Keinen blassen Schimmer

Stilfragen: Ela Angerer über Hollywoodstars, die in die Politik streben

von Ela Angerer © Bild: News

Vor einiger Zeit gab Jada Smith, Ehefrau des Rappers und Actionfilm-Spaßvogels, Will Smith, zu Protokoll: "Mein Mann und ich wollen unsere Spuren auf der Welt hinterlassen. Und wir meinen damit bedeutendere Spuren als nur Filme.“ - "War sie bekifft?“, fragten sich Beobachter. Doch dann legte Will persönlich nach: Ja, er könne sich vorstellen, in die Politik zu gehen, und zwar schon in naher Zukunft. "Oida, warum?“, würden ihn jetzt wahrscheinlich viele heimische Parlamentarier fragen. "Vergiss nicht“, sagt mein Freund L., der Philosoph: "Acht von zehn bekannten Schauspielern werden von den Youtubern gar nicht mehr wahrgenommen. Das tut weh.“

Ist Hollywood schon so am Ende? Bleibt dem aufrechten Aufmerksamkeits-Junkie nur mehr die Politik? Diese Berufsumschulung war ja ursprünglich nur für B-Movie-Darsteller wie Ronald Reagan vorgesehen. Heute sieht auch George Clooney im gelebten "House of Cards“ sein Glück: Noch trinkt er einen Nespresso nach dem anderen, aber hinter den Kulissen soll er längst nach dem Job des US-Präsidenten schielen. Sicher denkt er: "Das Haus ist abbezahlt, das Zwergschwein lebt nicht mehr. Jetzt könnte ich der Gesellschaft etwas zurückgeben.“ Demnächst wird sich auch Doris Bures ärgern, weil Nora von Waldstätten an ihrem Sessel sägt, obwohl die genauso unfreundlich schaut wie sie. Veronica Ferres wird als Bundeskanzlerin kandidieren und sich dabei auf ihr Erfolgsgeheimnis verlassen: Keiner mag mich, trotzdem fahre ich jedes Mal Topquoten ein.

Nur Publikumsliebling Robert Palfrader ist nicht interessiert. "Ich möchte ein anständiger Mensch bleiben“, sagt der erfolgreiche Kabarettist. Dabei wäre er der ideale Kandidat: "Wie die meisten Politiker hab ich keinen blassen Schimmer. Ich kann gut improvisieren und red gern Blödsinn.“

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