Vom "Sexting" zum Opfer

Was man machen kann, wenn ein privates "Nacktfoto" plötzlich im Netz kursiert

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Unterschätzte Gefahr - Vom "Sexting" zum Opfer

Nacktaufnahmen als Liebesbeweis

Die Motive für Sexting sind vielfältig. Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von Saferinternet.at: "Einerseits geht es um Beziehungspflege und das Zuschicken von Nacktaufnahmen als Liebesbeweis. Andererseits ist Sexting auch Teil des Flirtens, des Kennenlernens und dient natürlich dem sexuellen Anregen. Außerdem ist Sexting häufig auch ein Mittel zur Selbstdarstellung im sozialen Umfeld."

Die Gefahren

Bereits 46 Prozent kennen jemanden, der damit schon einmal schlechte Erfahrung damit gemacht hat. Die Aufnahmen wurden dann im Freundeskreis verbreitet (81 Prozent), die Abgebildeten wurden verspottet (55 Prozent), die Bilder wurden öffentlich gemacht (49 Prozent), die Fotos wurden Eltern oder Lehrenden gezeigt (21 Prozent) oder die Abgebildeten wurden erpresst (14 Prozent).

Man macht sich strafbar

Bernhard Jungwirth, Koordinator von Saferinternet.at: " Allein wenn Jugendliche in einer Beziehung eine pornografische Aufnahme von sich selbst an den Partner oder die Partnerin übermitteln, machen sie sich genau genommen der Kinderpornografie strafbar. Dadurch ist die derzeitige Gesetzeslage eine Einschränkung der selbstbestimmten Sexualität von Jugendlichen. Hier sehen wir einen Änderungsbedarf. Die Veröffentlichung oder Weitergabe dieser erotischen Aufnahmen an Dritte soll natürlich verboten bleiben."

Das ist anderen passiert

Ein extremes Negativbeispiel zeigt der Fall einer Jugendlichen aus Wien, die einmal ihrem Freund Nacktfotos geschickt hat. Als die Beziehung zu Ende war, wurde in einem Sozialen Netzwerk eine Seite erstellt, auf der das Mädchen unverhüllt zu sehen war. Innerhalb von 48 Stunden wurden die Bilder von 3.000 Internetusern verfolgt.

Der burgenländische Kinder- und Jugendanwalt Christian Reumann erzählt: "Speziell mit Whatsapp haben wir da echt ein Problem". Teilweise würden von den Kids Fotos eingestellt, "wo es einem die Haare aufstellt". "Erotische Fotos von sich selber, aber in den wildesten Posen, verschicken sie teilweise an Freunde oder in einem engen Kreis. Aber das bleibt nicht dort. Und die haben wirklich massive Probleme."

Man kann meist nicht zurück

Man müsse den Kindern verständlich machen: "Wenn in Whatsapp, Facebook oder von mir aus nur in einem normalen E-Mail Fotos verschickt werden - die sind erstens nicht nur dort, wo man sie hinhaben will, und zweitens kriegt man sie nie wieder aus dem Internet heraus", so Reumann. Da könne man auch das eigene Profil löschen: "Nur, irgendwer hat's. Und das verursacht dann letztendlich viel Leiden."

»"Stellt euch vor, ihr klatscht eure Fotos auf die Klassentür"«

Bei seinen Besuchen in Schulen rate er den Schülern, sich vorzustellen, sie würden die Fotos, die sie in Social Media einstellen wollen, auf die Klassentür "klatschen", damit sie für alle sichtbar seien. Die Reaktion: "Das würden sie nicht machen", weil "da sehen sie ja alle. Nur, wenn sie es einstellen irgendwo, dann glauben sie, das sieht nur einer oder zwei oder drei".

Bei Problemen schnell anrufen

Beim Notruf-Service "Rat auf Draht" haben von 2013 auf 2014 die Anfragen zum Thema "Sexting" um 20 Prozent zugenommen, berichtete die Psychologin Elke Prochazka. Die Betroffenen würden sich viel zu oft zu spät melden und um Hilfe bitten, sagte Prochazka. Am ehesten würden sich Jugendliche Beratungsstellen (57 Prozent), Freunden (55 Prozent) und Eltern (54 Prozent) anvertrauen. "Wir könnten sagen, macht's das nicht, aber die Frage ist eher, wie man die negativen Auswirkungen minimieren kann", sagte die Psychologin.

Informations- und Beratungsangebote

www.saferinternet.at stellt mit Unterstützung des Jugendministeriums den neu aufgelegten Elternratgeber "Sexualität und Internet" sowie den Flyer "Sexting" vor. Auf www.saferinternet.at finden sich umfassende Informationen zum Thema "Sexualität & Internet".

147 Rat auf Draht, langjähriger Helpline-Partner von Saferinternet.at, bietet Betroffenen anonyme und kostenlose Einzelfall-Beratung, telefonisch rund um die Uhr unter der Notrufnummer 147 sowie online unter www.rataufdraht.at. Am 10.2. gibt es eine Chatberatung zum Thema Sexting ab 18:00 Uhr.

Der langjährige Saferinternet.at-Hauptsponsor A1 bietet seit letztem Jahr regelmäßig kostenlose Workshops zum Thema Digitale Medien & Sexualität im Rahmen von "A1 Internet für Alle" in Wien, Klagenfurt und Salzburg in Kooperation mit dem Jugendministerium an. Am 10.2. findet um 17:00 Uhr dazu ein kostenloser Elternabend zum Thema "Mein Kind sicher im Netz" mit dem Schwerpunkt Sexting statt (www.a1internetfueralle.at).

Darüber hinaus bietet SeXtalks (www.sextalks.at) mit Unterstützung des Jugendministeriums Workshops zum Thema digitale Medien und Sexualität an.

Alle Angebote, Downloads und kostenlosen Bestellmöglichkeiten sowie weitere Tipps finden sich auf www.saferinternet.at.

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