Spektakuläre Mordanklage
gegen New Yorker Immobilien-Mogul

Ansteckmikrofon wird Robert Durst zum Verhängnis: Habe "alle getötet"

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Die verworrene Lebensgeschichte von Durst, der aus einer Familie reicher Immobilienbesitzer stammt, hält die USA seit Jahren in Atem. Am Sonntag lief die letzte Folge einer TV-Dokumentation über den exzentrischen Multimillionär, in der dieser vor sich hin murmelt, er habe "alle getötet" - offenbar ohne zu wissen, dass das drahtlose Ansteckmikrofon noch eingeschaltet war. Allerdings ist zweifelhaft, ob die Äußerungen als gerichtsfestes Geständnis durchgehen.

Dursts Freundin Susan Berman war im Dezember 2000 in Los Angeles erschossen worden - ausgerechnet am Tag bevor die Polizei sie zu dem mysteriösen Verschwinden von Dursts Ehefrau im Jahr 1982 befragen wollte. Auch bei der verschollenen Gattin haben die Behörden den Multimillionär im Verdacht.

Durst versteckte sich 2001 vor den Ermittlungen in der texanischen Küstenstadt Galveston, verkleidete sich als Frau und gab sich als stumm aus. Als er in eine Auseinandersetzung mit einem Nachbarn geriet, erschoss er den Mann und zerstückelte die Leiche. Zwei Jahre später wurde er in diesem Fall überraschend wegen Notwehr freigesprochen. Die Geschworenen glaubten seiner Darstellung, er habe den Nachbarn versehentlich erschossen, als sie um eine Waffe gerungen hätten.

TV-Dokumentation liefert belastende Indizien

Die sechsteilige TV-Dokumentation "The Jinx: The Life and Deaths of Robert Durst" ("Der Unglücksbringer: Das Leben und die Toten des Robert Durst") brachte neuen Schwung in die Ermittlungen. Die Filmemacher förderten belastende Indizien im Fall Susan Berman zu Tage. So wurde ein Brief an die Polizei, in der von einer Leiche in Bermans Haus die Rede ist, der Handschrift Dursts zugeordnet. Außerdem soll Berman dem Immobilien-Erben ein falsches Alibi für den Zeitraum besorgt haben, als seine Ehefrau verschwand.

Durst war am Samstag in New Orleans verhaftet worden, wo er unter falschem Namen in ein Hotel eingecheckt hatte. Seitdem wartet er auf seine Überstellung nach Kalifornien, die sich noch einige Tage hinziehen könnte. Zunächst müssen in New Orleans Vorwürfe wegen illegalen Waffenbesitzes sowie Drogenbesitzers geklärt werden. Bei Durst im Hotelzimmer seien ein Revolver und Marihuana gefunden worden, hieß es.

Mordanklage

Die Mordanklage in Los Angeles bezieht sich nur auf den Tod von Susan Berman, allerdings gelten die Ermittlungen im Fall von Dursts Ehefrau noch nicht als abgeschlossen. Der Anwalt des Immobilien-Erben, Dick DeGuerin, erklärte, sein Mandant stelle sich dem Prozess und werde "die Gerüchte und Spekulationen beenden". Robert Durst sei unschuldig.

Mit Blick auf die TV-Dokumentation sagte DeGuerin, die Staatsanwaltschaft lasse sich bei ihrem Handeln von "Einschaltquoten" beeinflussen. Der Polizeichef von Los Angeles, Charlie Beck, wies dies zurück. "Unsere Ermittlungen laufen unabhängig von der Dokumentation", sagte Beck. Die Todesstrafe wird in Kalifornien nur selten vollstreckt.

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