Anti-Minen-Ball aus Afghanistan

"Mine Kafon": 80 Kilo schwere Kugel für 50 Dollar gegen verminte Gebiete.

Der "Mine Kafon" ist eine Kugel aus Bambus und biologisch abbaubarem Kunststoff, die in verminten Gebieten Sprengsätze unschädlich machen soll. Das Gerät verfügt über keinen eigenen Antrieb, sondern wird vom Wind über verminte Gebiete getrieben. Die Inspiration holte sich der afghanische Erfinder Massoud Hassani laut eigenen Angaben von Tumbleweed, den aus Western bekannten rollenden Büschen. Die rund 80 Kilogramm schwere Kugel verfügt über einen GPS-Sensor, der ihre Wege aufzeichnet. Bei Berührung mit einer scharfen Mine wird der Mine Kafon zerstört.

von "Mine Kafon", der Anti-Minen-Ball aus Afghanistan © Bild: Youtube

Mit dem ungefähr mannshohen Gerät soll es möglich werden, Minen kostengünstig unschädlich zu machen, ohne Menschen in Gefahr zu bringen. Die Herstellung eines Kafon kostet laut Hassani lediglich 50 Dollar pro Stück. Dadurch soll gewährleistet sein, dass die Räumung eines Minenfeldes mit dem Ball preiswerter ist als bisherige Verfahren. Das gilt laut Hersteller auch, wenn die Zahl der durch Minen zerfetzten Kafons hoch ist. Derzeit sucht Hassani nach Partnern für die industrielle Herstellung des Kafons. Dass die Idee funktioniert, hat der Entwickler anhand von Prototypen bereits demonstriert.

Der Prototyp des "Mine Kafon" in Aktion.

Hassani hat einen Kurzfilm gedreht, der die Entstehung des Anti-Minen-Balls dokumentiert und erste Tests begleitet. Die Dokumentation soll in Kürze erscheinen. Der Film soll auch zeigen, wie einfach ein Kafon hergestellt werden kann. Bambusstöcke werden in eine vorgefertigte Plastikkugel geschraubt und am anderen Ende mit Schuhen aus Gummi und Plastik versehen, welche die Kontaktfläche zum Boden bilden. Rollt der Kafon über eine aktive Mine, wird das Gerät in seine Einzelteile zerlegt. Kafon bedeutet in Afghanistan ja auch "sprengen".

Noch kein Wundermittel

"Ob solche Konzepte Sinn machen, hängt stark vom jeweiligen Einzelfall ab. Nur in klar abgetrennten Bereichen, in denen das Gelände geeignet ist und unter strenger Kontrolle von Experten bringt ein solches Gerät Vorteile. Diese Kontrolle gibt es nur im Rahmen von offiziellen Entminungssaktionen", erklärt Eva Amaria Fischer, Pressesprecherin von Handicap International. Die Kugeln einfach in verminten Gebieten auszusetzen, wäre gefährlich, da nicht gewährleistet werden könnte, ob sich Menschen in der Nähe befinden.

Zudem ist ein Kafon in vielen Gebieten ineffizient, da das Gerät nicht gesteuert werden kann. "Bei der Räumung von Minenfeldern wird versucht, den Kontakt zwischen Menschen und Sprengsätzen so gering wie möglich zu halten. Es gibt Maschinen, die Felder selbstständig oder ferngesteuert räumen, die sind aber groß und anfällig für Störungen. Viele verminte Gebiete sind so abgelegen oder unwegsam, dass diese Geräte ungeeignet sind", so Fischer. Hier bringt der Kafon Vorteile, da er leicht zu transportieren ist und keine Wartung benötigt.

"Die Idee ist gut, wenn das Gelände passt und der Einsatz im Kontext einer gesicherten Aktion passiert. In vielen Regionen bleibt der Mensch aber unersetzbar. Dann muss das Augenmerk auf Ausbildung, Sicherheit sowie genügend Geld und Zeit liegen, um die Menschen zu schützen. Bei uns ist bisher noch nie ein Unfall passiert. Eine Universallösung gibt es ohnehin nicht. Das Vorgehen muss immer auf das Gebiet und die eingesetzten Minen abgestimmt werden", sagt Fischer.

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