemacht werden, werden ja messt nicht bezahlt, sondern man gibt etwas, dafür einem geholfen wurde. Für jede Kleinigkeit einen Handwerksbetrieb zu nehmen ist ja sowieso unleistbar. Daher dort das Geld suchen wo es um Millionen geht nicht um einige €. Aber auch Kleinvieh macht Mist !!

Roland Mösl

Jedes Steuersystem, welchs auf Gewinnermittlung, Einteilung in private und Firmenausgaben beruht, wird eine unehrliche Gesellschaft hervorrufen.

Daher müssen alles Steuern und Abgaben auf Arbeit bis auf Null abgebaut werden. Diese müssen durch eine Resourcenbesteuerung ersetzt werden, die wesentlich einfacher kontrollierbar ist.

http://weltweiterwohlstand.org/kern/freie-arbeit.htm

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