Klara und Gerhard E. aus OÖ

"Das Jugendamt steckte unsere Kinder zu Unrecht ins Heim - Rechnung von 12.000 Euro"

Vier Jahre voll Kummer und Leid haben Gerhard (57) und Klara E. (52) aus Oberösterreich hinter sich. So lange ist es her, dass sie nach Gerhards Jobverlust die Miete für die Wohnung nicht mehr bezahlen konnten. Mietschulden von 3.000 Euro standen zu Buche, der Vermieter rachte eine Anzeige wegen „Einmietbetrugs“ ein.

von News kämpft: Familie E. © Bild: NEWS / Franz Neumayr

Die Familie kam dann zuerst bei Freunden und später in einer Pension unter. Klara E. hinterließ ihre geänderte Adresse, trotzdem wurde ein Bescheid nicht zugestellt. Sie versäumte einen Gerichtstermin und wurde in der Folge am 21.1.2009 samt Ehemann Gerhard für 48 Stunden in Untersuchungshaft genommen.

Kinder kamen ins Heim

Die beiden Kinder Martin und Carina (Namen von der Redaktion geändert) wurden aufgrund von „Gefahr in Verzug“ sofort in einer betreuten WG untergebracht.Klara E. : "Ein Schritt, den ich nicht nachvollziehen kann. Man fragte mich, ob es jemanden gibt, bei dem die Kinder unterkommen könnten. Meine Geschwister hätten auf die Kinder geschaut, ich hätte sie nur anrufen müssen – doch diesen Anruf verwehrte man mir."

Und so nahm das Unheil seinen Lauf. Als die E‘s nach zwei Tagen wieder aus der U-Haft entlassen wurden, wollten sie die Kinder sofort wieder aus dem Heim abholen. Das war allerdings nicht möglich – das Jugendamt entzog den Eltern aufgrund der angespannten finanziellen Situation das Sorgerecht. Margreth Tews, die Prozessbegleiterin der Familie, dazu: "Ich habe in meiner Laufbahn viele schlimme Fälle betreut, aber so eine krasse Entscheidung des Jugendamts ist selten. Man hat regelrecht versucht, die Kinder zu entwurzeln."

Viel durchgemacht

Während der Heimzeit mussten Carina und Martin im Heim Unmenschliches ertragen. Martin erkrankte an Leukämie, seine Schwester Carina wurde von einem 14-jährigen Mitbewohner sexuell missbraucht. Darüber hinaus wurde sie während der Zeit im Heim trotz eines sehr guten Intelligenzniveaus, das ihr in einem Gutachten attestiert wurde, in die Sonderschule gesteckt. Dazu kamen die seelischen Qualen: Die Geschwister sehnten sich nach Geborgenheit und der Liebe der Eltern.

Für Klara und Gerhard E. folgte ein 1556 Tage dauernder Kampf um die Kinder. "Wir konnten in dieser Zeit kein normales Leben führen. Mein Mann und ich sind nicht zur Ruhe gekommen – unsere Gedanken drehten sich den ganzen Tag nur um die Kinder: Geht es ihnen gut? Haben sie genug zu essen? Es war zermürbend“, so Mutter Klara.

Gutachter Bachler involviert

Brisant auch: Der Sachverständige Egon Bachler wurde als Gutachter im Fall E. beauftragt. NEWS hat wiederholt über die zweifelhaften Methoden des in Obsorgeverfahren häufig engagierten Gerichtssachverständigen berichtet. Falsch protokollierte Gespräche und widerlegte Testergebnisse sollen keine Seltenheit gewesen sein. Ins Auge sticht die Nähe Bachlers zur Firma TAF, die Geld aus öffentlicher Hand bezieht. Im Fall E. empfahl Bachler, wie in vielen anderen Causen auch, Mitarbeiter von TAF (Therapeutisch ambulante Familienbetreuung) hinzuzuziehen. TAF selbst gehört wiederum dem Verein „Institut für Psychoanalyse und Familientherapie“, dessen Geschäftsführer Egon Bachler lange Zeit war.
Das Jugendamt leiste dieser Empfehlung im Fall E. aber nicht Folge, da eine Rückführung der Kinder zur Familie zu diesem Zeitpunkt nicht beabsichtigt war – wegen der finanziellen Schieflage der Eltern.

12.000 Euro Selbstbehalt

Besagte Rückführung erfolgte erst Jahre später: Am 26.4. dieses Jahres durften Carina und Martin zurück nachhause. Die Familie lebt nun einige Kilometer entfernt von Salzburg im Bezirk Braunau in einer 75 Quadratmeter großen Wohnung im Grünen. Das wiedergewonnene Familienglück wird nur von der Tatsache belastet, dass das Jugendamt nun 12.000 Euro Selbstbehalt für die Heim-Unterbringung der Kinder – pro Monat wurden 318 Euro in Rechnung gestellt – eingeklagt hat. Seit Jänner dieses Jahres wird Klara E. ein großer Teil des Lohns gepfändet.

Kein Termin bei Burgstaller

Ein neuerlicher Rückschlag für die Familie, die dabei ist, finanziell wieder auf die Beine zu kommen. "Außerdem", so Mediatorin Tews, "ist es grotesk, dass die Familie dafür zur Kasse gebten wird, dass ihnen die Kinder entzogen wurde.“ Die scheidende Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller hatte in Medien wiederholt erklärt, sich für Familie E. einsetzen zu wollen. Trotz mehrmaliger Bemühungen kam es laut Margreth Tews seit Februar allerdings zu keinem persönlichen Gespräch. „Wir kämpfen weiter um eine politische Lösung, denn so ein Vorgehen der Behörden darf es einfach nicht geben“, so die Mediatorin.

Und so hilft NEWS

NEWS wird versuchen, zu vermitteln, und den Fall nach dem – nun erfolgten – politischen Umbruch in Salzburg erneut an Verantwortliche des Landes herantragen. NEWS bleibt dran!

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