Martin Freeman: "Ich war mein Leben lang der Hobbit"

Der smarte Brite, der derzeit wieder als Bilbo amtiert, gibt sich als Gentleman

von Martin Freeman © Bild: Getty/Walker

Wodurch genau zeichnet sich ein Hobbit aus, Mr. Freeman? "Er braucht Verletzlichkeit, Humor, und einen gewissen Sinn für das Lächerliche. Er sollte auch Angst kennen. Alles, was einem Macho nahekommt, macht keinen guten Hobbit.“

Das klingt nach einem feinen Kerl, und Gelegenheit zur Panik bietet Peter Jacksons Dreistunden-Epos in genügendem Ausmaß: Riesenspinnen, blutrünstige Orks, gar korrupte Politiker bedrängen den Helden bis zum Showdown mit dem Drachen Smaug (dem im Original Benedict Cumberbatch das sonore Organ leiht).

Der Hobbit 2
© Warner Bros. Martin Freeman in seiner Rolle als "Der Hobbit"

Nun ist Mr. Tolkien seit längerem tot und seine Hinterlassenschaft überschaubar. Fürchtet Martin Freeman nicht, als arbeitsloser Hobbit zu enden? Vor ein paar Jahren habe ihn diese Vorstellung durchaus geängstigt, bestätigt er. "Heute aber denke ich, wenn mir Passanten in zwanzig Jahren Bilbo nachrufen, ist das ein Glücksfall. Was immer man mir auf der Straße nachruft, ist willkommen, solange es freundlich ist.“

Bescheidenheit

Diese Bescheidenheit ist Freemans größte Zier. Denn im Unterschied zu manch anderen, eher klein gewachsenen Menschen - Freeman misst nur 169 Zentimeter - hat er es nie für nötig befunden, ein kompensierendes Superego aufzubauen. Dass er in der Schule stets der Kleinste war? Am Anfang seiner Filmkarriere auf den schüchternen, oft unscheinbaren Typen reduziert wurde? Who cares? Wahre Größe findet sich nicht am Meterstab.

Spektakuläre Zweitexistenz

Auch sein Familienleben gestaltet sich hobbitartig-bescheiden: Mit Gefährtin Amanda Abbington 37, Sohn Joe, 7, und Tochter Grace 5, lebt er unspektakulär im britischen Hertfordshire. Irgendwie ist es Freeman bisher gelungen, Paparazzi auf Distanz zu halten. Und das, obwohl er neben der Hobbit-Rolle auf eine ähnlich spektakuläre Zweitexistenz verweisen kann: In der ingeniösen BBC-Serie "Sherlock“ generierte er an der Seite des Titeldetektivs Benedict Cumberbatch als Dr. Watson eine veritable Sensation. Und gerade an Cumberbatch wird ihm fast täglich vor Augen geführt, was es heißt, vollends im Rampenlicht zu stehen. Der wird als Sexsymbol von Paparazzi und Stalkern gemartet, während Kollege Freeman ein minder strapaziöses Leben pflegt.

Wie sehr der kleine Große geschätzt wird, zeigt Folgendes: "Hobbit“-Regisseur Jackson (17 Oscars für "Herr der Ringe“) verschob die Dreharbeiten um zwei Monate, da sein Hauptdarsteller bei "Sherlock“ unabkömmlich war. "Ich dachte, der Zug ist abgefahren. Dann rief mein Agent an:, Junge, du bist noch im Spiel!’ Peter hatte den Drehplan komplett geschmissen! Wer erlebt denn sowas?“

Schön, dass der Ruhm noch nicht Routine ist.

Kommentare