Machtkampf bei Volkswagen

Winterkorn sammelt Truppen gegen Piech - Porsche-Familie schweigt zu Debatte

VW-Chef Martin Winterkorn will sich im Machtkampf bei Volkswagen mit dem mächtigen Firmenpatriarchen Ferdinand Piech nicht geschlagen geben. "Winterkorn wird nicht aufgeben, er wird weitermachen", sagte ein Unternehmensinsider am Wochenende der Nachrichtenagentur Reuters. "Winterkorn hat starke Verbündete - Niedersachsen und den Betriebsrat."

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KFZ-Industrie - Machtkampf bei Volkswagen

Beide hatten sich bereits am Freitag demonstrativ hinter den 67-Jährigen gestellt, der den größten Autohersteller Europas mit 600.000 Beschäftigten seit 2007 führt. Zusammen verfügen Land und Arbeitnehmer-Vertreter über die Mehrheit im Aufsichtsrat.

Piech "auf Distanz" zu Winterkorn

Aufsichtsratschef Piech hatte sich im "Spiegel" mit dem Satz zitieren lassen: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Angesichts der Macht- und Eigentumsverhältnisse - die Familie von Porsche-Enkel Piech ist noch vor Niedersachsen größter VW-Aktionär - kommt dies einer öffentlichen Demontage Winterkorns gleich. Er hatte sich Hoffnungen gemacht, Piech nach dessen Abgang 2017 als Aufsichtsratschef zu beerben. Nach den überraschenden Äußerungen Piechs erscheint nicht nur dies fraglich, sondern auch, ob Winterkorn seinen bis Ende 2016 laufenden Vertrag überhaupt noch erfüllen wird.

Kampflos geschlagen geben will er sich offenbar nicht. "Piech will ihn killen, aber Winterkorn kämpft", zitierte die "Bild am Sonntag" einen Vertrauten des Konzernlenkers. Hinter diesen stellte sich bereits der mächtige Betriebsratschef Bernd Osterloh. Mit Winterkorn habe der Konzern "den erfolgreichsten Automobilmanager an Bord", erklärte Osterloh. Wenn es nach dem Willen der Arbeitnehmer gehe, solle Winterkorns Vertrag über 2016 hinaus verlängert werden. Niedersachsen stärkte Winterkorn ebenfalls den Rücken. Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) griff Piech direkt an: "Man sollte bitte nicht den erfolgreichen VW-Konzern durch solch öffentliche Einlassungen in eine schwierige Situation bringen", sagte er der "Bild am Sonntag". Er sehe der Ankündigung Piechs "auch aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Aufsichtsrat sehr gelassen entgegen".

Porsche-Familie schweigt zu Vorgängen

Die Familien Piech und Porsche besitzen zwar über die von ihnen kontrollierte Porsche SE die Mehrheit von 51 Prozent der VW-Aktien, stellen allerdings nur fünf der 20 Mitglieder des Aufsichtsrats. Das Land Niedersachsen, ohne das wegen seiner Sperrminorität beim Zwölf-Markenkonzern Volkswagen gar nichts geht, entsendet zwei Vertreter in den Aufsichtsrat, Lies und Ministerpräsident Stephan Weil, die Arbeitnehmerseite zehn. Die Porsche-Familie wollte sich nicht zu den Vorgängen äußern.

Dem "Spiegel"-Bericht zufolge wirft Piechs Bruder Hans Michel, der ebenfalls im VW-Aufsichtsrat sitzt, Winterkorn Versäumnisse vor. Zu Piechs Kritikpunkten zählt demnach, dass Winterkorn die Probleme im US-Geschäft bisher nicht in den Griff bekommen hat und die Hauptmarke VW bei der Ertragskraft schwächelt. Ebenfalls kritisch sehen manche, dass VW zwar seit vielen Jahren über den Einstieg ins Billigsegment diskutiert, bisher aber keine Entscheidung getroffen hat.

Spekulationen, er könne seine Ehefrau Ursula Piech zu seiner Nachfolgerin küren, erteilte Piech eine Absage. "Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen, und das sind keine Familienmitglieder, das ist auch nicht meine Frau", zitierte der "Spiegel" ihn. Er machte erneut seine Ansicht klar, dass die Chefposten in Vorstand und Aufsichtsrat bei VW von Technikern besetzt werden müssten. Die Kandidaten dafür seien bereits im Unternehmen. Piech selbst will die Entscheidung, wer künftig an der Spitze des Vorstands und des Aufsichtsrats stehen soll, erst 2017 fällen - "kurz vor meinem Ausscheiden".

Kommentare

Dieser Piech ist einer der geschmacklosesten Manager, ohne Gesicht und menschliches Blut.

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