„Wir werden mit sexuellen
Inhalten überflutet“

"Masters of Sex"-Hauptdarsteller Michael Sheen im Interview

Sie gelten als Wegbereiter der sexuellen Revolution. Jetzt geht „Masters of Sex“, die preisgekrönte Dramaserie rund um das Forscherpaar William Masters und Virginia Johnson, in die dritte Staffel (ab 15. September, immer dienstags um 21.00 Uhr auf Sky Atlantic). Hauptdarsteller Michael Sheen („Die Queen“, „Twilight“) im news.at-Interview über die Faszination der Kultforscher – und die Übersexualisierung unserer Gesellschaft.

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Serie - „Wir werden mit sexuellen
Inhalten überflutet“

NEWS.at: Wie hat sich William Masters in der dritten Staffel von „Masters of Sex“ verändert?
Michael Sheen
: Bislang hat seine Arbeit mit Virginia großteils im verborgenen stattgefunden, doch in der dritten Staffel werden ihre Forschungen erstmals öffentlich, denn sie haben ein kontroverses Buch publiziert. Virginia kann im Gegensatz zu Bill allerdings viel besser mit der Öffentlichkeit umgehen, der Umgang mit Menschen liegt ihr weit mehr als ihm. Für ihn ist das alles nicht so leicht, er ist zurückhaltend und unsicher. Hinzu kommt die kulturelle Veränderung: „Masters of Sex“ hat in den 50er Jahren angefangen, jetzt befinden wir uns in der Mitte der 60er Jahre. Der Vietnam Krieg findet statt und dominiert die Politik, Virginias Kinder sind alt genug, um selber erste sexuelle Erfahrungen zu machen. Und Williams Frau Libby hat herausgefunden, dass er und Virginia ein Verhältnis haben.

NEWS.at: Was interessiert Sie an der Figur William Masters am meisten?
Sheen
: Masters war ein Mann, der innerlich voller Konflikte war. Er hat sein gesamtes Leben seinen in der Öffentlichkeit und in der Kollegenschaft umstrittenen Sexualforschungen gewidmet. Es geht bei seiner Arbeit aber nicht nur um Sex, sondern auch um Intimität. Dass sich ein Mann, der innerlich so demoliert ist, der durch seine schwierige Kindheit höchst traumatisiert ist, sich all dem aussetzt finde ich sehr spannend.

NEWS.at: Wie haben Sie sich auf solch eine komplexe Figur vorbereitet?
Sheen
: Ich habe Ärzte getroffen, die denselben Job machen wie ihn William Masters hatte, und mich lange mit ihnen unterhalten. Mir ist es aber in erster Linie darum gegangen, seine Figur zu verstehen, was ihn innerlich angetrieben hat. Dadurch hat sich dann eine Kombination aus der realen Person, derjenigen, die der Drehbuchautor geschrieben hat und meiner Interpretation ergeben.

NEWS.at: Williams und Masters gelten als Wegbereiter der sexuellen Revolution. Ist heute in Sachen Sex wirklich alles einfacher als damals?
Sheen
: Ich glaube, dass es heutzutage genauso kompliziert wie in den Zeiten von Masters und Johnson. Das Verhältnis zwischen den Menschen und ihrer Sexualität war immer schon schwierig – und das ist es auch heute noch. Heute geht man mit Sexualität sehr offen um, kann sich jede nur erdenkliche Information in Sachen Sex über das Internet besorgen. Das war in den prüden 60er Jahren vollkommen undenkbar. Wenn man da Probleme in der Beziehung hatte war es fast unmöglich nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, viele Menschen hatten mit Schuldvorwürfen zu kämpfen. Man hat vieles einfach unter den Teppich gekehrt und nicht darüber gesprochen.

NEWS.at: Heute hingegen herrscht oft eine regelrechte Übersexualisierung.
Sheen
: Ja. Wir werden mit sexuellen Inhalten überflutet und es werden fragwürdige sexuelle Ideale verkauft. Die Werbung, die Medien – alles ist voll damit. Da ist es kein Wunder, wenn Menschen verunsichert werden und sich fragen, was denn nun das sexuelle Ideal ist. Doch ich glaube es gibt bei diesem Problem nur eine Lösung: Jeder muss für sich selber herausfinden was der eigene beste Weg zu erfüllter Sexualität ist. Da kann uns niemand helfen.

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