Welche Bank passt zu mir?

Wissen Sie eigentlich, welches Unternehmen und welches Konto für Sie optimal ist?

Die Umwälzungen bei der Bank Austria bringen auch andere Kunden zum Überlegen. Wer welches Konto braucht.

von Geldschein in der Hand © Bild: istockphoto.com

Drei Fälle, ein Dilemma: Bernhard Büttner ist 53 Jahre, verheiratet und seit 30 Jahren Kunde bei der Erste Bank. Er rutscht nie ins Minus und er braucht auch sonst keine Hilfe in der Bank. Einziehungsaufträge hat der Verwaltungsjurist keine. Wenn er überweist, dann macht er das an einem Selbstbedienungsgerät in der Bank.

Andreas Stampel ist 39 Jahre und Lehrer an einer Neuen Mittelschule. Seit acht Jahren war er nicht mehr auf der Bank. Er weiß nicht, wie sein Bankbetreuer heißt und schon gar nicht, wo dieser sitzt, denn die Filiale, in die er früher ging, wurde zugesperrt. Stampel steuert seine Finanzen ausschließlich per Online-Banking.

Dann gibt es noch Julia Oberndorfer. Die 23-jährige Klavierpädagogin ist ständig im Minus, überzieht ihre Kreditkarte laufend und handelt sich wegen Unachtsamkeit regelmäßig Mahnungen und Klagen ein. Alle zwei Wochen sitzt sie vor ihrem Bankberater.

Kunde sucht Bank

Das einende Dilemma der drei? Sie haben alle das falsche Konto. Büttner hat ein teures Sorglospaket, das er vor zehn Jahren zum letzten Mal preislich adaptierte. Stampel hat ein normales Girokonto, bei dem er die Kreditkarte extra bezahlen muss. Oberndorfer hat ein Billigangebot angenommen, bei dem sie für jeden Handgriff extra bezahlt. Wie finde ich das richtige Konto? Eine Frage, die sich zahlreiche Kunden stellen. Im Zuge der Neuaufstellung der Bank Austria in Wien ganz besonders viele der 1,6 Millionen Privatkunden der Bank. Die Nachrichten um die Bank haben viele Kunden verunsichert und laut Bankenexperten sind rund 20 Prozent davon am Sprung zu einer anderen Bank. Wohin sollen sie?

Die Abwanderung bringt natürlich auch die Konkurrenz in Aufruhr. Einerseits buhlt sie um die neuen Kunden. Andererseits entdeckt sie auch ihre eigene Klientel wieder. Reinhard Mörz, Handelsangestellter aus Wien, hat von seiner Hausbank, der Erste Bank, ein Schreiben für einen Beratungstermin erhalten. "Jahrelang habe ich von denen nichts gehört und jahrelang habe ich nichts von ihnen gebraucht. Seltsam, dass das Schreiben ausgerechnet jetzt kommt", sagt Mörz.

Was braucht man wirklich?

Bernd Lausecker vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) empfiehlt: "Wer die Bank wechselt, sollte sich fragen, was er braucht, und auf jeden Fall sein Kontoverhalten der vergangenen drei Monate gründlich analysieren: Wie viele Zahlungen wickle ich ab, wie viele Daueraufträge habe ich, wie hoch ist mein Kontoumsatz, wickle ich alles online ab, wie oft bin ich auf der Bank, habe ich ein Wertpapierdepot oder einen Safe und nutze ich meine Kreditkarte?" Das dauert, aber es zahlt sich aus. Die schriftlich festgehaltenen Informationen sind für ein Erstgespräch mit der neuen Bank entscheidend. Denn die Bank stuft die Kunden nach einem gewissen Nutzerprofil ein.

Bei den meisten ist dieses Profil jedoch falsch. Danach richten sich auch die Kontoführungsspesen, und es ist nicht verwunderlich, dass viele Kunden mehr bezahlen als notwendig. Der Bankenrechner der Arbeiterkammer (www.bankenrechner.at) gibt einen guten Überblick darüber, welches Konto am besten passt. Hier lässt sich schon einmal klären, welche Girokonten sich anbieten und was sie kosten. Das sagt aber noch nichts darüber aus, zu welchem Institut man wechseln sollte. "Geldgeschäfte sind Vertrauensgeschäfte", sagt VKI-Mann Lausecker. Und in der Tat ist das der entscheidende Punkt. Daher sollte man in Lebenssituationen denken und demnach auch die Bank mitentscheiden. Nicht jeder lässt sich eindeutig zuordnen und vielfach sind die Gruppen auch miteinander zu kombinieren -je nach individuellem Bedarf.

Vielleicht gibt es dann ein Happy End in der Realityshow: Kunde sucht Bank.

Welche Banken zu wem passen - ein Überblick

FAMILIEN - Klassische Bank

Sorglos. Für diese Gruppe sind die regionalen Universalbanken geeignet (Raiffeisen, lokale Sparkassen, Volksbanken und Hypos). Zumeist verlangen partnergeführte Haushalte mit Kindern nach einem Sorglospaket; Hauptsache, es ist alles abgedeckt. Sie suchen auch gerne das Gespräch mit einem Berater. Diese Möglichkeit ist ihnen wichtiger, als sich zehn Euro pro Jahr für die Kontoführung zu sparen. Zusätzlich können sie auch Onlinesparen in Anspruch nehmen, wo derzeit noch passable Zinsen zu erhalten sind.

SINGLES - Onlinebank

Selbsttätig. Singles wollen in den meisten Fällen den Großteil ihrer Bankgeschäfte alleine abwickeln. Sie suchen kaum eine Bank auf und brauchen weitestgehend keine Beratung. Wenn sie einmal eine Frage haben, dann engagieren sie einen unabhängigen Vermögensberater. Für sie kommen kostenlose Girokonten bei Onlinebanken infrage. Etwa Easybank (Tochter der Bawag), Bankdirekt.at (Tochter der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich), Generali Bank oder Hello Bank (ein Ableger der französischen BNP Paribas).

VERMÖGENDE - Private Banking

Staatstragend. Betuchte Kunden suchen vor allem eine hervorragende Beratungsleistung und einen Betreuungsservice. Personen mit einem Vermögen von bis zu 150.000 Euro sind durch qualifizierte Berater der Universalbanken (Erste Bank, Raiffeisen, Bawag) gut aufgehoben. Größere Summen ab einem Vermögen von 500.000 Euro, verstaut man allerdings besser in einer spezialisierten Privatbank (Schoellerbank, Bank Gutmann, Bank Winter, Bankhaus Spängler, das Kirchenbankhaus Schelhammer &Schattera).

JUGENDLICHE - Klassisch & Online

Sparsam. Für Kinder und Jugendliche kommen einfache Sparkarten und Prepaid-Karten, mit denen man nur bei Guthaben am Geldausgabegerät beheben kann, in Betracht. Wenn die Kids nicht bei den Eltern in derselben Bank mitlaufen wollen, finden sie vor allem bei Universalbanken eingehende Beratung und teilweise auch eine kostenlose Kontoführung; wie es im Übrigen auch die Onlinebanken anbieten. Achtgeben sollten sie allerdings auf mögliche Nebenkosten (Kartenverlust, Bargeldbehebungen, Mahnungen).

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