Milos Zeman bezeichnet
Pussy Riot als "Huren"

Präsident sorgt mit Kraftausdrücken in Interview für heftige Kritik

von
Tschechien - Milos Zeman bezeichnet
Pussy Riot als "Huren"

Politiker, aber auch Medien und die Zivilgesellschaft kritisieren Zeman seither scharf. Ein Gymnasium im ostböhmischen Ort Pardubice entfernte etwa das offizielle Porträt des Staatschefs. Schuldirektor Marek Vyborny schrieb einen empörten Brief an das Präsidialamt. "Ich bin schockiert, was man vom Mund des Staatspräsidenten hören kann. Wir sind bemüht, das Amt des Präsidenten zu ehren und respektieren. Können Sie mir aber sagen, wie ich es ihnen erklären soll?", schrieb er laut Nachrichten-Portal "iDnes.cz" an Zeman. Auch eine Internet-Petition für die Abberufung Zemans vom Amt gibt es bereits - im Laufe der ersten 15 Stunden haben sie über 2.000 Leute unterzeichnet.

Regierungschef Bohuslav Sobotka erklärte, Zemans Aussagen schadeten dem Ruf seines Amtes. "Auch macht es uns keinen guten Namen im Ausland. Der Präsident sollte sich in jeder Situation professionell verhalten", sagte Sobotka.

Hunderte von Beschwerden

Mit der Affäre soll sich auch der vom Parlament gewählte Rundfunk-Rat befassen, der Hunderte von Beschwerden von Hörern erhielt. Der Rat soll allerdings nicht das Verhalten Zemans prüfen, sondern hinterfragen, ob der Rundfunk den Vorfall verhindern hätte können. Laut Vorschriften darf die Redaktion in Liveübertragung keine Personen einladen, bei denen angenommen werden muss, dass sie sich ungeeignet verhalten könnten. Man soll nun prüfen, wie man mit Interviews mit Zeman umgehe. Da das Gespräch am Sonntag live ausgestrahlt wurde, konnte die Redaktion des öffentlichen Senders die umstrittenen Aussagen nicht hinausschneiden.

Der Sprecher des Staatschefs, Jiri Ovcacek, verteidigte Zeman mit den Worten, der Präsident habe mit seinen Aussagen "auf eine bestimmte Art der Heuchelei hinweisen" wollen, die es in den letzten Monaten in der tschechischen Politik und Medien gebe. Auf einer Seite werden bei einigen Leuten derartige Ausdrücke akzeptiert, während bei anderen nicht, so Ovcacek in offensichtlicher Anspielung auf den Oppositionspolitiker Karel Schwarzenberg, der gelegentlich in Interviews schärfere Ausdrücke verwende.

Kommentare