Heilige Mutter Teresa:
Wie wird man heiliggesprochen?

Friedensnobelpreisträgerin wird am Sonntag von Papst Franziskus zur Heiligen erklärt

19 Jahre nach ihrem Tod spricht Papst Franziskus Mutter Teresa am 4. September heilig. Hunderttausende Gläubige aus aller Welt strömen zur Zeremonie nach Rom. Die Nonne und spätere Friedensnobelpreisträgerin soll Wunder vollbracht haben und ist dennoch nicht unumstritten.

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Katholische Kirche - Heilige Mutter Teresa:
Wie wird man heiliggesprochen?

Eine umstrittene Mutter der Armen

Mutter Teresa, die eigentlich Anjeza Gonxha Bojaxhiu hieß, wurde 1910 als Tochter eines wohlhabenden Kaufmannes in eine albanische, katholische Familie in Skopje (Mazedonien) geboren. 1929 kam sie nach Kalkutta. Dort gründete die Nonne, die ihr Leben dem Dienst an den Ärmsten der Armen verschrieben hatte, 1950 den Orden der "Missionarinnen der Nächstenliebe". Ihr unermüdlicher Einsatz in den Slums der indischen Millionenstadt Kalkutta für Arme, Kranke und Heimatlose machte sie weltweit bekannt. Am 10. Dezember 1979 erhielt Mutter Teresa den Friedensnobelpreis für ihre "Arbeit, der leidenden Menschheit Hilfe zu leisten".

Das Wirken der 1997 im Alter von 87 Jahren verstorbenen Nonne ist jedoch nicht unumstritten. Im Jahr 1994 erregte der Dokumentarfilm des britisch-pakistanischen Autors und Filmemachers Tariq Ali und seines Kollegen Christopher Hitchens Aufsehen: Der Film mit dem Titel "Hell''s Angel" prangert die mangelhafte medizinische und soziale Betreuung in Mutter Teresas Heimen für Arme und Sterbende in der indischen Stadt Kolkata (dem früheren Kalkutta) an, wo die viel gepriesene Wohltäterin einen "Todes- und Leidenskult" geschaffen habe. Außerdem halten sie der Nonne in dem Film vor, die Armen zum Zweck der Selbstdarstellung auszubeute und kritisieren zudem Mutter Teresas Methoden der Finanzierung: So habe sie Kontakte zu Diktatoren wie Ceausescu in Rumänien und dem amerikanischen Sparkassenbetrüger Charles Keating gehabt beziehungsweise von ihnen Spendengelder erhalten.

Der heute 72-Jährige Ali bezeichnete die Heiligsprechung von Mutter Teresa vor kurzem als lächerlich. "Die meisten Heiligsprechungen sind lächerlich, aber diese hier ist auch dumm", teilte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mit. Aber wie wird man überhaupt heilig?

Wie wird man heilig?

Bevor man in der katholischen Kirche heiliggesprochen werden kann, muss man seliggesprochen werden. Im Fall von Mutter Teresa erfolgte die Seligsprechung 2003 durch Papst Johannes Paul II. Der damalige Heilige Vater erkannte die Heilung der Inderin Monica Besra nach dem Tod Mutter Teresas als Wunder an. Besra soll durch Gebete an Mutter Teresa und das Auflegen eines von ihr gesegneten Amuletts von einem Tumor genesen sein.

Für die Heiligsprechen ist zumeist ein zweites Wunder vonnöten. Der Heiligsprechung geht ein kirchlicher Prozess über mehrere Instanzen voraus, dessen Grundzüge auf das 18. Jahrhundert zurückgehen. Dabei muss nachgewiesen werden, dass auf Fürsprache des Verstorbenen ein wissenschaftlich unerklärliches Wunder geschehen ist. Bei Märtyrern, die wegen "Hass auf den Glauben" ermordet wurden, wird auf den gesonderten Nachweis eines nach dem Tod gewirkten Wunders verzichtet. Dem Papst steht es zudem frei, Persönlichkeiten unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne Nachweis eines Wunders heiligzusprechen.

Im vergangenen Dezember hatte Papst Franziskus einer Empfehlung der zuständigen Kongregation im Vatikan zur Heiligsprechung Mutter Teresas zugestimmt. Damit schrieb er ihr das dafür nötige zweite Wunder zu. Es soll sich dabei um die unerklärliche Heilung eines schwer kranken Mannes gehandelt haben. Angehörige eines Brasilianers, der einen Hirntumor hatte, haben demnach im Jahr 2008 im Gebet Mutter Teresa angerufen; daraufhin wurde der 35-Jährige auf wissenschaftlich nicht erklärbare Weise von seinem Tumor geheilt.

Das offizielle Gesamtverzeichnis der Seligen und Heiligen der katholischen Weltkirche von 2004 ("Martyrologium romanum") nennt rund 6.650 namentlich bekannte Selige und Heilige.

Zur Heiligsprechungsfeier von Mutter Teresa werden mehrere Hunderttausend Menschen auf dem Petersplatz in Rom erwartet. Die Messe beginnt um 10.30 Uhr; ORF2 überträgt die Feierlichkeiten bereits ab 10.00 Uhr live aus Rom.

Also sprach ... Mutter Teresa

Von Mutter Teresa hat im Laufe ihrer Tätigkeit als "Engel von Kalkutta" mehrere Aussprüche getätigt, die um die Welt gegangen sind. Einige bekannte Zitate lauten:

"Wartet nicht auf die Führer. Macht es alleine, von Mensch zu Mensch."

"Gott verlangt von uns nicht, erfolgreich zu sein. Er verlangt nur, dass du es versuchst."

Ich bin der kleine Bleistift in der Hand eines schreibenden Gottes, der der Welt einen Liebesbrief schickt."

"Wir selbst fühlen, dass das, was wir tun, nur ein Tropfen im Ozean ist. Aber der Ozean wäre weniger, würde der Tropfen fehlen."

"Wenn du keine 100 Menschen ernähren kannst, ernähre halt einen."

"Einsamkeit und das Gefühl, nicht erwünscht zu sein, ist die schrecklichste Armut."

"Gestern habe ich geträumt, dass ich am Tor zum Himmel stand und Petrus sagte: 'Geh zurück auf die Erde. Hier oben gibt es keine Slums.'" (angebliche Aussage gegenüber Prinz Michael von Griechenland 1996)

Kommentare

Henry Knuddi

ob sich jetzt bumsti der bürgerkanzler heiligsprechen lassen kann, damit er in st.erdberg von kanzel sprechen darf ....

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