Mögliche Hitlergruß-Fotos erhöhen Druck
auf Strache: Erste Rücktritt-Forderungen!

Für Van der Bellen ist das "Maß voll", für BZÖ auch<br>Gusenbauer überraschend milde: Jugendtorheiten FP-ÖChef kann "dumme Fotos" nicht ausschließen

Prammer erklärte auf die Frage, was sie von dem Gerücht halte, dass es zusätzlich zu den bereits veröffentlichten Fotos noch weitere geben soll, wo Strache mit Hitlergruß abgelichtet sein soll, meinte sie nur knapp, es gelte jetzt, "alle offenen Fragen zu klären", so wie sie es vom FPÖ-Chef bereits verlangt habe. "Darauf warte ich jetzt", sagte Prammer und betonte, dass es bei der Causa um "mehr als eine Klarstellung ginge", denn es sei eine Sache, was man vor 20 Jahren gemacht habe, eine zweite die Frage, "wie man heute dazu steht".

BZÖ-Grosz fordert den Rücktritt
Grosz wiederum warf Strache vor, die Öffentlichkeit bewusst über seine Vergangenzeit zu belügen. "Selbst dem Laien muss klar sein, dass man Gotcha nicht mit Schlagstöcken, einschlägiger Bewaffnung und Hitlergruß spielt. Wenn FPÖ-Obmann Strache jetzt nicht einmal mehr ausschließen kann, dass es von ihm Hitlergruß-Fotos gibt, schlägt das dem Fass endgültig den Boden aus. Dieses gesamte Konstrukt aus Lügen und Schwindelei passt aber auch gut zum Bild der widerlichen Zusammenrottung der FPÖ mit Alt-Nazis und Ewig-Gestrigen auf europäischer Ebene, wo die FPÖ-Führung mit Le Pen, Mussollini, Gollnisch und Kameraden gemeinsame Sache macht." Das BZÖ fordere auch eine sofortige Offenlegung aller Fotos von Strache.

Van der Bellen: "Das Maß ist voll"
Van der Bellen erklärte gegenüber der APA, man könne nicht ein Foto mit Hitler-Gruß, das Strache ja nicht ausschließen könne, als Jux und blöden Jugendstreich verharmlosen. "Wenn so ein Foto auftaucht, dann ist das Maß voll. Für NS-Wiederbetätigung gibt es einen Strafrahmen von ein bis zehn Jahren. Und man muss daran erinnern, dass in den letzten Jahren ja mehrere Fälle vor Gericht kamen und die Betroffenen rechtskräftigt verurteilt werden", verwies der Grünen-Chef auf David Irving. "Strache scheint nicht verstanden zu haben, dass das kein Spaß ist und keine Karnevalsangelegenheit. Als Chef einer Parlamentspartei ist er rücktrittsreif". Es stelle sich ja auch die Frage, "was taucht noch alles auf". Und es gehe ja nicht nur um den Parteichef allein, sondern um die ganze FPÖ.

ÖVP hält sich zurück
Missethon gab sich zurückhaltender. Auf die Frage, ob er glaube, dass ein Abgeordneter und sogar Klubchef im Parlament tragbar sei, der Fotos von ihm mit der rechten Hand zum Hitlergruß erhoben nicht ausschließen könne, sagte der ÖVP-Generalsekretär: "Wenn es so was gibt, dann gibt es bei uns in Österreich Gerichte, die sich damit beschäftigen. Da sind wir keine Bananenrepublik, sondern es gibt sehr klare Rechtsinstrumentarien." Allerdings gebe es von der ÖVP eine "sehr klare Positionierung über die Abgrenzung zum NS-Gedankengut".

Gusenbauer: Aus Jugendtorheiten keinen Strick drehen
Überraschend milde hat Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) nach dem Ministerrat die zuletzt aufgetauchten Fotos beurteilt, auf denen Strache bei einer wehrsportübungsähnlichen Veranstaltung zu sehen ist. Gusenbauer sprach von "Jugendtorheiten", aus denen man "Strache keinen Strick drehen" dürfe. "Wichtig ist, wie er heute dazu steht", forderte Gusenbauer von FP-Chef ein klares Bekenntnis zur Demokratie und eine Verurteilung der NS-Verbrechen ein.

Angesprochen auf die Aussage Straches, wonach nicht auszuschließen sei, dass es auch Fotos gebe, auf denen er mit dem Hitlergruß zu sehen ist, sagte Gusenbauer wörtlich: "Würde es solche Bilder geben, wäre das nicht gut. Auf der anderen Seite weiß ich nicht, wie alt der Herr Strache damals war." Sollte es solche Bilder geben, hätte Strache jedenfalls großen Bedarf, die eigenen Vergangenheit zu bewältigen, meinte Gusenbauer.

FPÖ-Chef sieht "gezielte Kampagne"
Auf einer Pressekonferenz im Rahmen der zweitägigen FPÖ-Klubklausur in Waidhofen an der Ybbs danach gefragt, ob er ausschließen kann, jemals die Hand zum Hitlergruß erhoben zu haben, verweigerte Strache die Antwort auf die "ganz gemeinen und miesen Suggestivfragen". Er sprach von "Gerüchten und Hypothesen" und einer "gezielten Kampagne" gegen seine Person. "Hören Sie bitte auf damit", so Strache,

In Fernsehen hatte Strache ein Hitlergruß-Foto nicht dezidiert ausgeschlossen und gemeint, dass er sich das nicht vorstellen könne. Er könne "dumme Fotos", die es geben könnte, nicht ausschließen, sagte der Parteichef erneut. Er sei zur Zeit, als die in der Öffentlichkeit bekannten Fotos in Uniform entstanden seien, ein junger Mensch gewesen und habe vielleicht nicht die nötige Reife gehabt. Es solle aber jener den ersten Stein werfen, der nie Dummheiten gemacht hat. Er habe "nichts Verbotenes" gemacht und sich von NS-Gedankengut immer distanziert, verteidigte sich Strache.

Es werde wahrscheinlich hunderte Fotos von ihm geben, die er nicht kenne. Und "nach 20 Jahren hat man so seine Probleme, sich zu erinnern". Vielleicht gebe es auch Bilder in Unterhose von ihm, so Strache, der eine gezielte Kampagne gegen seine Person ortete. Es gebe offenbar Versuche, ihn zu diskreditieren und zu beschädigen, sagte der Parteichef mit Verweis auf die jüngst aufgetauchte Geschichte, wonach er einen verschwenderischen Lebensstil habe. Rücktrittsaufforderungen wies er zurück.

(apa/red)