Mord am Brunnenmarkt: Witwer "froh, dass Prozess vorbei ist"

Einweisung des mutmaßlichen Täters in Anstalt für ihn kein Trost

Der 21-Jährige, der im Mai am Brunnenmarkt in Wien eine Frau äußerst brutal erschlagen haben soll, ist am Montag per Gerichtsentscheid in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen worden. Für den Witwer des Opfers nicht unerwartet. „Ich habe mir das schon gedacht. Ich bin einfach froh, dass es vorbei ist “, erklärte Franz E. im Gespräch mit News. „Ich habe die ganze Nacht fast nichts geschlafen.“ Die gerichtliche Entscheidung ist derzeit nicht rechtskräftig: Der Verteidiger des Angeklagten bat noch um Bedenkzeit.

von Mordverhandlung - Mord am Brunnenmarkt: Witwer "froh, dass Prozess vorbei ist" © Bild: Ricardo Herrgott/News

Es war der 4. Mai 2016, an dem seine Frau Maria E. wie immer zur Arbeit ging. Als Reinigungskraft wollte sie gemeinsam mit einer Kollegin ein Wettlokal in Ottakring sauber machen. Am Weg dorthin um 2 Uhr früh wurden die beiden Frauen auf einen Mann aufmerksam, der mit einer Eisenstange wie ein Betrunkener herumtanzte. Sie wichen ihm aus, wechselten die Straßenseite und wähnten sich außer Gefahr. Bis der mutmaßliche Täter plötzlich hinter einem Marktstand hervortrat und ohne jede Vorwarnung auf Maria E. mit einer elf Kilo schweren Metallstange losgeschlagen haben soll.

Laut Gerichtsmedizin hat der 21-Jährige Maria E. mindestens acht Mal so heftige Hiebe gegen Kopf und Oberkörper versetzt, dass Knochenteile im Umkreis von sechs Metern verteilt waren. Gesicht und Schädel wurden komplett zertrümmert. „In meiner 23-jährigen Berufserfahrung fällt es mir schwer etwas von ähnlicher Brutalität zu finden“, meinte dazu der gerichtsmedizinische Gutachter Nikolaus Klupp im Prozess. Einen ähnlichen Eindruck vermittelt die Schilderung eines Zeugen, der den Mord von seinem Fenster aus beobachtete. Auf seine Schreie und die Aufforderung „Hören Sie auf“, reagierte der Täter kaum. Er drehte sich kurz um und schlug dann weiter ungerührt zu.

© Matt Observe/News Witwer Franz E.

Diese Aggression macht Franz E. am meisten zu schaffen, wenn er an den Tod seiner Frau denkt. „Es stirbt jeder einmal. Einer früher, der andere später – aber so wie Maria...“, meinte der Pensionist unter Tränen. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Wie soll man sagen, als ob das ein Albtraum wäre. Wenn jemand krank wird und verstirbt, weiß man es vorher - aber so.“ Auch die Idee, dass er seine Frau an dem Abend begleiten hätte können, lässt den Witwer nicht los: „Ich bin so oft mitgefahren zur Arbeit, nur in dieser Nacht nicht“, so Franz E zu News. „Sie hat gemeint, sie hat ihre Kollegin dabei, dass sei nicht notwendig.“

„Wir haben alles miteinander gemacht“ erinnert sich der Witwer. „Maria war so ein positiver Mensch. Mit ihr konnte man nicht streiten.“ Franz E. lebt jetzt allein mit Marias Hunden in der früher gemeinsamen Wohnung und findet sich nur schwer zurecht. „Ich schlafe in der Nacht nicht mehr als drei Stunden, dann gehe ich spazieren oder drehe den Fernseher auf.“ Zur Ablenkung besucht er nach dem Prozess seine Schwester in der Steiermark. Denn „die Dinge überall in der Wohnung“ lassen ihn zu sehr an seine Frau denken. Erst vor kurzem habe er es geschafft, Marias Kleidung wegzugeben. „Die habe ich gespendet, für Wiener Obdachlose“, so Franz E.

© Matt Observe/News News-Redakteurin Irene Schreiner-Zöhrer im Gespräch mit Franz E. und seinem Anwalt

Der Mord an Maria E. wird auf die schwere paranoide Schizophrenie des mutmaßlichen Täters zurückgeführt. Laut Gerichtspsychiater Karl Dantendorfer leidet der 21-Jährige schon seit drei bis vier Jahren daran, er wurde aber noch nie behandelt. Die Folge können akustische und optische Wahnvorstellungen sein, durch die sich der Kranke in einem Bedrohungsszenario wähnt. In solch einem Zustand soll er auf sein Opfer ohne Hemmung eingeschlagen haben. “Ein gesunder Mensch könnte so eine Tat nicht verübt haben. Ich habe noch nie eine so verunstaltete Leiche gesehen“, erklärte Dantendorfer im Prozess. „Er ist nach wie vor so gefährlich wie zum Tatzeitpunkt. Eine Besserung ist sehr unwahrscheinlich.“ Die per Gericht erwirkte Einweisung in eine Anstalt dürfte für den 21-Jährigen also durchaus von lebenslanger Dauer sein.

Für Franz E. ist das alles kein Trost, genau so wenig wie die noch laufenden Erhebungen der Sonderkommision, die untersuchen, ob Versäumnisse der Behörden vorliegen. Die Ermittlungen beschäftigen sich damit, dass der mutmaßliche Täter schon vor dem Mord mehrmals wegen ähnlicher Attacken auf Frauen aufgefallen und angezeigt worden war. Die Anwälte von Franz E. – Dr. Alfred Boran und Mag. Mathias Burger - streben diesbezüglich einen Vergleich mit der Republik wegen Schadenersatz an. Das bedeutet für Franz E. aber vor allem ein Schuldeingeständnis des Staates. Denn, so Franz E.: „Das macht Maria ja auch nicht wieder lebendig.“

Kommentare

annas

na der täter ist ja bekannt gewesen, schon vorher, .... der ist ja ein schwarzer, auch noch dazu .... weit haben wir es gebracht. aber das ist jetzt schnee von gestern. tut mit leid, der witwer tut mir besonders leid.

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