Rassistische Anfeindungen
gegen Prinz Harrys Prinzessin

Prinz Harrys Freundin erklärt, wie schwierig es für sie als People of Color Schauspielerin in Hollywood ist

Seit dem Bekanntwerden ihrer Beziehung mit Prinz Harry steht US-Schauspielerin Meghan Markle vermehrt im Fokus der Öffentlichkeit. In einem emotionalen Essay für die britischen "Elle" schreibt die 35-Jährige darüber, wie schwer es für sie als People of Color Schauspielerin in Hollywood ist.

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Trauriges Geständnis - Rassistische Anfeindungen
gegen Prinz Harrys Prinzessin

Dass Meghan Markles Beziehung zu Prinz Harry offiziell vom Palast bestätigt wurde, war hauptsächlich den Anfeindungen, denen sich die Schauspielerin ausgesetzt sah, geschuldet. In einem ungewöhnlich emotionalen Statement bat der Fünfte der britischen Thronfolge die Medien und die Öffentlichkeit darum, sich in Zurückhaltung zu üben. "Prinz Harry ist besorgt um Miss Markles Sicherheit und zutiefst enttäuscht, dass es ihm nicht gelungen ist, sie zu beschützen", hieß es im offiziellen Statement, das der Enkelsohn der Queen Anfang November über einen Sprecher veröffentlichen ließ.

Von Beschimpfungen, Belästigungen, unverblümtem Sexismus und Rassismus war die Rede. "Das ist kein Spiel - es ist ihr und sein Leben", war in Harrys Statement zu lesen. Doch Meghan Markle hat nicht erst seit Bekanntwerden ihrer Beziehung zum britischen Prinzen mit Rassismus zu kämpfen. Als People of Color Schauspielerin - ihre Mutter ist Afroamerikanerin, ihr Vater ein Weißer - hat sie es in Hollywood alles andere als leicht.

Als Meghans Eltern sich kennenlernten, war er Beleuchtungsdirektor einer Seifenoper, sie jobbte als Aushilfskraft im Studio. Die beiden verliebten sich, heirateten und bekamen Meghan. Wenn Mutter und Tochter im Valley von Los Angeles unterwegs waren, hielt man Erstere oftmals für die Nanny. Mit der Tatsache, nicht in ein Schema zu passen, wurde Meghan erstmals als Siebenjährige konfrontiert. Als sie sich an Weihnachten ein Barbiepuppen-Set bestehend aus Vater, Mutter und zwei Kindern, wünschte, gab es nur die Wahl zwischen einer komplett weißen und einer komplett schwarzen Familie. Im "Elle"-Essay schreibt Meghan, sie könne sich nicht mehr erinnern, ob sie die weiße oder die schwarze Familie bevorzugt hätte, geschenkt bekam sie jedenfalls eine mit beiden Seiten. Eine schwarze Mutter, einen weißen Vater und jeweils ein schwarzes und ein weißes Kind. "Mein Vater trennte die beiden Sets und gestaltete meine Familie", schreibt Meghan.

In der siebenten Klasse musste sich Meghan in der Schule erneut für eine Kategorie entscheiden. Es gab die Wahl zwischen weißen, schwarzen, hispanischen oder asiatischen Boxen. Meghan sollte sich entscheiden - doch wofür? "Du konntest nur eine wählen, aber das wäre gewesen, als würde ich ein Elternteil vor das andere stellen - und eine Hälfte von mir über die andere." Die Lehrerin meinte, Meghan solle sich für die kaukasische Box entscheiden, denn so würde sie aussehen, doch das brachte sie nicht übers Herz. "Also wählte ich keine Box. Ich ließ meine Identität frei - ein Fragezeichen, etwas absolut Unvollständiges - so wie ich mich fühlte", schreibt Prinz Harrys Freundin heute.

»Ich war nicht schwarz genug für schwarze Rollen und nicht weiß genug für weiße Rollen.«

Als Schauspielerin war Meghan erneut mit Problemen ihrer Hautfarbe konfrontiert. "Ich war nicht schwarz genug für schwarze Rollen und nicht weiß genug für weiße Rollen, irgendwo dazwischen als ethnisches Chamäleon, das keine Jobs bekam", erinnert sich die heute 35-Jährige. Doch dann kam "Suits" und Meghan war plötzlich genau richtig. Die Produzenten der Serie suchten nicht nach einem bestimmten Typen, sondern schlicht nach Rachel Zane. In Meghan Markle haben sie sie gefunden.

Gegen Ende der zweiten Staffel wurde die Rolle von Rachels Vater gecastet. Man entschied sich für Wendell Pierce, einen dunkelhäutigen Afroamerikaner. Viele Zuschauer, die sich bis dato keinerlei Gedanken über Meghan Markles Hautfarbe gemacht hatten, waren plötzlich schockiert. "Warum ist ihr Vater schwarz? Sie ist nicht schwarz" oder "Was, sie ist schwarz? Ich dachte, sie wäre heiß?", waren noch die nettesten Kommentare, die die Schauspielerin auf Twitter lesen musste.

Spätestens seit den Geschehnissen in Ferguson oder Baltimore kocht der Rassenkonflikt in den Vereinigten Staaten hoch wie schon lange nicht mehr. Meghan Markle steht genau dazwischen. Als People of Color Frau sehe ich mit Entsetzen, dass beide Seiten einer Kultur, der ich mich zugehörig fühle, zu Opfern der Medien werden, die Stereotypen aufrechterhalten und uns darin erinnern, dass die Staaten möglicherweise nur Bandagen über die Probleme gelegt aber niemals die Wurzel geheilt haben", schreibt die Schauspielerin in ihrem Beitrag für die "Elle".

Inzwischen sieht sich Meghan nicht mehr als "undefinierbare graue Person", sondern ist stolz auf ihre Herkunft und ihren Stammbaum. Bei all den Problemen, mit denen sich diese starke Frau in den vergangenen Jahren konfrontiert sah, ist die Tatsache, dass sie das Weihnachtsfest nicht mit ihrem Freund verbringen kann, wohl verschmerzbar. Das höfische Protokoll ist hier streng, nur Mitglieder der Königsfamilie dürfen mit der Queen feiern. Auch Herzogin Kate musste ganze zehn Jahre lang ausharren, bis sie als Prinz Williams Verlobte erstmals eingeladen wurde. Doch wer weiß: Vielleicht sitzt bald auch eine Prinzessin Meghan mit dem Royals am Tisch - es wäre nicht die erste Hürde, die sie überwunden hat.

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