Netzwerke zum Erfolg: FORMAT zeigt, in welchen Zirkeln sich die Business-Elite trifft

Von Eliteschulen über Verbände bis zu Freimaurern PLUS: So werden Sie Mitglied in der erlesenen Runde

Sie sind die Zentralfiguren der österreichischen Wirtschaft. Man kennt sie nicht nur wegen ihrer Funktion im eigenen Unternehmen, sie sind auch in diversen Aufsichtsräten, Branchengremien und Interessenvertretungen aktiv und tun sich als Sponsoren von Kultur-und Sportveranstaltungen oder bei Charity-Aktivitäten hervor. Österreichs bestvernetzter Manager ist laut Erhebung des auf wissenschaftliche Netzwerkanalyse spezialisierten Wiener Unternehmens FAS Research Ludwig Scharinger, der mächtige Chef der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich.

Durch mehr als 400 Unternehmensbeteiligungen, flächendeckende Präsenz bei allen wichtigen Investitionen im Land, die Einbindung der RLB OÖ in die weitverzweigte Raiffeisen-Organisation, aber auch weit darüber hinausreichende Kontakte wie zum Industriekonzern von Hannes Androsch sitzt Scharinger an den meisten und längsten Schalthebeln der Macht. "Beziehungen sind Sozialkapital", analysiert FAS-Research-Gründer Harald Katzmair.

Beziehungen als Weichenstellung für die Karriere
Viele ihrer Funktionen bekleiden die Topmanager wegen ihrer Spitzenposition im Unternehmen. Doch ein Beziehungsnetzwerk baut man nicht erst vom Chefsessel aus auf - man braucht es schon, um überhaupt dorthin zu kommen. Besonders in Österreich. "Die Vererbung des Sozialkapitals ist hier das Reproduktionsinstrument der Eliten schlechthin", sagt Katzmair.

Beziehungen sind hierzulande auch deshalb so wichtig, weil es keine so transparente Feststellung von Leistungseliten gibt wie etwa in Frankreich oder Japan, wo durch zentrale Aufnahmetests für Eliteschulen und -universitäten die Weichen für die späteren Karrieren gestellt werden. In der Schweiz oder besonders in Israel bilden sich die lebens-und karrierebegleitenden Netzwerksbeziehungen oft während der Militärdienstzeit heraus.

Wer in Österreich nicht in ein entsprechendes Umfeld hineingeboren wird und dennoch hoch hinaus will, tut also gut daran, gezieltes karriereorientiertes Networking zu betreiben. Je früher man damit beginnt, desto besser.

Eintrittskarte Eliteschule
Schon mit der Schulwahl werden wichtige Weichen gestellt. Der Elitenachwuchs rekrutiert sich zu einem beträchtlichen Teil immer noch aus den Absolventen traditioneller Schulen wie dem Schottengymnasium, dem Theresianum und dem Lycée Français in Wien sowie einer Hand voll, oft konfessionell geführter Schulen in den Bundesländern. Dass sich auch zwischen den Eltern der hoffnungsvollen Sprösslinge nutzvolle Kontakte ergeben, ist ein nicht unerwünschter Nebeneffekt. Horst Kaltenegger, Direktor des Grazer Sacré CSur: "Wir legen Wert auf enge Verbindungen zwischen Eltern, Schülern und Lehrern." Zu den "Altschotten" zählen etwa Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, Fürst Hans-Adam von Liechtenstein, Andreas Treichl (ebenso wie schon dessen Vater Heinrich), Wilfried Seipel und Audi-Manager Georg Flandorfer, während Gutmann-Banker Rudolf Stahl, Ernst Polsterer-Kattus oder Arzt Peter Husslein Theresianum-Absolventen sind.

Die Macht der Verbindungen - MKV, CV, Corpsstudenten, BSA
Als karrierefördernde Netzwerke gelten Studentenverbindungen. Weltanschaulich stehen sich hier der christlich orientierte Cartellverband (CV), der Bund Sozialdemokratischer AkademikerInnen (BSA) und deutschnational gesinnte schlagende Burschenschafter gegenüber. Schon vor der Matura rekrutiert der Mittelschüler-Kartell-Verband (MKV) seine katholische Klientel. Im Prinzip beruhen die Verbindungen auf der Förderung des Nachwuchses durch bereits im Berufsleben stehende Mitglieder. Dass Karrierehilfe Hauptzweck der Verbindungen ist, wird offiziell zwar abgestritten, Networking gehört jedenfalls zum Standardprogramm.

Karrieretechnische Vorteile lassen sich auch durch die Wahl des Arbeitgebers lukrieren. So gilt das Beratungsunternehmen McKinsey als Kaderschmiede für Führungspositionen. Ehemalige McKinsey-Berater bleiben untereinander im Alumni-Netzwerk des Consulters verbunden. Andritz-Chef Wolfgang Leitner, Linz-Textil-CEO Dionys Lehner, T-Mobile-Boss Georg Pölzl, Intercell-Finanzvorstand Werner Lanthaler und Telekom-Austria-Marketingchef Stefan Tweraser zählen zu den prominentesten heimischen Wirtschaftskapitänen mit McKinsey-Vergangenheit.

Netzwerk-Plattformen: Freimaurer, Rotarier, Jäger
Nicht so ohne weiteres findet man Zugang zu den legendenumwobenen Freimaurern. "Wir sind nicht geheim, sondern sehr privat", stellt Michael Kraus, Großmeister der Großloge von Österreich, klar. Üblicherweise wird man von einem Mitglied eingeladen, nach einem zweijährigen Prüfverfahren wird über die Aufnahme abgestimmt. "Unser Netzwerk ist außerordentlich stark, aber das Netz zu mißbrauchen ist eine Todsünde", so der Großmeister. Nicht weniger geheimnisumwittert ist der St. Johanns Club, ein religiös orientierter Ritterorden, in den nur echter Adel Aufnahme findet. Keine homosexuellen Beziehungen, kein auffälliges Gesellschaftsleben und nach Möglichkeit eigene Jagd, Ländereien und Pferde, so das Anforderungsprofil zu St. Johann.

Auch innerhalb der weniger hochwohlgeborenen Jägerschaft lassen sich trefflich Kontakte knüpfen und pflegen. Christian Konrad, ORF-Chefin Monika Lindner und natürlich auch Ludwig Scharinger frönen etwa dem Waidwerk. "Die Jagd ist eine hochwertige Akquisitionsplattform, zu der wir Kunden gezielt einladen", hat etwa René B. Ott von der LGT Bank in Liechtenstein in Österreich beobachtet. Für Christian Konrad, Niederösterreichs Landesjägermeister, gibt es dabei Wichtigeres: "Die Jagd ist völlig unschuldig, man kann sie positiv und negativ nutzen. Mir ist dabei die Verantwortung für die Natur wichtig, weniger das Netzwerken."

Der Erwerb des Jagdscheins gilt im Raiffeisen-Imperium allerdings durchaus als Investition in die weitere Karriere. Eher im städtischen Umfeld beheimatet sind Serviceclubs wie die Rotarier und die Lions. Sie widmen sich Charity-Projekten und bieten daneben natürlich Gelegenheit zu aktivem Networking. Rotarier sind etwa Christian Konrad, Elisabeth Gürtler, Karl Stoss, Erwin Pröll, Veit Sorger, Engelbert Wenckheim und viele andere Prominente.

Vorarlberg-und OÖ-Netzwerk in Wien
Generali-Chef Stoss ist aber auch engagierter Netzwerker innerhalb der Vorarlberger Community in Wien, zu der auch Sigi Menz und Martin Ohneberg gehören: "Es gibt Veranstaltungen wie Preisjassen oder die Funkenzunft." Menz wiederum trifft als Rapid-VIP im Stadion oft IBM-Chef Ernst Nonhoff oder Ferry Maier (Raiffeisen). Landsmannschaftlich organisiert sind auch die Oberösterreicher in Wien. Mit dabei ist natürlich neben Willi Molterer, Christoph Leitl, Martin Huber (ÖBB) auch Ludwig Scharinger. "Oberösterreich ist uns zu klein, darum kommen wir nach Wien", meint der Ober(österreich)netzwerker.

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