Ist der Papst ein Kriegstreiber?

Albert Link, Papst-Biograf und Redakteur von „Bild“

von Albert Link © Bild: Michael Kappeler

Es war auf dem Rückflug seines Besuchs im geteilten Korea, als Papst Franziskus in seiner unverblümten Art ein Eingreifen gegen die ISIS-Mörderbanden forderte. Wörtlich sagte Franziskus, es sei „legitim, den ungerechten Aggressor zu stoppen.“ Macht sich der Papst damit zum Kriegstreiber? Nein, denn Franziskus hat klargestellt, dass dies keine Aufforderung bedeutet, den Nordirak zu bombardieren. Er hat lediglich die Vereinten Nationen an ihre Zuständigkeit erinnert, einzugreifen, wenn Hunderttausende aufgrund ihres Glaubens vertrieben, „zwangsbekehrt“ oder abgeschlachtet werden. Es war der päpstliche Sondergesandte im Irak, der als einer der ersten von „Genozid“ gesprochen hat. Der erste Völkermord der Geschichte, der live auf Twitter übertragen wird. Der Papst mahnt, die Welt müsse der Grausamkeit der ISIS-Mörder als Gemeinschaft entgegentreten. Die Antwort – in Form von Waffengewalt – dürfe nicht einer einzigen Nation überlassen werden. Franziskus ist kein Kreuzritter und kein Feind des Islam. Wir erinnern uns, wie er einer jungen Muslimin in Rom die Füße gewaschen hat. Es steht ihm also zu, Druck auf die Politik zu machen, wenn er die Gefahr eines „Dritten Weltkriegs“ am Horizont erkennt. Dass er angekündigt hat, persönlich in den Irak zu reisen, sobald die Aussicht besteht, damit den Flüchtlingen zu helfen, zeigt, dass er gerade selbst die politische Bühne betritt. Franziskus ist kein Kriegstreiber. Er ist im Gegenteil jemand, der glaubwürdig für den Frieden kämpft, selbst wenn dies – wie im Irak – Lebensgefahr bedeuten wird. Mir persönlich ist ein solcher Friedenskämpfer lieber als Tausend Friedenssäusler.

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