Als Kreisky in Teheran war

Peter Pelinka blickt zurück: "Österreich und der Iran"

von Peter Pelinka © Bild: NEWS

Mai 1980: In Wien verbreitet sich in Windeseile ein Gerücht. Kanzler Kreisky werde sich in Kürze auf eine höchst heikle und daher noch geheime Mission begeben. Das könne nur in Zusammenhang mit dem Nahen Osten stehen: ein neuerliches Treffen mit PLO-Chef Arafat (Erstbegegnung 1974), gar mit Libyens Gaddafi (Erstbegegnung 1975)? Das tatsächliche Ziel der kleinen Reisegruppe regte dann noch mehr auf: Am 25. Mai brachte eine zehnsitzige Cessna eine Delegation der Sozialistischen Internationale (SI) mit Kreisky, dem Ex-Regierungschef Schwedens, Olof Palme, und dem kommenden Spaniens, Felipe González, nach Teheran.

Das war damals ein sehr ungewöhnliches Ziel für eine solch hochrangige Reise gruppe: Eineinhalb Jahre zuvor war der westlich orientierte, korrupte Schah von Persien aus dem Land gejagt worden. Seither rangen Bürgerliche, Linke und Islamisten um die Macht. Schiitische Extremisten setzten sich schließlich durch, ihr Heros Khomeini blieb bis zu seinem Tod 1989 Führer der „Islamischen Republik“. Deren vorrangiges Feindbild waren die USA, die den Schah – mit seinen Gefährtinnen Soraya und Farah Diba Liebkind der Regenbogenpresse – jahrzehntelang gestützt und ihm nach dem Sturz Exil angeboten hatten.

Aus Protest dagegen stürmten im November 1979 Studenten die US-Botschaft und nahmen 52 Diplomaten als Geiseln (sie sollten erst im Jänner 1981 freikommen). Der Iran wurde noch isolierter, ein von US-Präsident Carter angeordneter militärischer Befreiungsversuch im April 1980 scheiterte ebenso wie danach im Mai der 48-stündige Vermittlungsversuch der SI-Delegation. Der formelle Präsident des Iran (Banisadr) konnte gegen den realen (Khomeini) nichts bewegen. Eine herbe Enttäuschung für Kreisky, der, so sein damaliger Sekretär Wolfgang Petritsch, schon bei der Landung einen kleinen Herzanfall erlitten hatte.

Drei Monate später nahm ich als Journalist an einer Konferenz im Iran teil. Stolz zeigte uns Außenminister Ghotbzadeh Überreste der vernichteten US-Helikopter. Zwei Jahre später war er tot: Die Revolution hatte wieder eines ihrer Kinder gefressen.

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