Lebenslang für Mord
im Wiener Cafe "Pronto"

Mann erstach Lokalgast - In Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen

von Handschellen © Bild: APA/Hochmuth

Der Mann habe bereits zum zweiten Mal aus nichtigem Anlass ein Leben ausgelöscht, verwies die vorsitzende Richterin Sonja Weis in der Urteilsbegründung auf das Strafregister des Mannes, der in den 1980er-Jahren in Berlin wegen Totschlags sieben Jahre im Gefängnis verbüßt hatte. Insgesamt weist Thomas U. 19 Vorstrafen auf. Über 30 Jahre seines Lebens hat er in Haft verbracht. Weis bescheinigte ihm im Hinblick darauf eine "hemmungslose Gewaltdelinquenz". Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Thomas U. meldete Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an.

Rund 20 Spritzer intus

Der 72-Jährige hatte nach Mitternacht das Cafe "Pronto" betreten, nachdem er seit dem Nachmittag dem Alkohol zugesprochen hatte. An die 20 Spritzer will er intus gehabt haben, als er sich neben den Tisch setzte, an dem sich Erich H. (42) mit einigen Begleitern unterhielt. Man kam miteinander ins Gespräch und bestellte eine Runde Schnaps.

Als die Kellnerin um 2.15 Uhr die Sperrstunde ausrief, warteten alle darauf, dass Thomas U. - wie von ihm angekündigt - die offene Runde übernehmen würde. Weil er das nicht tat, wurde er von der Freundin des 42-Jährigen angeblich beleidigt. Thomas U. schimpfte zurück, worauf ihm Erich H. einen Stoß versetzte, sodass der 72-Jährige rücklings samt dem Sessel zu Boden stürzte.

Täter stach mehrmals mit Messer zu

Als Erich H. ihm aufhelfen wollte, zückte der Mann ein Klappmesser und versetzte seinem Widersacher laut Anklage einen wuchtigen Stich in die Brust und einen zweiten in den Bauch. "Er hatte schlicht und einfach keine Chance, die Messerstiche zu überleben", sagte Staatsanwältin Viktoria Berente. Der eine traf das Herz, der zweite öffnete eine Vene. Obwohl rasch ärztliche Hilfe zur Stelle war, hatte der 42-Jährige bis zur Notoperation im nächstgelegenen Spital zwei Liter Blut verloren. Er starb an einem Herz-Kreislauf-Versagen infolge des massiven Blutverlusts.

Thomas U. hatte nach den Stichen das Messer wieder zusammengeklappt, in die Hosentasche gesteckt und das Cafe "Pronto" verlassen. Er wurde von der Polizei unweit des Lokals in einem Gebüsch aufgegriffen, wo er sich zu verstecken versucht hatte.

3,07 Promille Alkohol im Blut

Vor den Geschworenen gab der abgebrüht wirkende Mann an, sich an nichts mehr erinnern zu können. Er wisse nicht einmal mehr, dass er das Lokal betreten habe: "Das nächste, was ich weiß, ist im Spital, wo ich am Kopf genäht worden bin." Grundsätzlich merkte er an: "Zuerst einmal möchte ich sagen, dass mir der Tod des Erich leidtut. Zum anderen möchte ich sagen, dass die Aggression ausschließlich von ihm ausgegangen ist."

Laut Gutachten hatte der Angeklagte zum Tatzeitpunkt 3,07 Promille Alkohol im Blut. Thomas U. soll aber an Alkohol gewöhnt gewesen sein und sich keineswegs in einem die Zurechnungsfähigkeit ausschließenden Zustand befunden haben. Seine Steuerungsfähigkeit sei "vermindert, aber nicht aufgehoben" gewesen, so die Expertise der Gerichtspsychiaterin Gabriele Wörgötter. Der Gutachterin zufolge weist der Mann aber eine schwere kombinierte Persönlichkeitsstörung auf, die erwarten lässt, dass er neuerlich Straftaten mit schweren Folgen begehen wird. Wörgötter empfahl daher, Thomas U. im Fall eines Schuldspruches in den Maßnahmenvollzug einzuweisen.

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