Im Raketen-Krieg

Wieso der nie enden wollende Krieg Israels Familien in den Wahnsinn treibt

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30 Sekunden - so viel Zeit ist vergangen, seit Sie diesen Text zu lesen begonnen haben. Die Sirene schrillt noch, als der Golf wenige Meter vor uns doch zum Stehen kommt. Die Wagentür geht auf, die Fahrerin, eine blonde Frau um die 40, fällt fast heraus. Sie zittert am ganzen Körper, taumelt, so als sei sie blind oder benommen, zum Straßengraben. Drückt sich gegen die Wand aus Kies und Steinen, hält ihr Mobiltelefon fest am Ohr und hört nicht auf zu zittern - die Arme, die Beine, der ganze Leib.

Plötzlich ein dumpfes Grollen, ein kurzes Beben der Erde: der Einschlag der Rakete, schwer zu sagen, wo genau. Die Frau schluchzt laut auf, sackt aber sofort wieder in sich zusammen. Minuten vergehen, das Zittern bleibt, jeglicher Versuch, sie anzusprechen, scheint vergeblich. Für eine Weile hören wir, wie aus dem Autoradio Musik erklingt. Doch das fröhliche Lied ist noch nicht einmal beim Refrain angelangt, als es vom Sirenenton jäh unterbrochen wird.

Alle 10 Minuten ein Raketenangriff

So wie einander das Schrillen der Sirenen und die Songs von Rihanna und Beyoncé im Radio ablösen, so verhält es sich in Israel auch mit Krieg und Frieden. Länger als eine Woche zielen die radikalislamischen Kämpfer der Terrorgruppe Hamas, die Gaza seit 2007 kontrolliert, von dort mit ihren Raketen auf Israel (s. Karte). Über 1.000 dieser zum Teil selbst gebauten oder aus Libyen, Syrien und dem Iran eingeschmuggelten Geschosse stiegen in die Luft und lösen im Schnitt alle zehn Minuten irgendwo in Israel Alarm aus. Das Land, von der Fläche kaum größer als Niederösterreich, aber mit über acht Millionen Einwohnern einer der am dichtest besiedelten Staaten der Welt, versinkt in kollektiver Angst und Panik. So wie schon so oft in den vergangenen Jahren.

Denn, so groß die Hoffnungen auf einen Waffenstillstand auch sein mögen, so klar ist jedem Kenner der Region, dass es nur eine Frage der Zeit bleibt, bis ein kurzer Frieden erneut im wohl ungleichsten Krieg dieses Planeten endet. Auf der einen Seite radikale Gotteskrieger, die eine bitterarme Bevölkerung in Geiselhaft halten und zu nicht enden wollendem Hass auf die Juden erziehen. Und auf der anderen ein auf den ersten Blick modernes, hochgerüstetes Land, das trotz all seiner Kampfjets und Raketenabwehrbatterien schwächer und verletzlicher ist als es die meisten annehmen würden.

Ein Sanitäter und drei Soldaten knien nun neben der blonden Frau im Straßengraben. Versuchen, mit ihr zu sprechen, ihr gut zuzureden, um zu verhindern, dass nicht jede weitere Detonation sie näher an den Rand des Wahnsinns treibt. "Als sie im Auto fuhr und die erste Sirene hörte, begannen ihre Arme und Beine so stark zu zittern, dass sie kaum noch lenken oder bremsen konnte", erklärt der Sanitäter und wirkt nicht weiter verwundert: "Das haben wir hier sehr häufig, ein klassisches post-traumatisches Syndrom. Die Menschen hören die Sirene und unterbewusst verdichtet sich in diesem Moment die Erinnerung an all die anderen Male, als sie in der selben Situation waren: machtlos, hilflos, ja ahnungslos und ausgeliefert. Die Sirene, das ist das Signal zur Flucht. Doch wovor? Etwas, das man weder sieht, riecht noch spürt, das aber mit Gewissheit tötet."

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Kommentare

Da ich bei strizzi49 keinen "Antworten"-Button sehe, hier meine Antwort: Vielleicht sind sie in den letzten 9 Jahren im Koma gelegen, aber seit 2005 gibt es keine Siedlungen mehr in Gaza. Doch Hamas hat bisher 3 Krege begonnen. Mehr als 13.000 Raketen gingen auf Israel nieder seit 2002. Die Hamas hätte 2005 zeigen können, wie gut eine 2-Staaten-Lösung funktioniert und das Westjordanland wäre längst unter arabischer Kontrolle und der Staat Palästina würde existieren. Aber hamas hat der Welt gezeigt, wohin so ein Staat führen wird: In den Extremismus! In einen drei-Fronten Krieg (Westjordanland-Israel, Gaza-Israel, Südlibanon-Israel).
Übrigens Siedlungen. 2 % des WJL sind besiedelt und im Falle eines Friedens sind die schneller geräumt als sie glauben. Aber dieser Frieden ist nicht in Sicht. Denn die Araber werden nie einen israelischen Staat akzeptieren, auch nicht in den Grenzen von vor 1967. Denn der Konflikt begann nicht 1967, sondern bereits 1948 (und früher). Von 1949 bis 1967 wäre genügtend Zeit gewesen, einen arabischen Staat in den Gebieten zu gründen. Aber die Araber hatten daran kein Interesse. Sie wollten ganz Israel einnehmen (warum, hat ihnen ja nie gehört; es gehörte vorher den Osmanen und später England) und die Juden ins Meer treiben. Pech habt, nicht geglückt. Der Krieg von 1973 wurde so wie alle anderen vorher von den Arabern verloren und anstatt echten Frieden zu suchen, wurden die drei Neins von Karthum verkündet: Nein zum Frieden mit Israel, Nein zu Verhandlungen mit Israel, Nein zur Anerkennung Israels!

Gratulation, der Artikel widerspiegel die Situation sehr gut wieder.

Dieser Artikel ist ja wohl zum tod lachen;)) Also noch einseitiger kann man als Journalist im Jahre 2014 nicht berichten. Pfui...

strizzi49 melden

Ja, es ist schrecklich dort! Aber - vielleicht sollte man dort endlich aufhören, neue Siedlungen in der besetzten Zone zu bauen! Für mich ist das eine Provokation der Palästinenser! Damit schüttet man dort immer wieder Öl in das Feuer des Hasses, das die Hamas verbreitet! Kaum ist es ein wenig ruhiger dort, bauen die Israeli eine neue Siedlung und der Terror geht wieder von vorne los!

strizzi49 melden

Und die Palästinenser müssen lernen, dass die Hamas nicht ihre Interessen vertritt, sondern nur die Eigenen! Außerdem sollten sie die Hamas aus ihren Wohngegenden verjagen, um nicht immer als Schutzschilde missbraucht zu werden! Was ist doch die Hamas für eine Ansammlung von Feiglingen, die sich hinter Frauen und Kindern versteckt? Pfui Deibel!

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