Datenschutz: Warum
Patientendaten gefährdet sind wie nie

Ärzte verschicken Daten übers Smartphone: Was das für Konsequenzen haben kann

von Fakten - Datenschutz: Warum
Patientendaten gefährdet sind wie nie © Bild: © Corbis. All Rights Reserved.

Laut dem Imperial College London haben zwei Drittel der britischen Ärzte sich schon per SMS mit Kollegen über Patienten ausgetauscht. 46 Prozent haben Bild-Messaging-Dienste für Röntgenaufnahmen genutzt. Aufgrund fehlender Verschlüsselung bedeutet das ein großes Risiko, das kritische und vertrauliche Daten in falsche Hände geraten. Der medizinische Bereich brauche dringend Ansätze für die sichere Nutzung moderner Technologien, mahnen daher die Forscher - darunter auch Lord Darzi, der ehemalige britische Gesundheitsminister.

Experten: Darum ist das Risiko zu hoch

Diese Art der Übertragung von Patientendaten "ist derzeit unsicher und könnte in einer unbeabsichtigten Veröffentlichung von hochsensiblen und vertraulichen Daten resultieren", sagten die Forscher mit. Außerdem sei davon auch die Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht gefährdet. Auch wenn die Nachrichten ohne Zweifel mit besten Absichten für die Patienten verschickt würden, so sei das Risiko einfach noch zu hoch, wie Datenschutzexperten gegenüber der Nachrichtenseite "The Guardian" mitteilten. Noch fehlen adäquate Sicherheitslösungen für Smartphones von Ärzten. Und die Experten warnen: Was passiert, wenn die Nachricht an die falsche Nummer verschickt wird?

Smartphones und Co. nicht mehr wegzudenken

Praktisch jeder befragte britische Arzt hat schon ein Smartphone, fast drei Viertel besitzen auch ein Tablet, heißt es in dem veröffentlichten Bericht der Forscher. Bei Krankenschwestern sind die Geräte nur etwas weniger verbreitet. 92 Prozent der Ärzte und 53 Prozent der Krankenschwestern finden die Geräte für die Arbeit zumindest "nützlich" - und da wird es datenschutztechnisch kritisch. Denn der gefühlte Nutzen kommt gerade bei Ärzten vielfach auch davon, dass sie sich mittels Smartphone über Patienten austauschen.

65 Prozent der befragten Ärzte haben nach eigenen Angaben Patientendaten per SMS übermittelt, fast die Hälfte mittels Messaging-Diensten auch Fotos von Wunden oder Röntgenausnahmen. Krankenschwestern sind da mit 14 beziehungsweise 7,5 Prozent deutlich vorsichtiger. Gut so, denn solche Übertragungen sind ein Risiko. Komplett sichere Messaging-Dienste für Smartphones gibt es den Forschern zufolge in Großbritannien gar nicht, zudem dürften die Patientendaten meist unverschlüsselt übertragen werden.

So könnten mögliche Lösungsansätze aussehen

Verbote dürften sich kaum als Lösungsansatz eignen. Immerhin wünschen sich sieben von zehn britischen Ärzten ausdrücklich eine sichere Methode, Patientendaten mit ihren Smartphones an Kollegen zu schicken. Auch mehr als ein Drittel der Krankenschwestern möchte das. Wichtig wäre es den Forschern, medizinisches Personal wirklich über die Risiken der Smartphone-Nutzung aufzuklären. Ihre Ergebnisse seien insgesamt ein "deutlicher Hinweis, dass Organisationen im Gesundheitswesen Strategien für die gefahrlose und sichere Nutzung digitaler Technologien am Arbeitsplatz entwickeln müssen".

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