Kein blaues Wunder in Wien

In Großstädten kommt die FPÖ nicht vom Fleck – Das könnte zum Problem werden

Erdrutschartige Gewinne in der Steiermark, plus drei Prozent im Bundesschnitt und insgesamt wieder über 20 Prozent der Stimmen: Auf den ersten Blick wirkt die FPÖ wie der Wahlsieger der heurigen Nationalratswahlen. Doch schaut man genauer hin, so mischen sich auch Wermutstropfen ins Ergebnis. Straches FPÖ hat vor allem ein Problem im urbanen Raum und erreicht weniger breite Wählerschichten als es Jörg Haider noch gelang.

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Nationalratswahl - Kein blaues Wunder in Wien

2013 ist bei weitem nicht das beste Ergebnis in der Geschichte der FPÖ. 1994, 1995 und vor allem 1999 erreichte Jörg Haider deutlich bessere Ergebnisse als HC Strache im Jahr 2013. Als er bei der Nationalratswahl 1994 acht Jahre FPÖ-Obmann war, erreichte Haider ein um zwei Prozentpunkte besseres Ergebnis als Strache 2013 nach ebenfalls acht Jahren als Vorsitzender.

Interessant ist aber vor allem, wenn man sich ansieht, wie stark sich die Wählerzusammensetzung geändert hat. Für Strache zeigt sich, dass seine FPÖ in den großen Städten zunehmend ein Problem hat und die echten Wahlerfolge heuer nur mehr in den mittelgroßen Städten und den ländlichen Regionen erzielte. In 13 von 23 Bezirken Wiener Bezirken steht beispielsweise ein Minus vor dem Ergebnis und in keinem Bezirk konnten zwei Prozent oder mehr gewonnen werden. Alle Ergebnisse liegen insgesamt bei den Zuwächsen weit unter dem Bundesschnitt. Wienweit war ein mageres Plus von +0,13 Prozentpunkten zu verbuchen.

Schwache Ergebnisse in den Landeshauptstädten

Das ist nicht nur allein ein Wiener Phänomen: Auch in Innsbruck gab es gerade einmal ein Plus von 0,55 Prozentpunkten und in Salzburg blieben die Zugewinne mit +1,48 ebenfalls bescheiden. Trotz Swap-Skandal blieb selbst Linz mit + 1,58 Prozent weit unter den Möglichkeiten. Dasselbe gilt für Eisenstadt mit -0,42 und St. Pölten mit – 0,72.

Überdurchschnittliche Ergebnisse in großen Städten gelangen nur in Klagenfurt + 7,75 wo sich das BZÖ mit mehr als 26 Prozentpunkten Minus atomisierte und in Graz + 3,99, wobei die Steiermark dieses Mal generell weit über dem Bundestrend blau wählte.

Stimmengewinne am Land

Das Antreten von Stronach und dem BZÖ erklären diese Entwicklung nur bedingt. War deren Ergebnis in den großen Städten doch ebenfalls weit schlechter als im Bundesschnitt. Dort erreichte die FPÖ jedoch trotzdem deutlich höhere Zugewinne. Auch in Bregenz konnte die FPÖ über dem Bundesschnitt gewinnen.

Anders sieht es am Land aus. Der von NEWS.AT befragte Meinungsforscher Peter Hajek sieht einen Grund für die Erfolge der FPÖ am Land in der demografischen Struktur: „Auch in Österreich gibt es eine Landflucht. Tendenziell verlieren ländliche Regionen Einwohner und zurück bleiben eher ältere Wähler und „Modernisierungsverlierer“ im weitesten Sinn. Dieses Wählersegment erreicht die FPÖ gut.“

Haiders FPÖ war breiter aufgestellt

Dem urbanen Problem der FPÖ kann man sich annähern, indem man die Wahl 2013 mit den Ergebnissen Jörg Haiders in den 1990er Jahren vergleicht. Sieht man sich beispielsweise das Ergebnis von 1995 an, als Haider seine erste Niederlage einstecken musste und mit 20,07 Prozent in Wien ein fast identes Ergebnis erreichte als die FPÖ 2013 mit 20,56 Prozent.

Trotzdem zeigt sich, dass die FPÖ ihr Ergebnis 1995 noch sehr viel breiter über alle Bezirke verteilt einfuhr. 2013 liegt das starke Ergebnis nur mehr an einigen Hochburgen. Das sind im Wesentlichen die Bezirke 10, 11, 21 und 22. In der FPÖ-Hochburg Simmering erreichte die FPÖ 31,11 Prozent. Haider hatte 1995 dort noch zehn Prozent weniger. Auch in Favoriten (+6,5), Floridsdorf (+7,5) und Donaustadt (+ 5,7) hat die FPÖ seither enorm zugelegt. Doch wie ist es dann erklärbar, dass Haider 1995 trotzdem nur minimal weniger Wähler in Wien erreichte als Strache 2013?

Kein Erfolg in den „bürgerlichen“ Bezirken

Die Antwort ist denkbar einfach: In fast allen anderen Bezirken hat die FPÖ seither massiv verloren. In Währing sind es – 6,5 Prozent, in Hernals – 4, in Ottakring – 2 und in Rudolfsheim-Fünfhaus – 4,8.

Zur Marginalie wird die FPÖ in den Innergürtelbezirken, wo sie meist nur mehr knapp unter oder über zehn Prozent erreicht. - 7,4 Prozent auf nur mehr 11 Prozent in Alsergrund, - 6,7 Prozent in der Josefstadt, - 7,6 Prozent in Neubau und vergleichbare Ergebnisse in allen anderen Innergürtelbezirken. In diesen eher „bürgerlichen“ Wohngegenden hat die FPÖ inzwischen mit den NEOS starke Konkurrenz bekommen und erreicht nur mehr einen Bruchteil der Wähler, die sich für Haider noch begeistern konnten.

Peter Hajek sieht die NEOS als einen Grund für diese Stimmenverluste. „13 Prozent der NEOS-Wähler kamen von den Freiheitlichen“, erklärt er. Gerade in eher bürgerlichen Bezirken mit hohem NEOS-Wähleranteil kann sich das auch stärker auswirken.

Keine Chance bei Migranten

Jörg Haider gelang es in den 1990er Jahren tief in bürgerliche Milieus einzudringen. Die Strache-FPÖ von 2013 erreicht dieses Segment sehr viel schlechter, wie die Bezirksergebnisse der Wiener FPÖ zeigen. Zugleich zeigt sich, dass die FPÖ in Bezirken, in denen viele Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft leben, eher schwache Ergebnisse einfährt.

In Wien sind das die Bezirke Rudolfsheim-Fünfhaus (34,9 Prozent ohne österreichische Staatsbürgerschaft), Brigittenau (29,9) Margareten (29,6), Leopoldstadt (29,3), Ottakring (29) und Hernals (27,5). In all diesen Bezirken schnitt die FPÖ schwächer ab als bei der Nationalratswahl 2008.

Ist die FPÖ am Plafond angekommen?

Die Hochburgen der FPÖ haben einen deutlich niedrigeren Ausländeranteil. Favoriten (25,8) sticht da noch am ehesten hervor. Es folgen Simmering (20,4), Floridsdorf 15) und Donaustadt (12,8). Bestätigt sich der Trend, dass die FPÖ in Bezirken mit hohem Ausländeranteil ein Problem hat, dann könnte die alte Hochburg Favoriten als nächstes kippen. Der bescheidene Zugewinn von nur mehr 0,28 Prozent deutet darauf hin.

Peter Hajek verweist darauf, dass seine Wahltagsbefragung für „ATV“ zeigte, dass sieben Prozent der SPÖ-Wähler als Religion „Islam“ angeben. Team Stronach und Grüne schaffen ebenfalls noch ein Prozent moslemischer Wähler, die anderen Parteien spielen in diesem Wählersegment keine Rolle. Die FPÖ hat umgekehrt keine relevante Anzahl moslemischer Wähler und auch die „sonstigen“ Religionen machen nur ein Prozent der FPÖ-Wählerschaft aus. Das ist zumindest ein Hinweis darauf, dass die FPÖ bei vielen migrarantischen Communities ein Problem hat.

Potential nicht ausgeschöpft

Peter Hajek relativiert jedoch die Annahme, dass die FPÖ ihr Wählerpotential bereits voll ausgeschöpft hat. „Die Annahme, dass die FPÖ ihr Plafond ausgeschöpft hat, teile ich nicht“, erklärt Hajek. Es sei sehr fraglich ob das Team Stronach oder das BZÖ eine Rolle bei künftigen Wahlgängen spielt. „Da wird ein Wählerpotential von fast 10 Prozent frei. Gerade dadurch ist deutlich Luft nach oben, auch in Wien und anderen Städten.“

„Aber die Politik der FPÖ zielt nicht darauf ab, in migrantischen Communities – mit Ausnahme von Segmenten wie der serbischen Communities -Wähler zu gewinnen. Auf Dauer könnte es daher ein Problem werden diese Communities gerade in Städten mit großen Zuzug nicht anzusprechen.“ Auch die NEOS, die er stärker im Zentrum verortet als das damalige LIF, könnte für die FPÖ bei manchen Wählergruppen zur Konkurrenz werden.

Viel schwächer als bei der Gemeinderatswahl 2010

Dramatisch ist der Vergleich der Wiener FPÖ-Nationalratswahlergebnisse mit der Gemeinderatswahl 2010. Mehr als fünf Prozent holte die FPÖ 2013 bei den Nationalratswahlen weniger als bei den letzten Gemeinderatswahlen. Als Fazit bleibt, dass die FPÖ mittlerweile ein Problem in den großen Städten hat. Die Ergebnisse bleiben fast durchwegs hinter dem Bundesschnitt. Nun sind aber diese Städte Österreichs demografische Vorreiter. Dort zeigt sich am schnellsten, wie sich die Gesellschaft ändert. Die FPÖ wird sich überlegen müssen, wie sie es schaffen kann, diesen Anschluss nicht zu verpassen.

Kommentare

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Wenn die MIgranten bei uns Gesindel sind, dass lass ich auf mich zukommen!

christian95 melden

Migration und Zuwanderung ist ein gutes Geschäft. Ein Heer von Gutmenschen hat einen gut bezahlten Job mit Rechtsberatung, Wohnungssuche, Deutschkurse, Parteien bekommen neue Wähler. Nur Einer ist dabei der Blöde. Das ist der Steuerzahler, der bezahlt das alles.

rrrudi0503 melden

In den Bezirken 16 (Ottakring) und 17(Hernals) gab es für die FPÖ im Vergleich zu den Wahlen 2008 jeweils ein kleines Plus zu verzeichnen.
Ganz mieser Journalismus !!! Pfui !!!!!

christian95 melden

Bei unserer "unabhängigen" Presse ist es kein Nachteil regierungsfreudlich zu berichten. Zufällig gibt es dann immer wieder großformatige Einschaltungen von Ministerien oder regierungsnahen Unternehmen. Wer nicht regierungsfreundlich berichtet bekommt weniger Einschaltungen. Putin, China & Co lassen gruessen.

rrrudi0503 melden

@RobOtter. Also gut recherchiert sieht anders aus. In dem Artikel werden Äpfel mit Birnen verglichen. Das habe ich schon in einem früheren Posting heute Morgen festgestellt und prompt wurde es zensuriert. Deine Meinung ist nur erwünscht wenn es wenn du auf Linie bist.

christian95 melden

Es gibt genug Beispiele:
Wir haben oftmals eine Meinungsfreiheit wie in China, Iran & Co. Wenn es dem Reg im nicht gefällt wird ein geschritten.

In Wien waehlten: 78% der Türken die SPOE und 16% die Grünen (lt. Rathauspressedienst) das sind unglaubliche 94%.
Daher sind die Türken bei den Linken in ganz Europa so beliebt.

Das ist nicht neu.
Moslemische Culturvereine beantragen stappelweise Wahlkarten. Häupl hat schon lange ranghohe Moselmvertreter zu SPOE Abgeordneten gemacht........

giuseppeverdi melden

Diese dumme Postille macht aus einem Wahlsieg der FPÖ noch eine Niederlage. Die SPÖ und Die ÖVP fahren beide das schlechteste Wahlergebnis der Nachkriegszeit, ein. Das ist diesem Dumpfblatt keine Erwähnung wert. Aber die FPÖ, die ist immer einen Artikel wert und wenn er noch so dumm ist. Geschieht dem Hatsche recht, dieses Dummblatt tritt ihn jeden Tag in den A... aber er spricht weiter mit denen!

RobOtter
RobOtter melden

Also ich weiß nicht was an dem Artikel dumm sein soll? Er scheint mir gut recherchiert. Ökonomisch gesehen zieht er zudem mehr als die fade Geschichte eines Sonntagsspazierganges in Mödling von Spindelecker. Bei einem hast Du natürlich Recht: Ich müsste HC´s blöde Fratze auch nicht jeden Tag hier sehen...

Karl Fischbacher
Karl Fischbacher melden

wo hat er dazugewonnen? in ganz wien offiziell vom BMI 0,3%

leopoldstadt - 1,7%
landstrasse -1 %
wieden -0,6%
margareten - 1;3%
mariahilf - 0,6%
Neubau - 0,7%
josefstadt - 0,3%
meidling - 0,5%
fünfhaus - 1,7%
Ottakring - 0,7%
hernals - 0,6%
währing -0,6%
brigittenau -1,6%

also 13 Bezirke und in Wahrheit hat er in wien in diesen Bezirken 12,9 % verloren

giuseppeverdi melden

Ja Herr Fischbacher zeigen ja wieder, wie einseitig hier gepostet wird. Sie haben - wie NEWS auch - natürlich nur die "Minusbezirke" aufgezählt. Er hat aber in Wien in einigen Bezirken dazugewonnen und vor allem in ganz Österreich hat er dazugewonnen. Aber das wollen sie ja nicht zur Kenntnis nehmen, da Sie von den Roten und den Schwarzen offensichtlich einer Gehirnwäsche unterzogen worden sind!

Karl Fischbacher
Karl Fischbacher melden

ich spreche hier nur über dem aufgezeigten Artikel, über die Aufzeichnungen in den Städten hauptsächlich in wien selbst und wie ich schrieb, kann man ja lesen hat er in wien 0,3% dazugewonnen, zu ihrer Beruhigung mich kann man weder in ein rotes oder ein scharzes kastl stecken, auch in kein grünes oder linkes, es ist einfach so um es objektiv zu sehen.

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