Das kommt vom Beschwichtigen

Stefan Melichar über den Gift-Skandal in Kärnten

von Stefan Melichar, NEWS © Bild: Matthias Obergruber/News

Österreich ist in keiner Weise auf den – in Wahrheit nicht so undenkbaren – Fall vorbereitet, dass ein Industriebetrieb Schadstoffe freisetzt, die er nicht freisetzen sollte. Das ist die schockierende Erkenntnis des HCB-Giftskandals in Kärnten. Grund dafür ist auch, dass viele Stellen – von Politikern, über Behörden bis hin zu manchen Medien – lieber beschwichtigen als warnen. Wer auf Kontaminationen in Lebensmitteln hinweist, die nachweisbar sind, aber (noch) keinen gesetzlichen Grenzwert überschritten haben, wird als „Alarmist“ abgekanzelt. Von den Oberaufsehern für die Lebensmittelsicherheit, der AGES, kommt dann gleich das Dogma: „Die Dosis macht das Gift.“ Soll heißen: Reicht die Schadstoffmenge (noch) nicht für eine offensichtliche Gesundheitsgefährdung, braucht man gar nicht darüber reden. Das ist genau das Prinzip der Behörden in Kärnten gewesen. Schon im April lagen Messergebnisse der AGES vor, mit denen HCB in Milch nachgewiesen war – damals noch unter dem Grenzwert. Die Folge: Alle schwiegen. Und jetzt sind plötzlich Grenzwerte überschritten, und man muss Busse für Serien-Bluttests nach Kärnten karren. Nicht die Dosis macht das Gift. Das Gift macht das Gift. Und wenn man nicht rechtzeitig hinschaut, ist auf einmal zu viel davon da – und dann sind die ewigen Beschwichtiger ganz verwundert.

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