Rainer Predls Laufband-Rekord
und die bitteren Erkenntnisse

Blick zurück auf Bestmarke - Unterstützung war essentiell, kam aber nicht von überall

von Rainer Predl beim Laufen © Bild: Johann Newetschny

Rainer, Gratulation zur neuen Bestmarke. Was war das für ein Gefühl, nachdem der alte Rekord gebrochen war?

Rainer Predl: Mir ist eine Last von Herzen gefallen. Der Druck war wie weggeblasen und mein erster Gedanke war: "Bald kann ich endlich durchpennen".

Was bedeutet dieser Rekord nun für dich und deine Mitstreiter?

Predl: Mir persönlich bedeutet der Rekord vielleicht sogar weniger als den Zusehern und Sponsoren. Natürlich taugt es mir, den Rekord wieder nach Österreich geholt zu haben. Doch war ich umso stolzer, dass so viele Menschen für die gute Sache (Sterntalerhof Kinderhospiz, Anm.) ihren Beitrag geleistet und viele auch zahlreich gespendet haben.

Rainer Predl beim Laufen
© Johann Newetschny Rainer Predl knackt den Rekord

Gab es während der sieben Tage, an denen du ja nur spärlich geschlafen hast, einen Moment, an dem du am liebsten alles hingeschmissen hättest?

Predl: Das war wohl am Dienstag, dem 10.2. Da habe ich mir große Sorgen um mein linkes Bein gemacht. Es hat sehr schlimm ausgeschaut: Brandblasen, alles angeschwollen, Schmerzen. Zu diesem Zeitpunkt war die Frage, ob es besser wird oder gar noch schlimmer. Zum Glück haben mich die Betreuer wieder aufgerappelt.

Entsprach "TheMonsterProject" den Erwartungen oder war es schwieriger als gedacht?

Predl: Ich kenne Schmerzen, darauf war ich gefasst. Mit den extremen Müdigkeitserscheinungen wie Schwindel, doppeltes Sehen oder Blödsinn reden habe ich davor aber nicht gerechnet. Gut, Letzteres kennt man von mir auch in anderen Situationen. (lacht)

© Video: NEWS.AT


Wie fällt das Resumee aus? Sowohl aus persönlicher Sicht als auch in puncto Spenden und Medienwirksamkeit?

Predl: "TheMonsterProject" war ein saugeiles Unterfangen. Nie im Leben hätte ich mir erträumen lassen, wie viele Menschen mich dabei unterstützen, wie hoch die gesammelte Spendensumme werden kann und wie sehr sich Medien dafür interessieren. Das primäre sportliche Ziel war, den Weltrekord zu knacken und das haben wir geschafft. Die angepeilten 1.000 Kilometer mussten leider schon am dritten Tag abgeschrieben werden, da sich mein Körper extrem wehrte und die Müdigkeit am Ende einfach stärker war.

Kurz nach der Beendigung des Rekordlaufs wurde auf Deiner Homepage ein Statement veröffentlicht, in dem du deine Anstrengungen auch kritisch hinterfragst.

Predl: Ja, dass stimmt. Es geht hauptsächlich um das Thema "Zeit". Man muss sich dabei in meine Rolle versetzen. Ich liebe das Extremlaufen, aber da läuft man schon 15-25 Stunden in der Woche. Daneben liebe ich meine Arbeit, die weiter 40 Stunden in der Woche beansprucht. Zählt man das zusammen, leidet der "Rest" natürlich darunter. So gesehen fällt man da in ein "Läufer-Burnout" hinein. Mein Ziel ist es natürlich, mehr Zeit für das Laufen zu haben. Ohne einen richtig fetten Sponsor, der Geldsorgen minimieren kann, ist es jedoch schwierig. Also war die mangelnde Zeit mein Antrieb, einmal Tacheles zu schreiben und aufzuzeigen, wie es in der Realität aussieht.

Rainer Predl beim Laufen
© Johann Newetschny Gezeichnet von sieben Tage laufen

Und die Realität sieht sportlich betrachtet nicht gerade rosig aus. Du bezeichnest Österreich als Land, das sich nicht für Randsportarten einsetzt.

Predl: Ich bin Skifan und ich bin Fußballfan. Doch wie es in der Welt geschieht - die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer - genau so schaut es auch im Sportland Österreich aus. Skifahren wird immer interessanter und Fussball sowieso, was ich zum Teil natürlich verstehen kann. Doch soll der Sport verbinden und es gibt nun mal auch andere Sportarten, für die ein wenig die Unterstützung fehlt. Wenn man als Ultraläufer alles selbst bezahlen muss, um dann auf eine Weltmeisterschaft zu fliegen und Österreich zu vertreten, dann sage ich doch eher: "Habt's mich gern". Deshalb mein Groll. Hier geht es nicht um Milliarden, sondern einfach nur um ein bisschen Unterstützung. Wir Ultraläufer beispielsweise sind schon froh, wenn man uns einen Kaffee spendiert. (lacht)

Gedanken an einen Rückzug, wie du ihn in deinem Statement schon angedeutet hast, sind nun aber wieder verflogen, oder? Schließlich steht mit dem Goldsteig Ultrarace, einem 660km-Rennen, schon ein neues Projekt an.

Predl: Es kommt lediglich zu einem Rückzug, wenn es von der Zeit einfach nicht besser geht. Ich möchte ja auch meine Jahre nutzen, um eventuell neben dem Sport etwas zu machen. (lacht) Aber ich würde sagen, darüber reden wir in zehn Jahren. Noch habe ich mit dem Goldsteig Ultrarace, Dschungel-Marathon, Nordpolmarathon und den 1.000 Kilometern in sieben Tagen einige Ziele vor mir. "TheMonsterProject" wird also sicherlich nicht der letzte Rekord von mir gewesen sein.

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