Rettungskräfte bei russischem Angriff auf Charkiw getötet

von Rettungskräfte bei russischem Angriff auf Charkiw getötet © Bild: APA/APA/AFP/GINTS IVUSKANS

Selenskyj will Sieg auf dem Schlachtfeld

Bei erneuten russischen Luftangriffen sind im Nordosten der Ukraine Behördenangaben zufolge sechs Menschen getötet und mindestens zwölf weitere verletzt worden. Drei Rettungskräfte seien unter den fünf Toten der Angriffe auf die Stadt Charkiw, erklärte Bürgermeister Ihor Terechow am Donnerstag im Onlinedienst Telegram. Der nationale Netzbetreiber Ukrenergo erklärte indes, die Ukraine müsse ihr Energienetz angesichts der massiven russischen Angriffe anders aufstellen.

Die getöteten Rettungskräfte in Charkiw seien 32, 41 und 52 Jahre alte Männer, erklärte Innenminister Ihor Klymenko. Eine vierte Rettungskraft sei unter den zwölf Verletzten. "Ein verabscheuungswürdiger und zynischer Angriff: als die Retter am Ort des Einschlag eintrafen, griffen die Terroristen wieder an", erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Bei dem vierten Todesopfer in einem anderen Stadtteil Charkiws handelt es sich den Angaben nach um eine 68-jährige Frau. Ein weiterer Mann wurde bei einem Angriff in einem Vorort der Stadt getötet, als er auf einem Traktor saß, wie Regionalgouverneur Oleh Synegubow berichtete. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge startete Russland in der Nacht auf Donnerstag 20 iranische Shahed-Drohnen in Richtung der Region Charkiw, elf davon wurden demnach abgewehrt.

Nach Angaben des ukrainischen Energieministeriums wurde zudem ein 47-jähriger Beschäftigter eines Gasverteilnetzes bei einem Luftangriff in der benachbarten Region Sumy getötet.

Die Ukraine wird fast jede Nacht aus Russland angegriffen, die grenznahe Stadt Charkiw ist dabei besonders oft im Visier russischer Truppen. Ukrainische Behörden fordern die westlichen Verbündeten regelmäßig auf, mehr Luftabwehrsysteme zu liefern, darunter moderne Patriot-Systeme aus den USA. Die US-Militärhilfe für Kiew ist derzeit ins Stocken geraten. Seit mehreren Monaten wird im Kongress ein milliardenschweres Hilfspaket blockiert.

Nach Angaben des Ukrenergo-Chefs Wolodymyr Kudryzky haben sich die russischen Angriffe zuletzt auf die Energieinfrastruktur verstärkt. "Wir können feststellen, dass die Intensität der Angriffe zugenommen hat", sagte Kudryzky. Vorher habe es binnen einer oder zwei Wochen einen "massiven Angriff" gegeben, nun sei es "eine ganze Serie, fast durchgehend".

Die Ukraine müsse daher ihr Stromnetz dezentralisieren, um ihre Abhängigkeit von großen Kraftwerken zu verringern. "Anstatt 15 oder 20 große Kraftwerke zu haben, müssen wir hunderte kleine bauen, die wegen ihrer Verteilung weniger anfällig für diese Angriffe sind", sagte Kudryzky weiter. Dafür müsse die Ukraine Geld von privaten Investoren einwerben.

Nach wiederholten Angriffen auf das Energiesystem müssen dem Energieministerium zufolge etwa 350.000 Menschen in der Region Charkiw Einschränkungen bei der Stromnutzung hinnehmen.

Auch im von Russland besetzen Süden kam es nach Angaben der pro-russischen Behörden zu Angriffen. Im Dorf Babyne am Ufer des Dnipro seien zwei Menschen von einer ukrainischen Drohne getötet worden, gab der von Moskau eingesetzte Regionalbehördenvertreter Andrej Alexejenko an. Ein weiterer Mann sei bei einem ukrainischen Angriff auf das frontnahe Donezk getötet worden, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Regionalbehörden.