Wenn ein Großkunde die Krise hat

von Esther Mitterstieler © Bild: News

Seit VW am 20. September eingestand, die Abgaswerte bei Dieselautos getürkt zu haben, rumort es auch in der österreichischen Autozulieferindustrie. Noch will keiner etwas von einem Dämpfer im Geschäft spüren, doch zumindest einige Betriebe werden sich auf härtere Zeiten einstellen müssen. Die Kreditversicherer beobachten das Geschäft ohnehin europaweit mit Argusaugen und prüfen die Bonität der betroffenen Firmen sehr genau. Kurzfristig gebe es keine Probleme, so der Tenor; mittelfristig müsse man aber wachsam sein. Christian Berger, Chef von Coface Austria: „Wir sehen noch keine besonderen Warnzeichen.“

Glück im Unglück hatte jedenfalls Christian Planegger, Gründer und Chef des steirischen Ventilherstellers Ventrex Automotive. Am 8. September gab er bekannt, dass er sein Unternehmen an den niederländischen Industriekonzern Aalberts Industries verkauft. Überall war nachzulesen, wie happy die Niederländer über den Zukauf des Unternehmens sind, das in allen seinen Marktbereichen Welt- und Europaführer ist. Planegger sowieso, soll er doch einen ordentlichen Reibach gemacht haben. Keine zwei Wochen später flog die Abgasaffäre von VW auf. Und plötzlich war alles anders. Schließlich hat sich erwiesen, dass Ventrex mit VW einen doch nicht so krisenfesten Großkunden hat. In den Niederlanden soll man nicht mehr so glücklich über den Deal sein.

Auch bei einem anderen heimischen Zulieferer ändern sich die Besitzverhältnisse. Die Miba AG wird voraussichtlich Anfang Dezember der Börse den Rücken kehren. Das Technologieunternehmen steht ohnehin mehrheitlich im Besitz der Familie Mitterbauer. Peter Mitterbauer, lange Jahre auch Aufsichtsratschef der staatlichen Beteiligungsholding ÖIAG, hat vor zwei Jahren den Vorstandsvorsitz an Sohn F. Peter Mitterbauer abgetreten. Der Wunsch der Familie, wieder ganz im Besitz der Miba zu sein, ist nachvollziehbar. „Wir können ohne fremdes Eigenkapital wachsen“, sagt Therese Niss, die Schwester des Vorstandschefs. Der Rückzug spricht auch dafür, dass sich die Mitterbauers ihres Erfolgs sicher sind – den sie dann unter ihresgleichen teilen können.

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